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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Benjamin Pavard im Porträt Von der Fanmeile in Bayerns Millionenkader?
Vor einem Jahr kickte Benjamin Pavard noch gegen Würzburg. Heute spielt er für Frankreich im WM-Viertelfinale. Und wahrscheinlich bald für den FC Bayern. Was macht ihn so besonders?
Auch wenn noch einige Partien ausstehen, hat Benjamin Pavard jetzt schon eines der schönsten Tore der WM erzielt. Sein Distanzschuss zum 2:2 gegen Argentinien war eine absolute Augenweide. Wie an einer Schnur gezogen flog der Ball in den Winkel. "Das war wirklich ein sehr schönes Tor, das ich mir heute Nacht noch ein ein paar Mal ansehen werde. Ich werde eh nicht schlafen können", sagte Pavard selbst nach dem Spiel.
Es wird nicht die einzige schlaflose Nacht für ihn gewesen sein in den letzten Monaten, denn an Highlights mangelt es dem jungen Verteidiger momentan nicht. Das ist auch dem FC Bayern nicht entgangen, der laut Informationen von "Kicker" und "Sport Bild" Pavard ab Sommer 2019 unter Vertrag nimmt. Doch wie tickt der Senkrechtstarter überhaupt?
Der Typ von nebenan
"Er ist ein bisschen das Maskottchen des Teams geworden, wird gerne der Öffentlichkeit als ein Gesicht der Mannschaft gezeigt", sagt Julien Layole von der französischen Zeitung "20 minutes" gegenüber t-online.de. Pavard gilt als ein Typ von nebenan, einer aus der Mitte der Gesellschaft. Das ist sein Image. Layole: "Aktuell verbreitet sich auch ein Bild von ihm, wie er 2016 bei der EM das Spiel noch mit seinen Freunden beim Public Viewing auf der Fanmeile von Lille gesehen hat." Dass der Innenverteidiger vor zwei Jahren noch einer von den Fans war, macht ihn für die Anhänger der französischen Mannschaft sehr sympathisch.
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Es ist kein Trugschluss. Pavard ist bodenständig, erklärt Layole. Aber gegen das Image als lieber Junge aus der Nachbarschaft kämpft er ein bisschen an. "Seine Mentalität ändert sich etwas, er wird selbstbewusster. Er ist seit ein paar Monaten mit Rachel Legrain-Trapani, einer ehemaligen Miss France, zusammen", erklärt Layole. Das Foto von dem Kuss von Pavard und seiner Freundin nach dem Abpfiff gegen Argentinien verbreitete sich in Windeseile. Das von ihm in der Fanzone interessierte vor zwei Jahren nur seinen Freundeskreis.
Lob von Hitzlsperger
Anhand des Interesses an den beiden Bildern ist leicht zu erkennen, wie schnell sich die Karriere von Benjamin Pavard entwickelt hat. Nachdem in Lille sein damaliger Trainer Frédéric Antonetti ihm kein Vertrauen schenkte, wollte der junge Franzose den Verein im Sommer 2016 verlassen. Schließlich hatten ihm seine Jugendtrainer eine große Karriere vorausgesagt. Antonetti setzte jedoch lieber auf erfahrene Spieler. Also ging es für Pavard nach Stuttgart. Mit dem VfB schaffte er auf Anhieb den Aufstieg und hatte einen Stammplatz im Abwehrzentrum.
Nur 36 Gegentore kassierten die Schwaben in der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Nur der FC Bayern München ließ weniger Treffer zu. Pavard hatte einen großen Anteil daran. Mit seiner Ballsicherheit und seiner Stärke in der Balleroberung war er sowohl für Hannes Wolf als auch für Nachfolger Tayfun Korkut unverzichtbar. Pavard verpasste keine Sekunde in der Saison und wurde im Monat Februar beim Fan-Voting der DFL zum "Rookie des Monats" gewählt. VfB-Präsidiumsmitglied Thomas Hitzlsperger bezeichnete ihn kürzlich in seiner Kolumne bei der englischen Zeitung "Guardian" als "eine Offenbarung" für den Verein.
Der französische Höwedes
Auch Didier Deschamps sieht in Pavard großes Potenzial, setzt auf ihn als rechten Verteidiger. Der französische Nationaltrainer nominierte ihn für die WM in Russland, was bei einigen Fans in Deutschland für Staunen sorgte. Bei den französischen Fans eher weniger, wie Julien Layole erklärt. "Überraschend war eigentlich nur die Nominierung im November für das Deutschland-Spiel. Aber seitdem war er ein fester Teil des Kaders. Deshalb hat in Frankreich jeder mit ihm im Kader gerechnet."
Nur sechs Länderspiele hatte Pavard vor der WM auf dem Konto, alle auf der rechten Abwehrseite. Dabei ist Pavard gelernter Innenverteidiger. Doch seine Vielseitigkeit ist ein Pluspunkt unter Deschamps. Pavard spielt eine ähnliche Rolle wie Benedikt Höwedes bei der WM 2014. Als gelernter Innenverteidiger half dieser auf der linken Seite aus – und überzeugte.
"Wir haben Benjamin Pavard"
Sowohl defensiv als auch offensiv hat Pavard fast alle Zweifel beseitigt. Nach seinem Traumtor gegen Argentinien dichteten ihm die französischen Fans sogar ein eigenes Lied, das ins Deutsche übersetzt ungefähr so geht:
"Benjamin Pavard, ich glaube, den kennt ihr nicht.
Er kommt aus dem Nichts und knallt einen Granaten-Schuss raus.
Wir haben Benjamin Pavard."
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Nicht nur bei den Fans, sondern auch im Team ist der 22-Jährige sehr beliebt. Abwehr-Routinier Adil Rami gab ihm den Spitznamen "Jeff Tuche", nach einem Charakter aus einer französischen Filmreihe, dessen Frisur etwas an Pavards Lockenpracht erinnert. Glücklich über den Spitznamen ist er nicht. "Am Anfang war es ja noch lustig, aber ...", antwortete Pavard, als er auf das Thema angesprochen wurde.
Doch um den Trend zu stoppen, ist es wohl schon zu spät. Pavard ist zu bekannt in Frankreich. Und wenn er nicht gut aufpasst, könnte sich dieser Spitzname auch beim FC Bayern verbreiten, sollte der Wechsel perfekt werden. Denn dort würde er auf seinen Landsmann Corentin Tolisso treffen.
- Aussagen von Benjamin Pavard von "sportschau.de"
- Print-Ausgaben von "Kicker" und "Sport Bild"