t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußball3. Liga

Rassismuseklat um Aaron Opoku: MSV und Osnabrück für Wiederholungsspiel


Nach Rassismuseklat
Duisburg und Osnabrück geschlossen für Wiederholungsspiel

Von dpa
Aktualisiert am 20.12.2021Lesedauer: 3 Min.
Aaron Opoku: Der Osnabrücker Spieler wurde rassistisch beleidigt, wonach die Partie in Duisburg abgebrochen wurde.Vergrößern des Bildes
Aaron Opoku: Der Osnabrücker Spieler wurde rassistisch beleidigt, wonach die Partie in Duisburg abgebrochen wurde. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)

Erstmals in der Geschichte des deutschen Profi-Fußballs wird ein Spiel nach einem rassistischen Vorfall abgebrochen. Wie geht es weiter? Der MSV Duisburg und der VfL Osnabrück sind sich einig.

Das Entsetzen über den Rassismus-Vorfall beim Spiel des MSV Duisburg gegen den VfL Osnabrück ist noch immer groß. Doch auch einen Tag nach dem Abbruch der Partie demonstrieren die beiden Drittligisten große Einigkeit. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich die beiden Klubs für eine Wiederholung des Spiels ausgesprochen.

"Gestern ist ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt worden", sagte der MSV-Präsident Ingo Wald. "Gemeinsam mit dem VfL wünschen wir uns allerdings auch, dass der Fußball aus dieser Situation als Gewinner und nicht als Verlierer vom Platz geht. Deshalb halten wir ein Wiederholungsspiel im Sinne des Sports für die einzig richtige Entscheidung."

Drittligapartie nach rassistischer Attacke gegen Opoku abgebrochen

Der Osnabrücker Spieler Aaron Opoku war am Sonntag von einem Duisburger Zuschauer rassistisch beleidigt worden. Als erstes Spiel in einer der drei deutschen Profiligen wurde das Duell der beiden Traditionsklubs aus fremdenfeindlichen Gründen erst unter- und dann abgebrochen.

"Sportrechtlich liegt nun die Verantwortung für das weitere Verfahren zunächst bei den entsprechenden Instanzen des Deutschen Fußball-Bundes", heißt es in der Mitteilung beider Klubs. Sie wollen einer Entscheidung des DFB nicht vorgreifen. "Wir sind aber überzeugt, dass es im Sinne der Arbeit für Toleranz und Mitmenschlichkeit geboten ist, eine sportliche Entscheidung auf dem grünen Rasen herbeizuführen und im Kontext eines möglichen Wiederholungsspiels gemeinsam mit dem DFB, den Klubs und den Fans ein weiteres Zeichen der Solidarität und gegen Rassismus zu setzen."

Auch der Osnabrücker Präsident Holger Elixmann meinte: "Weder der MSV Duisburg noch der VfL Osnabrück sollten für das Fehlverhalten eines Zuschauers bestraft werden." Der Abbruch des Spiels sei ein Zeichen gegen Rassismus und für Menschlichkeit gewesen "und dieses klare Statement sollte aus unserer Sicht durch die Ansetzung eines Wiederholungsspiels verstärkt werden."

Ex-Nationalspieler Hartwig: "Haben die Schnauze voll"

Der Spielabbruch hatte für ein starkes Echo gesorgt – auch über den Fußball hinaus. "Probleme wie Ausgrenzung und Diskriminierung im Sport gehören ins Zentrum der öffentlichen Debatte. Wir haben hier noch reichlich Nachholbedarf", kommentierte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Montag.

Die Entscheidung, die die Partie nach der mutmaßlichen Beleidigung eines 55 Jahre alten Zuschauers gegen den Osnabrücker Profi Aaron Opoku abzubrechen, stieß auf große Zustimmung. "Indem man so was macht, zeigt man: Mit uns geht das nicht mehr. Wir haben die Schnauze voll von euch Vollidioten", sagte der DFB-Botschafter und frühere Nationalspieler Jimmy Hartwig im NDR-Fernsehen.

Ähnliche Reaktionen wie von Hartwig gab es auch aus der Politik. So sprach die neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan (SPD) von einer "konsequent richtigen Entscheidung". Nicht minder deutlich äußerte sich Wüst: "Wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden, kann man nicht einfach wieder anpfeifen. Aaron Opoku hat unsere volle Solidarität."

Osnabrück überwältigt von Solidarität

Lobende Worte fand der CDU-Politiker auch für die Reaktion von einigen der gut 7.000 Fans im Duisburger Stadion, die nach dem Vorfall "Nazis Raus" skandiert und zu Identifizierung des Beschuldigten beigetragen hatten: "Die Reaktion der großen Mehrheit der Fans im Stadion und der Abbruch des Spiels waren starke Signale gegen Rassismus." Das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium würdigte die Reaktionen als "vorbildhaft".

Die Solidarität der Fans dürfte Opoku ein wenig Trost gespendet haben. "Ich fand es super und überragend von beiden Fanlagern, was sie gerufen haben und wie sie sich solidarisiert haben", sagte VfL-Sportdirektor Amir Shapourzadeh am Montag in einem Video-Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Nach Angaben der Duisburger Polizei dauern die Ermittlungen an. "Der Beschuldigte hat sich geäußert. Darüber hinaus werden Videos gesichtet und weitere Zeugen befragt", sagte eine Polizeisprecherin. Dabei soll geprüft werden, ob es – wie vom Schiedsrichter angegeben – auch Affenlaute gegeben hat. Die Polizei hatte umgehend Anzeige erstattet. Eine Beleidigung kann eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu einem Jahr nach sich ziehen.

Allerdings gibt es laut Polizei auch Zeugenaussagen, dass "ein anderer Spieler gemeint gewesen sein" könnte. Demnach wäre nicht Aaron Opoku, sondern VfL-Spieler Florian Kleinhansl Ziel der Schmähungen gewesen. Der Abwehrspieler hatte sich wie Opoku in der Nähe der Eckfahne aufgehalten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website