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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auch mit 3:1-Führung Warum Leipzig trotzdem vor Neapel zittern muss
Ist Leipzig nach dem 3:1 im Hinspiel in Neapel schon durch? Von wegen! Hier steht, warum RB durchaus noch zittern muss und wofür die Italiener gefürchtet werden.
Sie sind noch immer da oben. Vor drei Monaten bekam der SSC Neapel viel Lob von Top-Trainern wie Pep Guardiola, aber in Italien hätte man es nicht wirklich erwartet, dass im Winter das Team noch auf Platz eins der Serie A steht – und bleibt. Die Mannschaft von Trainer Maurizio Sarri hält einen Punkt Vorsprung auf Juventus Turin und spielt noch immer den besten Fußball Italiens.
Trotz der Verletzungen, trotz der Niederlage gegen die „Bianconeri“ im direkten Duell Anfang Dezember und trotz des relativ kleinen Kaders geht die Show weiter. Auch nach dem 1:3 im Hinspiel der Europa-League-Zwischenrunde gegen RB Leipzig traut kaum noch jemand Neapel ein Weiterkommen zu.
Dabei hat die Mannschaft schon in der Champions-League-Gruppenphase die besten Leistungen erbracht, als sie auf spielerisch starke Gegner traf. Trotz der Niederlage hat Neapel in den beiden Spielen gegen Manchester City auf Augenhöhe mit Guardiolas Stars gespielt. Und auch jetzt ist sie eigentlich in Topform, obwohl Sarri den ein oder anderen Star zuletzt ersetzen musste.
Anfangs überzeugte die Offensive, nun die Defensive
Während Neapel anfangs der Saison wegen seines starken Angriffsfußball bewundert wurde, hat sich im Laufe der Zeit das Defensivspiel als Schlüssel zum Erfolg erwiesen. Das Team hat erst 13 Gegentore in 25 Meisterschaftsspielen kassiert (Elfmeter ausgeschlossen), also durchschnittlich 0,52 Tore pro Spiel. In den fünf größten europäischen Ligen konnten das bisher nur Atlético Madrid (0,37) und FC Barcelona (0,45) besser machen.
Angesichts der zugelassenen Torchancen ist Neapel sogar bei weitem am besten: Den Gegnern wurden bisher erst 0,53 Chancen pro Spiel gelassen – nicht einmal Manchester City (0,67) und Bayern München (0,90) haben bessere Zahlen.
Aber wie verteidigt Neapel? Die Viererkette ist eine Grundlage des Sarri-Systems, was sie aber von anderen Mannschaften unterscheidet, ist die „totale“ Raumdeckung. Tatsächlich beginnt das Defensivspiel schon an der Grenze des gegnerischen Strafraums: Dabei werden schon die gegnerischen Verteidiger unter Druck gesetzt. Das erfordert eine weit vorgerückte Abwehrreihe, die einerseits die Abseitsfalle sicher stellt, andererseits die Bewegungen der Gegner einschränkt.
Voraussetzungen dieser anspruchsvollen Spielweise sind absolute Konzentration und perfekte Synchronität unter den Spielern: Um die heutige Maschine zu erschaffen, brauchte Sarri lange und etwas ungewöhnliche Übungen beim Training, die in ihrer Komplexität teilweise an die Methoden der Trainer-Legende Arrigo Sacchi erinnern.
Einzige Top-Mannschaft ohne Mittelstürmer
Die zwei schweren Verletzungen des ehemaligen Ajax-Mittelstürmers Arkadiusz Milik hatten zur Folge, dass Sarri eine bemerkenswerte Angriffsreihe gestaltete. José Maria Callejon, Dries Mertens, Lorenzo Insigne: Keiner von ihnen hatte je als Neun gespielt, zumal keiner größer als 1,78 Meter ist. Im Vergleich zu den Tabellenführern der fünf größten europäischen Ligen ist Neapel die einzige Mannschaft, die keinen Mittelstürmer aufstellt.
Trotz ihrer unterschiedlichen Eigenschaften entsprechen Sergio Agüero vom Manchester City, Luis Suárez vom Barcelona, Robert Lewandowski vom FC Bayern und Edinson Cavani vom Paris Saint-Germain der Vorstellung einer Nummer Neun. Sarri verwendet dagegen die Unberechenbarkeit einer ehemaligen Halbspitze wie Mertens als Mittel, um die gegnerische Abwehr zu verwirren.
Entscheidend ist aber nicht Mertens selbst, sondern die hoch koordinierten Bewegungen der ganzen Mannschaft. Neapel gelingt es oft, schnell und mit wenigen Pässen in Überzahl zur Angriffszone zu kommen – was übrigens als Folge des gut strukturierten Positionsspiels gilt.
Sarri war mal Praktikant in Bayern
Nicht nur Guardiola und Sacchi: Bewunderer von Sarri gibt es auch in Deutschland. Hertha-BSC-Mannschaftsbetreuer Nello Di Martino hat sich kürzlich in der „Corriere dello Sport“ so geäußert: „Sarri erregt bei den deutschen Trainern Neugierde und Respekt. Seine Arbeitsmethode hat die Mentalität der Mannschaft tief verändert.“ Neapels Trainer hat übrigens schon eine berufliche Erfahrung in Deutschland hinter sich: Als er als Bankangestellter tätig war, absolvierte er ein Praktikum in Bayern.
- Statistiken zu Neapel von understat.com
- Eigene Recherchen