Fußball WM-Organisatoren ziehen Halbzeit-Bilanz
Moskau (dpa) - Die russischen WM-Organisatoren und deutsche Fans ziehen zum Ende der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft eine positive Bilanz.
"Die überaus guten Rückmeldungen zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte ein Sprecher des russischen Organisationskomitees der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Das Fanlager von Titelverteidiger Deutschland lobte Gastgeber Russland am Tag des letzten Vorrundenspiels der DFB-Elf. "Das ist mit der WM in Deutschland (2006) die beste, die ich erlebt habe", sagte ein Vertreter vom Fan Club Nationalmannschaft.
Russlands Präsident Wladimir Putin will die beste WM-Endrunde der Geschichte organisieren. Dafür hat er Berichten zufolge rund zwölf Milliarden Euro in die Hand genommen.
Nach Angaben des Weltverbandes FIFA wurden mehr als 2,6 Millionen Tickets verkauft. Die Organisatoren haben sich auf gut eine Million ausländische Gäste eingestellt. In den ersten zwei Wochen haben die Fans das Weltturnier zur Party gemacht. Die sonst strengen Behörden hatten die feierwütigen Gäste überraschend wohlwollend aufgenommen.
Der Vizeministerpräsident und frühere WM-Chef Witali Mutko zieht eine zufriedene erste Zwischenbilanz. "Allen gefällt, wie das Turnier organisiert ist, es gibt keine Probleme. Wir sind ein offenes und gastfreundliches Volk, und die ganze Welt hat das gesehen", sagte er.
Dies bestätigte der Fan Club des deutschen Teams. "Es ist eine absolute Freude, wie positiv wir Deutsche hier in Russland aufgenommen werden", sagte der Sprecher. Das sei mit Blick auf politische Spannungen zwischen Russland und dem Westen nicht selbstverständlich. Insgesamt meinte er: "Ich kann bisher nichts Negatives finden."
Durchaus kritisch war im Vorfeld die sogenannte Fan-ID aufgenommen worden. Russland hatte die WM-Besucher verpflichtet, sich beim Zugang zu den Stadien mit diesem zusätzlichen Dokument auszuweisen. Auf der Fan-ID sind persönliche Daten und ein Foto hinterlegt. Russland argumentiert, damit die Sicherheit zu erhöhen. Datenschützer hatten die massenhafte Erhebung persönlicher Daten abgelehnt.
Bei den deutschen Fans kommt die Neuerung jedoch gut an. "Die Fan-ID empfinden wir als absoluten Zugewinn", sagte der Fanclub-Vertreter. "Sie hat den Schwarzmarkt eingedämmt, und es war eine super Idee, sie als Fahrkarte zu den Spielen einzusetzen." An den Spieltagen können die Fans ihre ID als Ticket für den Nahverkehr nutzen. Außerdem ersetzt sie für Ausländer das sonst obligatorische Visum für Russland.
"Alles läuft hochprofessionell. Die Abfertigung an den Stadien geht sehr schnell", hieß es von den deutschen Fans. Auch nach dem Spiel kämen alle schnell wieder aus den Stadien in die Städte.
Zahlreiche freiwillige Helfer in orangefarbenen T-Shirts begrüßen die Zuschauer an den Stadien. "Willkommen in Moskau" ruft eine junge Frau am Luschniki-Stadion, wo am 15. Juli das Finale steigt. An den Eingängen stehen Nationalgardisten mit strengem Blick Spalier. Auch hier lockern die Freiwilligen die Stimmung mit fröhlichen Grüßen auf.
Im Vorfeld der WM gehörte die Sicherheit zu den Topthemen. Die Angst vor Gewaltexzessen russischer Hooligans war groß. Bislang sind allerdings keine Vorfälle bekannt geworden. Russland hat Zehntausende Einsatzkräfte mobilisiert. Häufig halten sich Großaufgebote im Hintergrund, Polizisten sichern vorgegebene Fußwege.
Die Polizei sei präsent, ohne martialisch aufzutreten, sagte der deutsche Fanvertreter. Das habe er bei der WM 2014 in Brasilien und bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich anders erlebt. "Wir fühlen uns hier super sicher", sagte er.
Teils könne die Feinabstimmung verbessert werden, lautete das Fazit des Organisationskomitees. Eine Herausforderung sei, große Fangruppen zu den kleineren Spielorten zu bringen. "Ein großes Kompliment an die Fans, die eine enorm positive Haltung zeigen", sagte der Sprecher.