Bedenken wegen Corona-Krise Nach scharfer Kritik: Handball-WM doch ohne Zuschauer
Die ursprüngliche Entscheidung der Organisatoren sorgte für Diskussionen. Nun wird umgeschwenkt – zuvor gab es Proteste von 14 Mannschaftskapitänen der Teilnehmer.
Gewohnte Geisterkulisse und mehr Sicherheit statt lautstarkem Applaus und zusätzlichen Gefahren: Wenige Tage vor dem Start der Handball-WM ist die Kritik einer Spielerinitiative um DHB-Anführer Uwe Gensheimer und 13 weiteren Kapitänen erhört worden – die Spiele in Ägypten finden angesichts der Corona-Pandemie nun doch ohne Zuschauer statt.
Unmittelbar vor dem am Mittwoch startenden Turnier wurde bei einem Spitzentreffen am Sonntag zwischen den Organisatoren, dem Weltverband IHF und der ägyptischen Regierung damit das knifflige Thema gelöst. Wie brisant die Entscheidung war, zeigte alleine die hochkarätige Besetzung des Gesprächs: Neben dem IHF-Präsidenten Hassan Moustafa nahm auch der ägyptische Premierminister Mostafa Madbuli an der Sitzung teil.
Bundestrainer Gislason befürwortet Entscheidung
"Es ist das Wichtigste, dass alle gesund bleiben. Das ist eine zusätzliche Sicherheit, die wir jetzt haben. Natürlich macht es uns mehr Spaß, vor Zuschauern zu spielen, aber bei der aktuellen Lage, ist es die richtige Entscheidung", sagte Gensheimer in der ARD. "Das wird die Blase deutlich sicherer machen. Ich finde es toll, dass es so gehandhabt wird", betonte Bundestrainer Alfred Gislason.
Die IHF hatte noch vor wenigen Tagen bekräftigt, die vier WM-Hallen bis zu 20 Prozent mit Zuschauern zu füllen. Damit wurde die Hallenkapazität etwas reduziert, zuvor war von einer 30-prozentigen Auslastung die Rede gewesen. Der ägyptische Weltverbands-Präsident Moustafa hatte, als die Corona-Pandemie schon weltweit wütete, lange noch von einem Zuschauerrekord für "seine" WM geträumt.
Bitter: "Vernünftige Nachricht"
Nun nahm der Druck in den vergangenen Tagen immer mehr zu, auf die angespannte Gesundheitslage mit größter Vorsicht zu reagieren – auch in Ägypten schnellten die Zahlen der Neuinfektionen zuletzt wieder hoch. Einigen Spielern reichte daher die Reduzierung der Kapazität von 30 auf 20 Prozent der Zuschauer nicht aus.
"Die Nachricht freut mich sehr, weil sie sehr vernünftig ist. Wir waren optimistisch. Man hat die Sorgen der Spieler sehr ernst genommen", sagte Nationaltorhüter Johannes Bitter, einer der Initiatoren des Protests.
Zuvor gab es viele prominente Kritiker
"Ich finde es mehr als fragwürdig, in solch einer Zeit Zuschauer in die Hallen zu lassen", hatte er im Vorfeld des Treffens erklärt. Die prominenten Kritiker aus Europa, darunter auch Welthandballer Niklas Landin aus Dänemark und Kroatiens Spielmacher Domagoj Duvnjak, empfahlen daher "dringend, dieses Thema zu überdenken".
Verständnis für die Verunsicherung hatte auch der frühere Weltklasse-Linksaußen Stefan Kretzschmar. "Wenn wir darüber reden, dass wir die Risiken maximal minimieren wollen, ist es der Sache natürlich nicht gerade zuträglich, dass man sagt, man lässt jetzt Zuschauer rein", sagte der 47-Jährige. Letztlich sahen dies dann auch die Organisatoren so.
- Nachrichtenagentur SID