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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Endspiel" für DFB-Elf Er kann das Spiel allein entscheiden
Um nicht das zweite Mal in Serie nach der Gruppenphase auszuscheiden, muss Deutschland Costa Rica besiegen. Doch worauf müssen die DFB-Stars dabei achten?
Costa Rica hat gegen Japan für eine kleine Überraschung gesorgt. Mit dem 1:0-Sieg der "Ticos" gegen den Deutschland-Bezwinger hatten nur wenige Experten gerechnet. Besonders nach dem 0:7 gegen Spanien zum Auftakt. Nun kann Costa Rica sogar noch das Achtelfinale erreichen, genauso wie die deutsche Elf. Im dritten und letzten Gruppenspiel will die DFB-Auswahl einen Sieg einfahren, um die nächste Runde zu erreichen. Doch wie tickt der deutsche Gegner aus Mittelamerika?
Das System
Costa Rica spielt sehr defensiv, wird auch Deutschland meistens den Ball überlassen. Die "Ticos" spielen voraussichtlich in einem 5-4-1-System mit drei Innenverteidigern. Gegen Spanien versuchten sie es im 4-4-2 – und scheiterten. Daher ist es wahrscheinlich, dass Trainer Luis Fernando Suárez auf das Erfolgssystem vom Japan-Spiel zurückgreift.
Deutschland muss also einen tiefstehenden Gegner knacken, bekommt dafür aber etwas mehr Platz. Anders als Japan läuft Costa Rica seine Gegner nicht hoch an, das Pressing kommt meist erst im Mittelfeld. Die Abstände zwischen den Ketten sind klein, es gibt wenig Zwischenräume. Das erfordert viel Geduld und Präzision im Passspiel. Fehler und Nachlässigkeiten können hingegen bestraft werden. Das bekam auch Japan zu spüren.
Spanien konnte mit seiner Kombinationsstärke und Schnelligkeit in den Bewegungen die Defensivreihen Costa Ricas problemlos ausspielen, Japan tat sich ohne viel Raum weitaus schwerer. Bei Flanken in den Strafraum kommt es auf Abwehrturm Kendall Waston an, der mit seinen 1,96 Metern der kopfballstärkste Verteidiger ist.
Nach vorne spielt Costa Rica tendenziell über die linke Seite. Der linke Innenverteidiger Francisco Calvo ist oft derjenige, der das Spiel auslöst und mithilfe des erfahrenen Linksverteidigers Bryan Oviedo (spielte früher für Everton) aufbaut. Gesucht wird meist Joel Campbell, der individuell beste Offensivspieler Costa Ricas. Der 30-Jährige spielte bereits für Teams wie den FC Arsenal, Betis Sevilla und Sporting aus Lissabon. Auf ihn muss das DFB-Team aufpassen. Ansonsten arbeiten die Costa Ricaner auch mit Steilpässen auf die schnellen Offensivspieler, etwa Stürmer Anthony Contreras oder Rechtsaußen Gerson Torres.
Der Star des Teams
Der steht zweifelsfrei im Tor. Keylor Navas ist das Gesicht und Aushängeschild Costa Ricas und war auch gegen Japan der Matchwinner, nachdem er in der zweiten Hälfte einige Chancen der Gegner vereitelte. Der Schlussmann von Paris Saint-Germain ist der Inbegriff eines WM-Torwarts.
Nachdem er Costa Rica 2014 mit Glanzparaden gegen Uruguay, Italien und England ins Achtelfinale geführt hatte, war er dort gegen Griechenland im Elfmeterschießen der Held. Erst im Viertelfinale scheiterten die "Ticos", nachdem Navas mit einer Parade nach der anderen "Oranje" in der regulären Spielzeit zur Verzweiflung gebracht hatte. Nach der WM kaufte ihn Real Madrid. Seitdem machte der inzwischen 35-Jährige 162 Spiele für die Madrilenen, ging 2019 nach Paris, wo er 106 Einsätze sammelte. Navas ist zweifellos der beste Spieler Costa Ricas und kann auch die deutsche Offensive, die unter Hansi Flick bislang die nötige Effizienz oft vermissen ließ, ärgern.
Die Bilanz
Es gibt genau ein Länderspiel zwischen Deutschland und Costa Rica. Und an das sollten sich fast alle deutschen Fußballfans erinnern: das 4:2 zum WM-Start 2006. In der Münchner Allianz Arena bezwang die DFB-Auswahl die "Ticos" und legte den Grundstein für ein starkes Turnier.
Übrigens: Ein Spieler aus der damaligen Startelf spielt auch heute noch Fußball. Der inzwischen 37 Jahre alte Lukas Podolski war damals gerade 21 geworden und durfte in der Offensive neben Miroslav Klose stürmen.
Fazit
Deutschland ist der klare Favorit. Costa Rica ist nicht mehr das Team, das 2014 zur großen WM-Überraschung wurde. Außer Torwart Navas spielt niemand auf hohem Niveau. Andere Leistungsträger wie Bryan Oviedo (32 Jahre), Celso Borges (34), Óscar Duarte (33) oder Joel Campbell (30) sind im (Spät-)Herbst ihrer Karriere. Gegen Japan waren die "Ticos" im Schnitt 30,9 Jahre alt.
Die DFB-Elf sollte also nicht nur individuell überlegen sein, sondern auch mehr Spritzigkeit und Dynamik mitbringen. Wenn Keeper Navas keinen Sahnetag erlebt und die deutsche Mannschaft die Konter gut verteidigt, sollte ein Sieg wahrscheinlich sein.
- Eigene Beobachtungen