Wegen Weigerung zur Mitarbeit FIFA sperrt Beckenbauer provisorisch für 90 Tage
Angesichts seiner FIFA-Sperre von 90 Tagen will Franz Beckenbauer auf eine Reise zur Weltmeisterschaft nach Brasilien verzichten. "Die WM ist für mich gestrichen. Ich gehe davon aus, dass ich bei der FIFA nicht mehr willkommen bin", sagte Beckenbauer der "Bild"-Zeitung. Ursprünglich wollte der Kaiser vom Halbfinale an bei der WM vor Ort sein.
Der Weltverband begründete die Maßnahme mit einem mutmaßlichen Verstoß gegen das Ethikreglement. Das frühere Mitglied des Exekutivkomitees habe in einer Untersuchung der Ethikkommission zu den WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar nicht kooperiert. Die Sperre wurde auf Antrag von FIFA-Chefermittler Michael Garcia ausgesprochen und gilt von sofort an.
Strafe hat eher symbolischen Charakter
Auch habe Beckenbauer nicht auf schriftliche Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden, geantwortet. Der Weltmeister von 1974 bestreitet diesen Vorwurf. "Das ist ein bisserl andersherum. Ich war bereit, alle relevanten Fragen zu beantworten, nur die kamen in Juristen-Englisch, die ich bei einer so komplizierten Materie nicht vollständig verstanden habe", sagte er. Beckenbauer fügte an: "Ich bat daraufhin höflich um eine Unterredung in deutscher Sprache, und diese wurde abgelehnt. Daraufhin war meine Reaktion: Dann eben nicht."
Große Auswirkungen hat die Sperre allerdings nicht, denn der Deutsche hat im Weltverband nur noch eine beratende Funktion inne. Seit April 2011 kümmert er sich in einer Task Force Football mit anderen früheren Fußballgrößen um die Entwicklung und Zukunft seines Sports. Das einzige offizielle Amt, das er bekleidet, ist das des Ehrenpräsidenten von Bayern München.
Katar immer wieder in den Schlagzeilen
Zuletzt hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, der Kaiser habe bei der brisanten WM-Vergabe 2022 an Katar weder im ersten, noch im entscheidende zweiten Durchgang für den Wüstenstaat gestimmt. Seine Favoriten seien erst Australien und dann die USA gewesen.
Beckenbauer hatte vor kurzem erklärt, er sehe möglichen Untersuchungen durch die FIFA-Ethikkommission auch zu seinem Wahlverhalten gelassen entgegen. "Darüber kann ich mich nur wundern. Ich habe bei der FIFA nur noch einen Berater-Status, bin also kein Kommissionsmitglied mehr und somit nicht verpflichtet, mit Herrn Garcia zu reden", sagte er dazu der "Bild".
Der WM-Standort Katar ist immer wieder in den Schlagzeilen, wegen der Hitze in den Sommermonaten, die ein Turnier eigentlich unmöglich macht, der untragbaren Zustände der Arbeiter auf den WM-Baustellen und zuletzt wegen mutmaßlicher Zahlungen von Bestechungsgeld.
Niersbach: "Franz ist ein Ehrenmann"
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gab sich derweil verblüfft von der Entscheidung gegen Beckenbauer. "Mich hat die von der FIFA ausgesprochene Sperre überrascht, aber sie ändert nichts an meiner Einschätzung. Franz ist ein absoluter Ehrenmann, der nichts zu verbergen hat. Und ich bin sicher, dass er zur Klärung der offenen Fragen beitragen wird", ließ Niersbach mitteilen. Beckenbauer selbst hatte die Maßnahme zunächst locker genommen und an einen verspäteten Aprilscherz gedacht.
Auch Rummenigge im Visier
Neben Beckenbauer stand offenbar auch Karl-Heinz Rummenigge für kurze Zeit im Fokus der Untersuchungen der FIFA-Ethikkommission. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, haben die Ermittler um den früheren US-Anwalt Michael Garcia den Vorstandsboss des FC Bayern um eine Stellungnahme zu seinem Zollvergehen vom 7. Februar 2013 gebeten. Damals war Rummenigge aus Doha kommend bei der Einreise nach Deutschland mit zwei nicht angemeldeten Luxusuhren im Gepäck kontrolliert worden.
Das Landshuter Landgericht verurteilte ihn später zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 249.900 Euro, Rummenigge ist seitdem vorbestraft. Er gab an, die Uhren von einem Freund geschenkt bekommen zu haben. Das wollte die FIFA-Ethikkommission, die Beckenbauer wegen vermeintlich mangelnder Kooperationsbereitschaft provisorisch für 90 Tage gesperrt hatte, offenbar genau wissen und forderte die Stellungnahme bei Rummenigge an.