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Zum journalistischen Leitbild von t-online.WM 2010 in Südafrika Delling, Netzer & Co: Deutschlands Fußball-Talkmaster
"Ein Spiel dauert 90 Minuten" pflegte Trainerlegende Sepp Herberger stets zu sagen, doch die Moderation eines Fußball-Spiels dauert oftmals wesentlich länger. Daher müssen die Moderatoren einer Fußballübertragung redegewandt, unterhaltsam und fachkompetent sein. Um zumindest die Fachkompetenz zu gewährleisten, stellen die TV-Sender den Journalisten oftmals alte Fußball-Legenden als Experten zur Seite.
Grimme- Preis für Delling und Netzer
Das bekannteste Moderatoren-Duo im deutschen Fußball besteht aus dem Journalisten Gerhard Delling und der Spielmacher-Legende Günter Netzer. Seit 1998 moderieren und analysieren beide gemeinsam Fußball-Länderspiele für die ARD. Dabei nutzen sie jede Gelegenheit, um sich ihre gegenseitige Wertschätzung zu zeigen (Delling: "Haben Sie beim Gegner auch dieses selbstbewusste Siegerlächeln gesehen?" Netzer: "Nö, ich habe festgestellt, dass die Milchgesichter haben, wie Sie."). Im Jahr 2000 wurden beide für ihre Zusammenarbeit mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Allerdings zeigt sich nicht jeder so angetan von der zwar lockeren, aber auch oftmals kritischen Berichterstattung der Moderatoren.
"Du sitzt hier locker auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken"
Die andauernde Kritik von Netzer und Delling war Anlass für einen der berühmtesten Wutausbrüche im deutschen Sportfernsehen. Nach dem mageren 0:0 gegen Island in der EM-Quali 2004, setzte sich der damalige Coach der Nationalelf Rudi Völler gegen die Kritik an seiner Mannschaft zur Wehr. In einem Rundumschlag empfahl er Delling lieber "Samstagabend Unterhaltung zu machen und Thomas Gottschalk bei "Wetten dass" abzulösen." Leidtragender war der anwesende ARD-Moderator Waldemar Hartmann, der laut Völler nur so entspannt war, weil er "vor der Sendung drei Weizenbier getrunken hatte". Völler entschuldigte sich später bei Hartmann für diese Aussage. Dieser nahm es gelassen und profitierte am Ende sogar von der Kritik: Er wirbt seitdem für Weißbier.
Mehmet Scholl als Experte
Mit dem ehemaligen FC Bayern-Profi Mehmet Scholl konnte die ARD einen weiteren Experten gewinnen. Scholl präsentiert sich bei seinen Analysen genauso ehrlich und geradeaus, wie er es bereits als Spieler war. Seine lockere und freche Art ist eine willkommene Abwechslung zu den oftmals trockenen Kommentaren seiner Kollegen. Er soll langfristig Günter Netzer als Experten ersetzen, der nach der WM 2010 auf eigenen Wunsch hin aufhören wird.
Jürgen Klopp könnte sogar einer Oma die Abseitsfalle erklären
Einer der beliebtesten Fußball-Experten ist nach wie vor der "TV-Bundestrainer" Jürgen Klopp. Zusammen mit Ex-Fifa Schiri Urs Meier sowie dem Moderator Johannes B. Kerner analysierte er während der WM 2006 die Spiele. Während Meier sich zu kritischen Schiedsrichterentscheidungen äußerte, veranschaulichte Klopp mit Hilfe eines elektronischen "Taktik-Tischs" Spielzüge. Seine unterhaltsamen, aber auch sehr kompetenten Erklärungen waren unterhaltsamer als viele Spiele und erweckten den Eindruck, dass er selbst einer Oma auf offener Straße die Abseitsfalle verständlich machen könnte. Das Trio wurde für seine Leistung mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Kahn als Nachfolger von Klopp
Etwas weniger unterhaltsam, aber sicherlich nicht weniger Fußball-kompetent, ist Klopps Nachfolger beim ZDF, Oliver Kahn. Der ehemalige Torwart-Titan des FC Bayern München unterstützt mit seiner langjährigen Erfahrung die Moderatorin des "aktuellen sportstudios", Katrin Müller Hohenstein. Seine Nachfolger im Tor betrachtet er natürlich besonders kritisch, aber auch zu den psychischen Aspekten des Spiels hat er stets etwas zu sagen. Und wer könnte die Zuschauer besser über die Psyche eines Fußballprofis aufklären, als Ur-Motivator Kahn, dessen letztes Buch mit dem vielsagenden Titel "Ich. Erfolg kommt von innen" benannt ist?