"Der passt zu euch" Tiefer Fall: Ex-Nationalspieler nun in der 2. türkischen Liga
2020 noch war Nico Schulz deutscher Nationalspieler. Doch dann begann der Abstieg des Verteidigers. Nun soll er in der Türkei spielen – sein neuer Klub löst zuletzt Unruhe aus.
"Nico Schulz ist bei Ankaragücü" schrieb der türkische Zweitligist MKE Ankaragücü am Donnerstagmittag auf der Plattform X – und überraschte damit nicht nur die eigenen Fans, sondern auch den deutschen Fußball. Denn Schulz war zuletzt seit Sommer 2023 ohne Verein gewesen – und aus der Öffentlichkeit verschwunden. Letztes Pflichtspiel: 7. Mai 2022, beim 3:1-Sieg seines damaligen Klubs Borussia Dortmund gegen die SpVgg Greuther Fürth.
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Entsprechend fielen auch zahlreiche Reaktionen der Fans des Klubs aus der Hauptstadt der Türkei aus. "Ihr seid verrückt", schrieb einer unter den Post, ein anderer meinte: "Raus mit dem Management." Und noch einer meinte ironisch: "Der passt zu euch." Aus gutem Grund: Ankaragücü war Ende der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag aus der "Süper Lig" abgestiegen, dazu löste der damalige Klubchef Faruk Koca im Dezember 2023 einen Skandal aus, als er nach dem 1:1 gegen Çaykur Rizespor Schiedsrichter Halil Umut Meler mit einem Faustschlag niederstreckte. Die Liga setzte den Spielbetrieb daraufhin über eine Woche lang aus, Koca wurde lebenslang gesperrt.
Nach vier Spieltagen in der 2. Liga liegt Ankaragücü aktuell auf Platz acht, ist mit zwei Siegen und zwei Niederlagen mehr schlecht als recht gestartet. Und hier spielt nun Nico Schulz – der ebenfalls einen jähen Abstieg hinter sich hat: 2018 noch hatte der damalige Hoffenheimer in der deutschen Nationalmannschaft debütiert, absolvierte unter Bundestrainer Joachim Löw bis 2020 insgesamt 12 Länderspiele, erzielte dabei zwei Tore.
Verfahren gegen Schulz eingestellt
Bereits 2019 verpflichtete Borussia Dortmund den Außenverteidiger, für üppige 25,5 Millionen Euro, die an Hoffenheim überwiesen wurden. Doch beim BVB konnte sich Schulz nie richtig durchsetzen, kam nie über die Rolle als Ersatzspieler hinaus. Überdies erhob die Staatsanwaltschaft Dortmund im Dezember 2023 Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin gegen den heute 31-Jährigen. Ende Februar wurde das Verfahren gegen Schulz vom Amtsgericht Dortmund eingestellt, der Profi musste jedoch 150.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen, da er über seinen Anwalt eigenes Fehlverhalten zugegeben hatte.
Da war Schulz schon längst nicht mehr Teil des BVB-Kaders, er sollte den Klub verlassen. Im Sommer 2022 fand sich aber kein Abnehmer, seitdem trainierte Schulz nur noch mit. Ein Jahr später einigten sich Klub und Spieler auf eine vorzeitige Vertragsauflösung. Im August 2024 ließ Regionalligist Babelsberg den gebürtigen Berliner mittrainieren. Der Klub schloss Schulz Anfang September aber aus – Berichte, die Trennung sei wegen Fan-Protesten in den sozialen Medien erfolgt, dementierte Sportvorstand Paul Bachmeyer: "Das geschah aus keinerlei Druck heraus." Nun muss Schulz mit dem Unmut der Fans in Ankara zurechtkommen.
- Post von @ankaragucu bei X
- transfermarkt.de: Leistungsdaten von Nico Schulz
- bild.de: Trainings-Aus für Ex-BVB-Star