Coronavirus-Pandemie Kritik an Fußballer-Frisuren - Rückkehr der Struwwelköpfe?
Berlin (dpa) - Die Locken eines Rudi Völlers (60), die lange Mähne von Paul Breitner (69) oder der adrette Beatles-Schnitt von Jogi Löw (60) haben gezeigt: Lange Haare sind im Fußball kein Hindernis.
Als Zeichen der Solidarität sollen die Stars von heute nun auf Styling und Konturen verzichten, wie ein Friseurverband fordert. "Wir wollen, dass die Fußballer optisch Solidarität mit den Friseuren zeigen. Das heißt: Haare wachsen lassen", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks (Köln), Harald Esser, der Deutschen Presse-Agentur.
In einem offenen Brief an den Deutschen Fußball-Bund hatte der Zentralverband seinen Unmut über frischfrisierte Kicker geäußert. "Auf eine Antwort warten wir", betonte Esser. Vor Corona hat das deutsche Friseurhandwerk eigenen Angaben zufolge täglich rund eine Million Köpfe frisiert. Wegen der Pandemie waren die Betriebe schon im Frühjahr 2020 gut sechs Wochen geschlossen.
"Die Frisur hat schon immer eine besondere Rolle im Fußball gespielt", sagte Thomas Poppe vom Fußball-Satiremagazin "Fums". Früher seien lange Haare ein Statement gewesen. "Um zu rebellieren, haben sich Spieler aus der DDR (...) beispielsweise extra eine Vokuhila stehen lassen", erinnerte Poppe. Heutzutage seien die Stars wie Socialmedia-Influencer. "Da geht es auch darum, gut gekleidet und frisch frisiert zu sein".
"Wir werden nicht anfangen, bei einzelnen Themen unseren Spielern hinterherzulaufen und zu fragen, ob seine Frau Friseurin ist", sagte Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation vom 1. FC Union Berlin, der seine langen Haare erst durch eine Wette beim Aufstieg des Vereins in die Bundesliga im Sommer 2019 verlor. Außerdem habe sich der Kader der Eisernen auch schon untereinander die Haare geschnitten. Angesprochen auf die Forderung der Friseure sagte Arbeit: "Da ist die Gesellschaft gefragt, Lösungen zu suchen".
In Deutschland gibt es nach Verbandsangaben etwa 80.000 Friseurbetriebe, die insgesamt auf rund 240.000 Mitarbeiter kommen. "Aktuell sind wir seit gut einem Monat dicht", ergänzte Esser. Seit März 2020 sind demnach viele Friseure in Kurzarbeit. Das tue weh, betonte der Verbandspräsident.
Die Forderung, zunächst auf das Haare schneiden zu verzichten, richte sich übrigens nicht nur an Fußballer. "Auch Fernsehmoderatoren sollten überlegen, ob sie sich nicht die Haare (...) länger stehen lassen". Das habe auch noch einen anderen Vorteil: "Mit ein wenig mehr auf dem Kopf entscheidet man sich vielleicht für eine neue Frisur", sagte Esser.