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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Viktoria-Boss mit klaren Worten Rettig: Impfverweigerer greifen die Solidargemeinschaft an
Andreas Rettig übt Kritik an Impfverweigerern und auch an der politischen Debatte in Sachen Corona. Mit seinem Verein Viktoria Köln plant er vor dem DFB-Pokalspiel gegen Hoffenheim eine besondere Aktion.
In der Debatte um einen besseren Schutz vor dem Coronavirus appelliert der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig an den impfmüden Teil der Bevölkerung. "Impfen ist für mich eine Frage der Solidarität. Zugleich ist jede Impfverweigerung, wenn es keine zwingenden Gründe für das Nicht-Impfen gibt, ein Angriff auf die Solidargemeinschaft", sagte er t-online.
Der 58-jährige Manager übt deutliche Kritik am schleppenden Fortschritt der Bevölkerung angesichts steigender Corona-Inzidenzen. Insbesondere die Haltung von Impfskeptikern sorgt bei Rettig für Kopfschütteln. "Dass Ungeimpfte sich noch benachteiligt fühlen, nachdem sie Impfangebote monatelang ungenutzt lassen, ist vollkommen unverständlich, zumal auch die Aufklärung hierzulande so weit fortgeschritten ist, dass sich jeder ausreichend informiert fühlen könnte."
"Jeder Pieks zählt": Viktoria mit Impfzentrum im Stadion
Rettig, der inzwischen als Geschäftsführer von Viktoria Köln fungiert, belässt es nicht bei starken Worten. Er hat mit seinem Verein eine ganz besondere Aktion gestartet. So bietet der Drittligist vor dem DFB-Pokalspiel gegen die TSG Hoffenheim (ab 19.30 Uhr, im Liveticker bei t-online) seinen Fans und allen interessierten Bürgern eine kostenlose Impfung mit dem Biontech-Vakzin an.
Unter dem Motto "Jeder Pieks zählt" hat der Drittliga-Neuling ein temporäres Impfzentrum vor dem Stadion im Kölner Stadtteil Höhenberg aufgebaut. Rettig hofft darauf, dass möglichst viele Menschen das Angebot des Vereins annehmen und so einem weiteren Fortschreiten der Pandemie entgegenwirken.
Der langjährige Bundesliga-Manager (u.a. SC Freiburg, 1. FC Köln und FC St. Pauli) übt auch deutliche Kritik am aktuellen politischen Diskurs. Rettig kann die Uneinigkeit und Unentschlossenheit der Bundesregierung nicht nachvollziehen. "Dass einige Politiker hier von einer Impfpflicht durch die Hintertür sprechen, halte ich für wahltaktisches Geplänkel und der pandemischen Situation unangemessen. Es gibt derzeit keinen anerkannten Wissenschaftler, der den Nutzen der Impfung ernsthaft infrage stellt." Dennoch hält sich die Skepsis bei einem Teil der Menschen in Deutschland hartnäckig.
Kölner Spieler laufen im DFB-Pokal im Sondertrikot auf
Viktoria Köln nutzt die große Bühne DFB-Pokal noch auf andere Weise, um auf die Corona-Problematik aufmerksam zu machen. So werden die Spieler des Klubs in einem Sondertrikot auflaufen – möglich gemacht auch durch den großzügigen Verzicht des Hauptsponsors, auf dem Trikot für sich zu werben. Das Sondertrikot wirbt mit dem Schriftzug "Solidarität – Auf und neben dem Platz" in Regenbogenfarben für mehr Toleranz. Dazu die Aufforderung "Impfen! Jetzt!".
Mit der ungewöhnlichen Aktion möchte der Klub ein Beispiel geben, wie der Fußball seiner gesellschaftlichen Verantwortung stärker gerecht werden kann, so Rettig. Für dieses Engagement lässt sich Viktoria Köln auch außerhalb des Rasens einiges einfallen. Unter anderem haben die Spieler des Drittligisten eine "Gemeinwohl"-Klausel in ihren Verträgen. Diese verpflichtet sie zu mehrmaliger sozialer Arbeit während der Saison. Ziel sei es, dass die Spieler in der Blase Profifußball den Kontakt zu den Fans und den Menschen nicht verlieren, so der Viktoria-Geschäftsführer.
- Eigenes Gespräch mit Andreas Rettig