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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fußball-EM-Halbfinale Elfer-Drama – England zieht gegen Dänemark ins Endspiel ein
Die englische Nationalmannschaft ist erstmals in ein EM-Endspiel eingezogen. Die "Three Lions" setzten sich im Halbfinale gegen Außenseiter Dänemark durch. Spielentscheidend war am Ende ein umstrittener Strafstoß.
Der Kontakt, der Raheem Sterling im Strafraum zu Fall bringt, ist minimal. Doch Schiedsrichter Danny Makkelie reicht er, um auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Dänemarks Mathias Jensen hat mit seiner gut gemeinten Abwehraktion den Strafstoß verursacht, zu dem Kapitän Harry Kane antritt. Der Stürmerstar findet zunächst jedoch seinen Meister im dänischen Torwart Kasper Schmeichel. Doch der Abpraller fällt Kane erneut vor die Füße. Die zweite Chance nutzt der 27-Jährige dann eiskalt: 2:1 für England in der 104. Minute. Die "Three Lions" schlagen "Danish Dynamite" nach Verlängerung und ziehen erstmals in ein EM-Endspiel ein.
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So lief das EM-Halbfinale England – Dänemark
Die 65.000 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion sahen einen ruhigen, besonnenen Beginn beider Teams. Erwartbar, liegt doch besonders der Fokus von Englands Cheftrainer Gareth Southgate auf Spielkontrolle und geordnetem Aufbau.
Ein solcher führte in der dritten Minute auch zur ersten brenzligen Situation im dänischen Strafraum: nach Abstimmungsproblemen zwischen den Innenverteidigern Simon Kjaer und Jannik Vestergaard lag der Ball wenige Meter frei vorm dänischen Tor. Keeper Kasper Schmeichel musste herauseilen, um den sich nähernden Mason Mount und Raheem Sterling zuvorzukommen.
Es dauerte weitere zwölf Minuten, bis auch Englands Torwart Jordan Pickford erstmals im Fokus stand: Nach einem verunglückten Abwurf landete der Ball bei Dänemarks Mikkel Damsgaard, der klug auf seinen Stürmerkollegen Martin Braithwaite ablegte. Dessen Schuss konnte Pickford jedoch zur Ecke klären.
Damsgaard bringt Dänemark per Traumfreistoß in Führung
Abgesehen von diesen zwei Szenen passierte jedoch nicht viel in London – und das Publikum quittierte den Sicherheitsfußball früh mit einem gellenden Pfeifkonzert. Dass das 1:0 für Dänemark in der 30. Minute durch eine Standardsituation fiel, passte da ins Bild. Der auffällige Damsgaard schweißte einen Freistoß traumhaft aus über 20 Metern Entfernung unter die Torlatte, Keeper Pickford streckte sich vergeblich – auch, weil er ohnehin den entscheidenden Schritt zu weit rechts positioniert war vor der Ausführung des ruhenden Balls. Für den 21-jährigen Damsgaard war es der erste Treffer bei der EM. Zudem war es auch das erste Freistoßtor des Turniers.
England schüttelte sich nach der kalten Dusche und kam keine zehn Minuten später zum Ausgleich. Harry Kane schickte den starken Bukayo Saka mit einem Schnittstellenpass auf die Reise, der 19-Jährige vom FC Arsenal spielte sich zur Grundlinie durch und legte den Ball flach in den Fünfer zu Raheem Sterling durch, der den Ball nur noch ins Tor drücken musste. Doch dem Flügelstürmer kam ausgerechnet Dänemarks Kapitän Simon Kjaer voraus und bugsierte den Ball unglücklich mit dem elften Eigentor der EM zum 1:1-Ausgleich in Schmeichels Kasten.
Auch in der zweiten Halbzeit waren beide Teams auf Kontrolle bedacht, richtig große Torchancen waren Mangelware. England war unterm Strich jedoch die spielbestimmende Mannschaft, hatte etwa durch einen Kopfball von Innenverteidiger Harry Maguire (55.) und eine verunglückte Flanke von Mason Mount (73.) die besten Gelegenheiten auf die Führung.
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Aufregung um nicht gegebenen Elfmeter für England
Aufregung kam derweil noch einmal in der Schlussphase der regulären 90 Minuten auf: Kane blieb nach einem Zweikampf mit Joakim Maehle im dänischen Strafraum liegen, doch sowohl Schiedsrichter Makkelie als auch der VAR im Schweizer Nyon entschieden, dass es sich um kein strafbares Foul gehandelt habe.
So ging nach Italien gegen Spanien auch das zweite Halbfinale in die Verlängerung – wo England erneut das Heft des Handelns in die Hände nahm. So prüfte Kane Schmeichel in der 94. Minute mit einem satten Schuss, ebenso wie der eingewechselte Jack Grealish in der 98. Minute. Auch aufgrund dieser Paraden war der Schlussmann des englischen Erstligisten Leicester City der wohl stärkste Spieler auf dem Rasen des Wembley-Stadions. Umso bitterer für den 34-Jährigen, dass Kane ihn in der 102. Minute überwand, obwohl er nur Sekundenbruchteile zuvor dessen Strafstoß abwehrte. So jubelten die englischen Fans in der Londoner Arena und der Traum vom ersten EM-Titel der "Three Lions" lebt weiter.
- Eigene Beobachtung