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FC Bayern: Effenberg plädiert für DFB-Rückkehr von Goretzka


Leon Goretzka
Sie müssen ihn zurückholen

MeinungVon Stefan Effenberg

13.02.2025 - 18:38 UhrLesedauer: 6 Min.
Leon Goretzka: Der Mittelfeldspieler des FC Bayern hat sich einen Stammplatz zurückerkämpft.Vergrößern des Bildes
Leon Goretzka: Der Mittelfeldspieler des FC Bayern hat sich einen Stammplatz zurückerkämpft. (Quelle: IMAGO/nordphoto GmbH / Hafner/imago-images-bilder)
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Bayern-Profi Leon Goretzka hat eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht – und sollte nun belohnt werden, schreibt t-online-Kolumnist Stefan Effenberg. Ganz anders ist dagegen die Lage bei Borussia Dortmund.

In aller Deutlichkeit: Für die Bayern ist das 2:1 im Playoff-Hinspiel der Champions League bei Celtic Glasgow ein super Ergebnis. Es lässt die Partie knapper erscheinen, als das Spiel wirklich war. Ich habe auch selbst mit den Bayern in Schottland gespielt, allerdings gegen die Rangers. Dort ist es immer unangenehm – schottische Teams kommen stets über eine unglaubliche Power und Kampfstärke, das hat sich von damals zu heute nicht verändert.

Die Bayern wussten, was auf sie zukommt, haben die Herausforderung gemeistert und sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Auch das unnötige späte Gegentor hat sie in der heißblütigen Atmosphäre im Celtic Park nicht ins Wanken gebracht. Am Ende hat sich die Qualität der Bayern doch deutlich durchgesetzt.

Sie haben das gezeigt, was man von ihnen auch in der Bundesliga kennt: viel Ballbesitz und viel Spielkontrolle, mit denen sie ihren Gegner müde gemacht haben. Ich muss natürlich auch sagen: Das war kein glanzvoller Sieg der Bayern – aber der muss es auch nicht sein. Es kommt jetzt nur darauf an, dass sie ihre Spiele gewinnen.

Da sprach viel für Leon

Die Bayern werden sich das Achtelfinale nicht mehr nehmen lassen – und dort dann entweder auf Atlético Madrid oder sogar auf Bayer Leverkusen treffen. Das Duell mit der Werkself wäre aus deutscher Sicht natürlich schon früh ein absoluter Kracher, ein Gigantenduell in der Königsklasse – und ich finde das auch gut so. Denn wenn die Bayern sich den Traum vom "Finale dahoam" erfüllen wollen, dann müssen sie auf dem Weg dorthin eben auch die schwersten Gegner besiegen. Da müssen sich die Bayern durchkämpfen.

Durchgekämpft hat sich indes auch Leon Goretzka, der gegen Celtic mal wieder die komplette Spielzeit auf dem Platz stand. Für die Partie bei den körperbetont spielenden Schotten war er auch genau der Richtige. Bayern-Trainer Vincent Kompany wird sich überlegt haben: Es wird möglicherweise viele Zweikämpfe, viele Standardsituationen geben – wen kann ich da aufbieten? Da sprach viel für Leon: Er ist groß, hat die Physis, ist zweikampfstark, geht keinem Duell aus dem Weg, hat starke Qualitäten beim Spiel im Strafraum. Diesen Status hat er sich erarbeitet.

Noch am Anfang der Saison habe ich geschrieben, dass er sich Gedanken machen sollte um seine Zukunft – damals hatte er in München keine Perspektive. Er hat aber bewiesen, was für ein herausragender Profi er ist, hat sich nie hängen lassen, sich nie beklagt, sondern immer auf dem Platz geantwortet, ob im Training oder im Spiel, hat Charakter gezeigt. So einen Spieler wünscht sich jeder Trainer.

Und das muss eigentlich auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann gelten. Goretzka hat sich bei den Bayern zum Stammspieler gekämpft – und ein Stammspieler der Bayern sollte eigentlich auch immer ein Kandidat für die Nationalmannschaft sein. Wenn es ihnen bei der DFB-Elf mit dem Leistungsprinzip wirklich ernst ist – und das war es ihnen bis jetzt unter Nagelsmann –, dann müssen sie für die kommenden Länderspiele Ende März auf jeden Fall über Goretzka nachdenken und ihn zurückholen.

 
 
 
 
 
 
 

Olise wird den Bayern noch viel Freude bereiten

Noch ein anderer Spieler ist mir gegen Celtic aufgefallen – nicht nur wegen seines tollen Tores: Michael Olise. Der Sommer-Neuzugang war bei den Bayern ganz stark in die Saison gestartet, hatte dann aber einen Durchhänger, in dem er nicht mehr zu seiner Top-Form finden wollte. Zeitweise kam er auch nur von der Bank. Das ist nicht ungewöhnlich für einen jungen Spieler in seinem ersten Jahr in München.

Jetzt zeigt er aber wieder, was er wirklich kann – und mindestens genauso wichtig: dass er bei den Bayern seinen Weg machen kann. Wie wichtig er schon jetzt ist, zeigen auch die Zahlen: In bisher 32 Pflichtspielen 2024/25 kommt Olise schon auf 23 Torbeteiligungen, hat dabei die meisten Vorlagen (12) und die drittmeisten Tore (11) im gesamten Bayern-Kader. Auch deshalb haben die Bayern für ihn 53 Millionen Euro an Crystal Palace gezahlt. Wenn er – toi, toi, toi – verletzungsfrei bleibt, wird er in den kommenden Spielzeiten noch besser werden und dem FC Bayern über viele Jahre Freude bereiten.

Auch im Topspiel am Samstag bei Bayer Leverkusen wird Olise mit gefragt sein. Beide Teams wissen vor der Partie um die große Chance, die sich ihnen bietet: Bayer kann den Abstand auf den Spitzenreiter mit einem Erfolg auf fünf Punkte verkürzen – das sind dann nur noch zwei Siege Abstand; und wenn eine Mannschaft gezeigt hat, dass sie so einen Abstand aufholen kann, ist es das Team von Xabi Alonso.

Sollten aber die Bayern gewinnen, dann ist das Titelrennen endgültig entschieden. Dann wären es nämlich elf Zähler Vorsprung, und die Meisterschaft geht im Grunde schon am 22. Spieltag nach München. Beide Mannschaften erinnern sich sicherlich noch an die letzten Partien: In der Hinrunde hat Leverkusen mit einer einzigen Torchance ein 1:1 in München geholt, obwohl die Bayern eindeutig überlegen waren. Beim 0:1 der Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals sah Manuel Neuer früh Rot, aber selbst in Unterzahl waren sie mindestens gleichwertig. Das werden besonders die Münchner nicht vergessen haben.

Das hat Tah nicht vergessen

Der Wechsel von Bayers Jonathan Tah nach München hat sich spanischen Medienberichten zufolge indes zerschlagen, der Innenverteidiger habe sich stattdessen für den FC Barcelona entschieden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Tah genau auf die Situation in der Bayern-Abwehr geschaut und gemerkt hat: Das ist ein ganz schöner Kampf, sich gegen zwei, drei, vier absolute Topleute wie Dayot Upamecano, Min-jae Kim, auch Josip Stanišić, durchzusetzen.

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Schon in der letzten Saison mit Matthijs de Ligt war das eine permanente Rotation unter Thomas Tuchel: Mal hat Kim gespielt, dann Upamecano, dann de Ligt – das war für die Sicherheit der Spieler nicht gerade zuträglich. Unter Kompany ist das wieder anders, die Konkurrenzsituation bleibt aber.

Dazu kommt das unangenehme Hin und Her aus dem letzten Sommer, als er schon fast vor dem Wechsel zum deutschen Rekordmeister stand, man sich dann aber doch gegen einen Transfer entschied. Das wird bei ihm auch hängen geblieben sein. Geht Tah wirklich zu Barça, verliert Leverkusen zwar einen Leistungsträger, sie können dann aber wenigstens gewiss sein, nicht den größten Konkurrenten in der Bundesliga verstärkt zu haben.

Es wird enorm schwer für den BVB

Erstarkt scheint indes Borussia Dortmund. Dem BVB wird dieser 3:0-Sieg am Dienstag gegen Sporting sehr, sehr gut getan haben. Nach den vergangenen Wochen mit dem Trainerwechsel von Nuri Şahin zu Niko Kovač und der Niederlage gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Bundesliga-Spieltag war das eine starke Leistung. Ein so klarer Erfolg in Lissabon ist ein Ausrufezeichen, besonders in der aktuellen Lage bei der Borussia. Die erste Halbzeit war noch sehr wackelig – so, wie wir es von Dortmund leider schon oft genug gesehen haben. Nach der Pause aber haben sie ein völlig anderes Gesicht gezeigt.

Kovač hat nach der Partie gesagt, seine Mannschaft habe "Mentalität, Körperlichkeit und Aggressivität" gezeigt – besonders das erste Wort ist dabei wichtig: Mentalität – die ist in Dortmund ja schon seit Jahren ein Thema. Das einzig Konstante dort war schließlich seit Jahren die Inkonstanz, auch in dieser Saison. Immer wieder gab es hohe Höhen, aber auch ganz tiefe Tiefpunkte. Es ist daher völlig richtig und auch nötig von Niko, das hervorzuheben.

Das kann ihnen jetzt noch mal einen Push geben für die kommenden Wochen, vielleicht noch mal oben anzugreifen. Ich bin überzeugt, dass Kovač und sein Trainerteam beim BVB etwas schaffen können – auch wenn es enorm schwer wird mit der direkten Qualifikation für die Champions League. Dazu ist die Spitzengruppe der Bundesliga im Moment zu stabil. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat erst vor wenigen Tagen erklärt, man könne auch zwei Jahre ohne die Einnahmen aus der Champions League aushalten. Ich finde, das hätte er so nicht sagen sollen, vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt der Saison. In ein paar Wochen kann das schon wieder anders aussehen – so oder so.

Sie haben jetzt noch 13 Spiele in der Bundesliga, dazu die Champions League. Da sind die Spieler in der Verantwortung – und Kovač genau der richtige Trainer dafür. Ich sage: Er – wie jeder andere Trainer auch – muss diese erwähnte Mentalität nicht einfordern – er muss sie voraussetzen. Ein echter Profi muss verinnerlicht haben, an jedem Trainingstag, in jedem Spiel die richtige Mentalität an den Tag zu legen. Anders geht es nicht. Und das müssen und werden sie nun hoffentlich auch in Dortmund begreifen. Denn wenn diese Saison noch ein versöhnliches Ende finden soll, darf sich der BVB ab jetzt nichts mehr erlauben.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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