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Stefan Effenberg zum FC Bayern: Ein gefährliches Ergebnis


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Lage der Bayern
Das sollte ihnen eine Warnung sein

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

18.02.2023Lesedauer: 6 Min.
Julian Nagelsmann: Der Bayern-Trainer kann mit dem Spiel in Paris zufrieden sein.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann: Der Bayern-Trainer kann mit dem Spiel in Paris zufrieden sein. (Quelle: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.)
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Für den FC Bayern war die Reise nach Paris ein Erfolg. Nun treffen die Münchner auf Borussia Mönchengladbach. Es werden Erinnerungen wach.

Der FC Bayern hat das mit Spannung erwartete Duell bei Paris Saint-Germain mit 1:0 gewonnen und sich dafür Respekt verdient. Entschieden ist das Achtelfinalduell der Champions League damit aber noch lange nicht. Ich sehe in diesem Ergebnis noch keinerlei Vorteile für Bayern, die Chancen auf das Weiterkommen stehen weiter bei 50:50.

Ob du auswärts oder wie nun im Rückspiel daheim antrittst, macht bei Spielern auf diesem Qualitätsniveau keinen Unterschied – erst recht, nachdem es die Auswärtstorregel nun ja nicht mehr gibt. Das macht den Fußball spannender und ein Stück weit offener. Du musst gar nicht mehr groß rechnen, die Ausgangslage ist relativ klar.

Diese noch weiter zu verbessern, hat der Rekordmeister im Hinspiel allerdings verpasst. Denn in der ersten Halbzeit hätte man nicht gedacht, dass da zwei europäische Topmannschaften auf dem Feld stehen, weil die Bayern keinen einzigen Schuss aufs eigene Tor zugelassen haben. Das war ein Klassenunterschied.

Das 1:0 ist ein gefährliches Ergebnis

Natürlich ist Kylian Mbappé ein Weltklassespieler, auf den Paris zunächst verzichten musste. Aber dass PSG dann dermaßen defensiv agiert und gar keine Chance hat, das war schon gravierend.

Bayern hatte auf jeden Fall den richtigen Matchplan und das Spiel in Hälfte eins absolut im Griff. Sie haben allerdings auch selbst nicht viel Gefährliches kreiert, zumindest keine hundertprozentigen Chancen. Und als Mbappé dann eingewechselt wurde, hat man gesehen, wozu PSG fähig ist. Wenn man nur auf die klaren Möglichkeiten schaut, hatte Paris am Ende sogar ein leichtes Chancenplus.

Das 1:0 ist auf den ersten Blick nun ein Topergebnis, aber auch ein sehr gefährliches. Das ist gut so, weil die Bayern jetzt für das Rückspiel sensibilisiert sind und wissen, dass sie noch längst nicht durch sind. Mbappé hat schon selbstbewusst angekündigt, dass er sich fürs Rückspiel am 8. März viel vorgenommen hat. Er wird nach seiner Verletzung dann bei 100 Prozent sein, Lionel Messi ebenfalls. Darauf muss sich Bayern einstellen, das wird ein ganz anderes Spiel – mit großen Chancen und Risiken. Denn Mbappé, Messi und Neymar bleiben immer vorne, ihr Team verteidigt im Prinzip nur mit sieben Feldspielern. Das ist ein Vabanquespiel für Paris. Bayern muss es schaffen, das zu auszunutzen, Lösungen zu finden und Großchancen herauszuspielen.

Und gleichzeitig unbedingt einfache Ballverluste vermeiden, denn dann geht es blitzschnell in die andere Richtung. Das ist das alles Entscheidende. Die letzten 20 Minuten des Hinspiels haben gezeigt, wie gefährlich das werden kann und sollten ihnen eine Warnung sein. Es geht darum, die richtige Absicherung und Balance zu finden und die drei Superstars möglichst aus dem Spiel nehmen. Das ist über 90 Minuten zwar nicht möglich, aber du kannst ihnen die Lust am Spiel nehmen.

Joshua Kimmich geht voran

Wie das geht, hat Joshua Kimmich in Paris eindrucksvoll gezeigt. Er ist keinem Zweikampf mit Messi und Neymar aus dem Weg gegangen und hat damit wichtige Zeichen an seine Gegenspieler und auch an seine Teamkollegen gesandt. So etwas geht nur mit hoher Aggressivität.

Bayern sollte sich weiter auf die eigenen Stärken konzentrieren, auf eigenen Ballbesitz setzen und vorne draufgehen. Nagelsmann hat da viel richtig gemacht, sich unter anderem gegen Thomas Müller und für Eric Maxim Choupo-Moting entschieden.

Der ist auch in der Luft ein Faktor, kann Bälle festmachen, kam zu einigen Abschlüssen und beschäftigte die beiden Innenverteidiger permanent. Zudem wollte Nagelsmann Geschwindigkeit und setzte deshalb auf Leroy Sané und Kingsley Coman, der zum Matchwinner wurde. Auch die Dreierkette, auf die der Coach setzte, war ein Schlüssel zum Erfolg. Ob auch Nagelsmann ein Gewinner des Duells mit PSG sein wird, wird das Rückspiel zeigen.

Ein Blick nach Dortmund

Für Borussia Dortmund gilt Ähnliches wie für den FCB. Auch sie haben ihr Hinspiel gegen den FC Chelsea mit 1:0 gewonnen. Das Ergebnis gibt ihnen ein gutes Gefühl – mehr aber noch nicht. Auch dieses Duell ist weiterhin komplett offen.

Edin Terzic hat ebenfalls mutige Entscheidungen getroffen und wurde dafür belohnt. Mats Hummels berücksichtigte er nicht in seiner Startelf. Das war richtig, denn Niklas Süle und Nico Schlotterbeck haben sich mittlerweile eingespielt und erneut kein Gegentor zugelassen. Auch Marco Reus blieb draußen. Diese Entscheidungen sind für diese verdienten Spieler sicher nicht einfach. Mir gefällt aber, wie Terzic argumentiert hat. Er sagte, sie müssen sie nicht akzeptieren, aber respektieren. Damit trifft er genau den richtigen Ton.

Denn es geht allein um den Erfolg der Mannschaft. Da ist es nachvollziehbar, dass er momentan auf andere Spieler baut. Karim Adeyemi bekommt jetzt zum Beispiel Vertrauen und zahlt es voll zurück. Er ist ein ganz anderer Spieler als noch in der Hinrunde. So ein herausragendes Tor, wie es ihm gegen Chelsea gelungen ist, machst du eben auch nur, wenn du die Sicherheit hast und vollstes Vertrauen deines Trainers spürst.

Auch Julian Brandt spürt, dass der Trainer voll auf ihn setzt. Über ihn wurde oft gesagt, dass es bei vereinzelten, genialen Momenten bleiben würde. Jetzt performt er aber konstant auf hohem Niveau.

Da deuten sich beim BVB momentan auch Entwicklungen für die Zukunft an.

Der BVB darf jetzt nicht nachlassen

Mit sieben Siegen in sieben Spielen hat sich Dortmund 2023 eindrucksvoll zurückgemeldet. Das haben sie sich in der Vorbereitung hart erarbeitet und es geschafft, ihre Defizite aufzuarbeiten. Sie haben jetzt die richtigen Spieler für ihr System gefunden und eine starke Achse: mit Gregor Kobel einen herausragenden Torwart, mit Süle und Schlotterbeck jetzt ein verlässliches Innenverteidigerduo. Jude Bellingham ist ihr Anführer im Mittelfeld, Sébastien Haller tut ihnen als Mittelstürmer gut. Emre Can macht endlich mal die einfachen Sachen und versucht keine Überdinge. Dazu liefern Adeymi und Brandt konstant ab. Und dann haben sie sogar noch den Luxus, Hummels und Reus als Joker auf Bank zu haben.

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Sie dürfen jetzt aber nicht nachlassen, müssen jedes Spiel so gierig annehmen, als wäre es das letzte. Wenn sie das schaffen, dann ist in dieser Saison etwas für sie möglich.

Da hat Sebastian Kehl nicht unrecht, der sinngemäß gesagt hat: Wenn wir so weiterperformen und die Mentalität auf den Platz bringen, dann haben wir große Chancen, etwas zu gewinnen.

In der Champions League wäre es schon ein Megaerfolg, das Viertelfinale zu erreichen. Aber national haben sie jetzt die Chance, um den Pokalsieg mitzuspielen oder sogar in den Kampf um die Meisterschaft einzugreifen.

In den vergangenen Jahren haben sie das nie geschafft und immer die Mentalitätsfrage gestellt bekommen. Wenn man das nicht einfach so abtut, sondern sich wirklich mal zu Herzen nimmt, dann kommt man eben auch mal in so einen Lauf, in dem sie sich momentan befinden.

Gladbach hat Bayern schon häufiger wehgetan

Wenn man auf die nächsten beiden Bundesligaspiele blickt, dann hat Bayern mit den Partien in Gladbach und gegen Union das schwierigere Programm. Dortmund trifft jetzt auf Hertha und Hoffenheim und hat die Möglichkeit, eng an die Münchner ranzurücken und ihnen richtig gefährlich zu werden.

Für Yann Sommer wird das Spiel in Gladbach das wahrscheinlich besonderste in der Bundesliga überhaupt, weil er so lange dort gespielt hat.

Ich habe das ja auch erlebt. Er wird das schon merken, wenn er die Reise an seine alte Wirkungsstätte antritt. Es wird viel arbeiten im Kopf, aber es wird auch große Freude da sein. Er muss sich auch nicht vor Pfiffen oder so etwas fürchten. Denn er war derjenige, der immer Leistung gebracht hat, auch wenn es bei Gladbach mal nicht so lief. Es wird ein großes Spiel für ihn und auch für Bayern.

Denn Gladbach hat Bayern zuletzt schon häufiger wehgetan, zum Teil deutlich. Es ist so eng an der Spitze, da darfst du jetzt nicht nachlassen oder den Schlendrian reinkommen lassen. Die Tabellenführung willst und darfst du jetzt nicht mehr abgeben. Aber das ist auch gut so, dass sie diesen Druck jetzt haben, liefern zu müssen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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