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Nationalmannschaft – Oliver Bierhoff: Wie der WM-Titel sein Anfang vom Ende wurde


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Abschied von Bierhoff
Wie der WM-Titel sein Anfang vom Ende wurde

  • Noah Platschko
Noah Platschko, Doha

06.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Endlich hat er es begriffen": Das sagt t-online Reporter Noah Platschko zum Bierhoff-Aus. (Quelle: t-online)
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Oliver Bierhoff ist nicht mehr DFB-Direktor. Es ist ein Ende, das absehbar war. Und eins, das eine besondere Parallele zu Bierhoffs Start aufweist.

Wer Oliver Bierhoff nach dem bitteren Aus bei der WM in Katar in die Augen schaute, der sah einen tief enttäuschten Geschäftsführer. Einen, der ein erneutes Ausscheiden wohl nicht für möglich gehalten hätte. Aber auch einen, der wohl wusste, was nun folgte.

Der Druck auf Oliver Bierhoff, er war in den vergangenen Tagen massiv geworden. Kritik hagelte es von allen Seiten nach dem erneuten Scheitern in der Vorrunde einer Weltmeisterschaft, vier Jahre nach dem Debakel von Russland.

"Ich bin 18 Jahre dabei und weiß, dass die Diskussion jetzt losgeht. Ich werde auch meine Verantwortung tragen. Da müssen andere entscheiden, ob es weitergeht", hatte er unmittelbar nach dem wertlosen 4:2-Sieg gegen Costa Rica verkündet. Ob er denn für sich selbst Konsequenzen ausschließe, fragte ein Reporter zum Abschluss der Fragerunde. Bierhoff bejahte dies. Nun also doch das erwartete Aus (mehr dazu lesen Sie hier).

Es ist das Ende von 18 Jahren, in denen Bierhoff die komplette Achterbahn der Emotionen abgefahren ist. Und es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass die Ära nun ähnlich endet, wie sie begann: mit einem Verband am Boden, zwei Jahre vor einem großen Turnier im eigenen Land.

Ein Rückblick:

Europameisterschaft 2004 in Portugal. Deutschland verliert in Lissabon mit 1:2 gegen Tschechien und scheitert in der Vorrunde. Teamchef Rudi Völler nimmt seinen Hut – und macht damit den Weg frei für einen Neuanfang vor der WM in Deutschland.

Viele Namen werden diskutiert. Ottmar Hitzfeld beispielsweise. Und Christoph Daum. Am Ende übernimmt Jürgen Klinsmann, doch er kommt nicht alleine. Oliver Bierhoff stößt zum DFB, der Held der EM 1996. In einer Funktion, die es so beim Verband noch nie gegeben hatte.

Als Teammanager sollte er den staubigen DFB umkrempeln – was ihm gelang. Klinsmann und er gelten als die Väter des Erfolgs bei der Heim-WM, das Sommermärchen war geboren. Mit großem Erfolg erzeugt er rund um die DFB-Elf eine Aufbruchstimmung, die letztlich im WM-Triumph mit Joachim Löw als Bundestrainer gipfelte. Der Titel in Rio 2014, er war gleichzeitig der Anfang von Bierhoffs Ende.

Denn was dann folgte, war nicht nur ein sportlicher Niedergang, sondern zugleich ein kontinuierlicher Akzeptanzverlust bei den deutschen Fans. Seine Marketingkonzepte wurden negativ bewertet. Der von ihm eingeführte Begriff "Die Mannschaft" als Markenbotschaft für die Nationalmannschaft verfing überhaupt nicht, im Gegenteil: Er brachte ihm Spott und Häme. Die Fertigstellung der DFB-Akademie in Frankfurt als neue Verbandszentrale war ein Kontrapunkt zur kritischen Stimmung und eine Herzensangelegenheit für den Europameister von 1996. Doch das Bauprojekt, erst im Sommer dieses Jahres vollendet, es verhalf dem DFB-Team logischerweise nicht zu mehr Sympathien bei den Fans.

"One Love"-Debatte als Gipfel einer verkorksten Kommunikation

Auch bei den Turnierplanungen lief es für den 70-fachen Nationalspieler nicht mehr rund. Das Campo Bahia in Brasilien war sein letzter Glücksgriff als Teamquartier. Für das Hotel in Watutinki nahe Moskau gab es 2018 viel Kritik. Das Zulal Wellness Resort, 100 Kilometer von Doha entfernt im Norden Katars, es steht nun ebenfalls als Sinnbild einer behüteten und abgeschotteten Nationalmannschaft. Die verkorkste Kommunikation rund um die "One Love"-Binde bei der WM setzte dem Ganzen die Krone auf.

Nach dem erneuten frühen Aus war Bierhoff, der 2022 zu einem von vier Geschäftsführern des DFB aufgestiegen war, noch stärker als Trainer Flick in den Fokus der enttäuschten Fußballfans geraten. Ein Druck, dem er nun nicht mehr standhalten konnte.

Zwei Jahre vor der EM wird nun also ein neuer Teammanager gesucht. Ob dieser sich dann auch um einen neuen Trainer kümmern wird oder ob Flick weiterhin das Vertrauen genießen wird, ist offen. Die Aufgabe für den oder die Neue wird riesig sein. Es wird nicht weniger erwartet als das Sommermärchen 2.0. Denn mehr noch als der sportliche Erfolg wird der Job darin bestehen, wieder Begeisterung rund um die Nationalmannschaft zu erzeugen. Das Feuer an der Basis zu entfachen. So wie damals.

Die WM in Katar biegt auf die Zielgerade ein. t-online ist vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Oliver Bierhoff in der Mixed Zone
  • Eigene Beobachtungen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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