Vor Olympia Ex-Trainerin Schäfer kritisiert Zustand der Leichtathletik
Berlin (dpa) - In einem Rundumschlag hat die frühere Trainerin Gertrud Schäfer den aktuellen Zustand der deutschen Leichtathletik heftig kritisiert und dabei vor allem die Ausfälle vieler Top-Athleten vor Olympia beklagt.
Die Technik von Weitsprung- Weltmeisterin Malaika Mihambo hält Schäfer nicht für optimal, die Zentralisierung im Verband für völlig falsch. "Ich würde die Athleten zu den besten Trainern schicken; das müssen keine Bundestrainer sein. Das sind nämlich nicht immer gleichzeitig die besten Trainer. Die Zentralisierung ist vollkommen falsch", sagte die 76-Jährige in einem "Sport1"-Gespräch.
Schäfer hatte unter anderen die Weltklasse-Siebenkämpferin Sabine Braun 1991 und 1997 zu WM-Gold sowie 1990 und 1994 zu EM-Titeln und 1992 zu Olympia-Bronze geführt.
Auch die heutigen Trainer sieht sie in der Verantwortung. "Die angestellten Trainer des Verbandes können doch gar nicht anders, als den Leuten oben nach dem Mund zu reden", beklagte Schäfer. "Ich als pensionierte Beamtin muss gar nichts machen, was die wollen. Ich mache, was für den Athleten richtig ist."
"Wird einfach nicht richtig trainiert"
Den Zehn- und Siebenkampf Mitte Juni in Ratingen hat sie vor Ort verfolgt. "Da wird einfach nicht richtig trainiert. Da wird immer noch das Krafttraining aus dem Gewichtheben gemacht und die am meisten beanspruchten Körperteile nicht entsprechend trainiert und belastet", meinte die ehemalige Trainerin aus Marl, die auch im medizinischen Bereich Defizite ausgemacht hat. "Die normalen sportärztlichen Untersuchungen kannst du im Grunde knicken. Die müssen viel intensiver sein", forderte sie.
Der Absprung von Mihambo, die am Sonntag erstmals in dieser Saison die 7-Meter-Marke übersprungen hatte, sei "eine Katastrophe." Schäfer: "Du trainierst den Fuß falsch, das kommt am Knie falsch an und an der Hüfte auch. Die Trainer haben überhaupt keine Ahnung und sind sowas von unbedarft in der Erkennung und Handhabung anatomischer Schwächen."