Ehemaliger Werder-Manager Schweigen zur Forderung nach kostenlosen TV-Geisterspielen
Berlin (dpa) - Wer darf die Geisterspiele der Fußball-Bundesliga im Fernsehen schauen, falls die Saison tatsächlich wieder startet?
Willi Lemke hat darauf eine Antwort: Alle, nicht nur die Sky- und DAZN-Kunden. Der frühere Bundesliga-Manager sagte der "Bild"-Zeitung: "Das hätte den unglaublich wichtigen Effekt, dass der Run auf die Wohnzimmer mit Sky-Ausstattung unterbleiben würde. Und die Leute würden vielleicht nicht zu den Stadien gehen und sich dort infizieren."
Lemke, der schon als Werder-Manager und als Politiker populäre Forderungen zu formulieren wusste, wünscht sich die "Live-Konferenz kostenlos für alle". Er sagte: "Das Gleiche gilt für das Topspiel am Samstagabend." Der Pay-TV-Sender und die Deutsche Fußball Liga wollten sich dazu nicht äußern.
Dabei reagierte Sky zuletzt ein paar Mal ganz schnell. Etwa am Montag, als zwei Ministerpräsidenten via "Bild live" über die mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 9. Mai gesprochen hatten und der Pay-TV-Sender noch am gleichen Tag ein Anzeige geschaltet hatte. "Ja" mit mehr als hundert "A" hieß es in der ganzseitigen Werbung: "Die Bundesliga ist bald wieder da. Und wir von Sky freuen uns mit euch. Denn wir lieben den Fußball genauso wie ihr." Die Frage, ob das eine freie Konferenz bedeute, wollte das Unternehmen aber weder am Folgetag noch an diesem Samstag beantworten.
Dabei hatte Sky ja schon einmal ganz flott kostenlose Übertragungen angekündigt. Mitte März, vor der Unterbrechung der Saison, hatte das Unternehmen verkündet, "an den kommenden beiden Spieltagen" die Konferenzen der 1. und 2. Bundesliga frei empfangbar zu machen. "In herausfordernden Zeiten müssen wir alle zusammenstehen", sagte Sky-Boss Devesh Raj damals in einer Mitteilung. "Für uns ist es selbstverständlich, unseren Teil dazu beizutragen, indem wir diese Spiele mit allen teilen, so dass möglichst viele Fußballfans die Bundesliga live erleben können."
Und DFL-Boss Christian Seifert dankte Sky daraufhin explizit für die "außergewöhnliche Initiative" und fügte an: "Auch wenn der Stadionbesuch nicht möglich ist, muss an den kommenden Spieltagen niemand auf Bundesliga und 2. Bundesliga als Live-Erlebnis verzichten."
Die DFL kann aber nicht selber entscheiden. Sie ist auf das Wohlwollen des Pay-TV-Senders angewiesen, mit dem sie gerade erst eine Einigung über die teilweise Auszahlung der nächsten TV-Geld-Tranche erzielt hat. "Alles für alle frei zugänglich anzubieten, würde die Verträge, die wir auch mit den öffentlich-rechtlichen Sendern haben, sehr tangieren beziehungsweise die Wertigkeit komplett zerstören. Damit würden wir vertragsbrüchig werden", hatte DFL-Boss Christian Seifert Anfang April gesagt.
Lemke hat bereits Ideen, wie das Problem zu lösen wäre. Er erwarte nicht, dass Sky und DAZN die geplanten Geisterspiele im Falle einer Fortsetzung der Bundesliga komplett kostenlos übertragen oder die Rechte an Wettbewerber wie ARD und ZDF verschenken. "Dafür müssten die anderen Sender angemessen bezahlen", sagte Lemke.
Die ARD kann sich die Live-Übertragung von Spielen unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen. Das sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse-Agentur. "Zunächst einmal müssen wir abwarten, ob und wann überhaupt gespielt wird. Und natürlich respektieren wir die Rechtesituation und die schwierige Situation, in der sich Sky und DAZN derzeit befinden", sagte Balkausky.
"Wenn es aber gesellschaftlich Sinn ergibt und gewünscht ist, verschließen wir uns dem Thema nicht, sollten sich Sky, DAZN und die DFL damit irgendwann befassen. Dann, und nur dann, würden wir für Gespräche bereit stehen", sagte er.