"Doppelmoral" Katar macht Bundesregierung Vorwürfe
Der Außenminister von Katar hat der Bundesregierung Doppelmoral vorgeworfen. Sein Land werde kritisiert, gleichzeitig habe man aber eine Energiepartnerschaft.
Zwei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat sich die Regierung in Doha verärgert über Kritik aus der Bundesregierung gezeigt. Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani warf Berlin in der "Frankfurter Allgemeinen" (Montagsausgabe) "Doppelmoral" vor. Einerseits werde "die deutsche Bevölkerung durch Regierungspolitiker falsch informiert". Andererseits habe die Regierung kein Problem mit Katar, wenn es um Energiepartnerschaften oder die Rettung deutscher Staatsbürger aus Afghanistan gehe.
"Wenn wir eine Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten, diesen Moment genießen und zusammen mit der deutschen Mannschaft feiern wollen, dann gelten auf einmal andere Maßstäbe", sagte der Außenminister des Golfstaats.
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"Niemand wird diskriminiert"
Der Unmut in Doha hatte sich an Äußerungen von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) entzündet, die vom WM-Gastgeber unter anderem Sicherheitsgarantien für die LGBTQ-Community verlangt hatte. "Bei allem Respekt, diese waren überhaupt nicht notwendig", sagte al-Thani über Faesers Aussagen. "Wir haben immer wieder von höchster Stelle wiederholt, dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird."
Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer. In Katar ist Homosexualität strafbar.
Kritik übte im Interview mit t-online auch der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der für eine ARD-Dokumentation in Katar war. "Wir legen bei der Kritik unsere Maßstäbe an – und Katar muss sich der Kritik stellen. Und ich halte unsere Maßstäbe in diesem Fall für völlig legitim, weil es um Menschenrechte geht. Dagegen kann man nicht mit Kultur oder Religion argumentieren."
Auch die australische Nationalmannschaft hatte in einem Video auf die schwierigen Bedingungen der Gastarbeiter in Katar aufmerksam gemacht. Die Ausbeutung von Wanderarbeitern während des Stadionbaus "kann nicht ignoriert werden", hieß es in einem Statement des australischen Fußballverbandes. Es wurde von einem kurzen Video mit 16 Spielern der Socceroos begleitet, darunter auch der Mittelfeldprofi des Hamburger Zweitligisten FC St. Pauli, Jackson Irvine.
Es sei "bedauerlich, wenn Politiker versuchen, sich nach innen auf unsere Kosten zu profilieren und Punkte zu machen", sagte derweil Außenminister al-Thani. Katar habe konstruktiver Kritik immer offen gegenübergestanden. Wegen kritischer Äußerungen Faesers zur Menschenrechtslage in dem Emirat hatte Katar Ende Oktober nach Angaben des Außenministeriums in Doha den deutschen Botschafter einbestellt.
- Nachrichtenagentur afp