Weltklasse im Mittelfeld ist unverzichtbar Jogi Löw kann im Zentrum nicht ohne Philipp Lahm
Die Passmaschinerie des FC Bayern München lief beim 5:0 gegen Eintracht Frankfurt auf Hochtouren. Am häufigsten wanderte das Spielgerät dabei von Philipp Lahm zu Thiago. 31 Mal servierte der Kapitän des Rekordmeisters seinem Nebenmann den Ball und ermöglichte dem mutig agierenden Spanier so erst sein attraktives Spiel. Der "intelligenteste Spieler", den Pep Guardiola je trainiert hat, ist Dreh- und Angelpunkt des Bayern-Spiels und beweist Woche für Woche: Er ist der beste deutsche Mittelfeldspieler.
"Lahm hört anscheinend nicht auf, stärker zu werden", staunte der spanische Welt- und Europameister Xavi, als der Münchner auch nach seinem Positionswechsel Weltklasse-Leistungen am Fließband zeigte.
Der 30-Jährige befindet sich in der Form seines Lebens, auch dank der Versetzung ins Mittelfeld. Darum führt auch für Bundestrainer Jogi Löw bei der WM 2014 in Brasilien kein Weg an Lahm als Strippenzieher vorbei - selbst wenn die Stamm-Sechser fit werden sollten.
Von Null auf Weltklasse
Als Guardiola den gelernten Rechtsverteidiger erstmals vor der Abwehr positionierte, staunten viele Experten nicht schlecht. "Er wird innerhalb von ein paar Wochen mal eben vom besten Rechtsverteidiger der Welt zum besten Sechser der Welt", beschrieb Trainer Thomas Tuchel vom FSV Mainz 05 die herausragende Wandlung. Lahm kann das Spiel lesen wie sonst kaum jemand. Über 90 Prozent seiner Pässe kommen an. Er sammelt Ballkontakte, aber kaum Verwarnungen. Er antizipiert, muss selten Zweikämpfe bestreiten, und wenn doch, gewinnt er diese ohne harten Körpereinsatz.
Lahm selbst gefällt der Positionswechsel: "Es fordert mich geistig, im Zentrum zu spielen." Auf der zentralen Position kommt seine Weltklasse noch deutlicher zum Tragen. Hier kann er ein Spiel lenken, leiten und entscheiden. Rechts hinten sind seine Möglichkeiten der Einflussnahme dagegen beschränkter. "Als Außenverteidiger habe ich jede denkbare Situation schon erlebt", brachte der FCB-Profi seine Unterforderung auf dieser Position zum Ausdruck.
Kein Lahm-Ersatz hier wie dort
Im Hinblick auf seine Position in der Nationalmannschaft forderte der DFB-Kapitän von Löw "spätestens im Mai" eine klare Ansage. Der Bundestrainer pflichtete bei: "Philipp muss, soll und wird rechtzeitig zum WM-Start wissen, wo er spielt." Löw werde die Entscheidung aber von der personellen Lage abhängig machen ("Das ist auch immer eine Frage der Alternativen."), da die eigentlichen Stammkräfte Ilkay Gündogan, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira seit Wochen ausfallen.
Doch selbst wenn sich ein oder zwei Spieler dieses Trios fit für Brasilien melden: Lahm hat gezeigt, dass es keinen besseren Sechser gibt als ihn. Einzig der Mangel an anderen Außenverteidigern von internationalem Format scheint seinen Auftritten im DFB-Mittelfeld im Weg zu stehen. Doch sollte sich Löw womöglich fragen, ob bei einem Turnier wie der WM die überragende Qualität von Lahm im Zentrum sein Fehlen rechts hinten nicht überwiegt.