"Reds"-Legende Hamann "Das ist Liverpools größte Stärke im Titelrennen"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das Titelrennen in der Premier League elektrisiert nicht nur die Fans in England. Nur ein Punkt trennt den FC Liverpool und Manchester City. "Reds"-Ikone Didi Hamann sieht sein Ex-Team trotz Rückstands vorne.
Wer krönt sich zum englischen Fußballmeister 2022? Diese Frage ist noch längst nicht beantwortet. Das einst komfortable, zweistellige Punktepolster von Titelverteidiger Manchester City ist mittlerweile auf vier mickrige Zähler zusammengeschrumpft. Siegt der FC Liverpool im "Merseyside Derby" gegen Stadtrivalen FC Everton (ab 18.30 Uhr im t-online-Liveticker) ist es sogar nur noch ein Punkt, die "Reds" würden wieder direkt in den Nacken der "Skyblues" atmen.
"Dass das Titelrennen in England noch einmal richtig spannend geworden ist, liegt weniger am Unvermögen Manchester City denn mehr an der Brillanz Liverpools", sagt Dietmar "Didi" Hamann im Gespräch mit t-online – "schließlich haben die 'Reds' die letzten 13 Premier-League-Spiele nicht verloren."
"City wird mindestens einmal nicht gewinnen"
Hamann, der zwischen 1999 und 2006 für den Verein von der Anfield Road auflief und mit ihm 2005 den Champions League-Titel gewann, ist sich sicher: "Wenn Liverpool die verbliebenen Spiele gewinnt, werden sie Meister. Meine Prognose ist nämlich, dass City mindestens einmal nicht gewinnen wird."
Der 48-Jährige, der für den Pay-TV-Sender Sky auch die englische Premier League als Experte begleitet, will einen besonderen Vorteil bei Liverpool im Vergleich zu Manchester City ausgemacht haben. "Liverpools große Stärke ist, dass sie Spiele nach 60 Minuten entscheiden können und die restliche halbe Stunde dafür nutzen können, drei, vier Spieler zu schonen", führt Hamann aus. "Diese Kräfte, die man dadurch in einem solchen Schlussspurt noch einmal freisetzen kann, können zum entscheidenden Faktor werden."
Guardiola? "Verstehe den Hype um ihn nicht"
Sollte Klopps Liverpool ManCity den Meistertitel tatsächlich noch wegschnappen, wäre das auch eine herbe Pleite für deren Coach Pep Guardiola. Hamann sieht den früheren Bayern-Coach ohnehin kritisch. "Ich verstehe den Hype um Guardiola nicht", macht er deutlich.
Der einstige Nationalspieler erklärt: "Guardiola ist ohne Frage ein guter Trainer, nur seine Ausbeute mit ManCity spricht nicht für ihn. Er wurde geholt, um die Champions League zu holen, stand in sechs Jahren aber nur einmal im Finale – und das hat er völlig vercoacht. Trotzdem sprechen auf der Insel viele Beobachter vom 'Godfather of Manager'. Ich kann mit diesen Lobreden nichts anfangen."
Hamann spielt mit seinen deutlichen Worten auf Guardiolas überraschende Personalentscheidungen im Königsklasse-Endspiel 2021 gegen den FC Chelsea an. Der Star-Trainer ging sowohl ohne nominellen Mittelstürmer als auch nominellen defensiven Mittelfeldspieler in die Partie. Eine Wahl, die er etwa beim entscheidenden 1:0 durch DFB-Nationalspieler Kai Havertz teuer bezahlte.
Auch deshalb sollten die Personen, die so über Guardiola sprechen, lieber nach Liverpool blicken, meint Hamann, "und schauen, was Klopp mit im Vergleich zu City sehr limitierten Mitteln geschaffen hat." Für ihn steht fest: "Klopps Verdienst ist ungleich höher."
- Gespräch mit Dietmar "Didi" Hamann, 21. April 2022