Wackere Isländer gefeiert Kroaten als Gruppensieger gegen Dänemark
Rostow am Don (dpa) - Nach dem vorzeitigen Ende ihres ersten WM-Abenteuers sanken die wackeren Isländer entkräftet und enttäuscht auf den Rasen, dann ließen sie sich zum Abschied noch einmal von ihren Fans feiern.
Durch das 1:2 (0:0) gegen den souveränen Gruppensieger Kroatien verpasste der WM-Neuling das erhoffte Fußball-Wunder und muss ohne Sieg die Heimreise antreten.
Vor 43.472 Zuschauern in Rostow am Don schossen die Ex-Bundesligaprofis Milan Badelj in der 53. Minute und Ivan Perisic (90.) den mit einer besseren B-Elf angetretenen WM-Dritten von 1998 zum dritten Vorrundensieg und damit sicher ins Achtelfinale gegen Dänemark. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch einen Handelfmeter von Gylfi Sigurdsson (76.) war für die Isländer zu wenig.
"Wir sind sehr traurig, aber wir können nach dieser Leistung stolz nach Hause fahren", sagte der Augsburger Alfred Finnbogason. "Wir können trotzdem feiern, denn wir waren die bessere Mannschaft gegen ein Superteam aus Kroatien." Sein Trainer Heimir Hallgrimsson gratulierte den "sehr starken Kroaten", lobte aber auch sein Team: "Wir haben nicht viele Spiele gegen eine solch starke Mannschaft. Ich bin stolz auf meine Jungs, ihren Charakter und Kampfgeist." Und Kroatiens 1:0-Torschütze Badelj dachte schon an die nächste Runde: "Wir glauben an unsere Stärke und werden unseren Weg machen."
Sein Coach Zlatko Dalic hatte zuvor durchgewechselt. Aus der Startelf vom überzeugenden 3:0-Sieg über Argentinien waren nur Luka Modric und Perisic dabei. Neben Keeper Danijel Subasic und der kompletten Viererkette fehlten die Offensivkräfte Ivan Rakitic, Mario Mandzukic und Ante Rebic. Dafür standen die Bundesliga-Profis Andrej Kramaric, Tin Jedvai und Marko Pjaca zu Beginn auf dem Rasen der Rostow-Arena.
Nach einer knappen Viertelstunde stimmten die Isländer ein erstes Huh an und sorgen so zumindest auf den Rängen für Stimmung. Denn auf dem Rasen passierte zunächst nicht viel. Kroatien agierte ballsicher, zeigte aber zu wenig Initiative. Den auf drei Positionen veränderten Isländern fehlten die spielerischen Mittel, den Gegner zu überlisten.
Immerhin verstärkten sie den Druck - und bekamen prompt auch Chancen. Thördur Magnússon verlängerte einen Einwurf per Kopf, aber es fand sich kein Abnehmer (26.). Dann prüfte Gylfi Sigurdsson Lovre Kalinic (31.), aber der Ersatzkeeper klärte sicher. Nun liefen die Isländer so richtig heiß und hätten bis zur Pause zur mittlerweile verdienten Führung kommen können. Doch erst zielte Augsburgs Alfred Finnbogason (40.) haarscharf vorbei, und dann konnten Birkir Bjarnason (45.+1) und Aron Gunnarsson (45.+2) den starken Kalinic nicht überwinden.
Nach dem Wechsel kamen die Kroaten wacher aus der Kabine zurück. Der frühere HSV-Profi Badelj traf erst aus 22 Metern nur die Latte (51.) und zwei Minuten später per Volley-Aufsetzer ins Tor. Island steckte aber nicht auf und hätte beinahe zurückgeschlagen: Einen Kopfball des weit aufgerückten Sverrir Ingi Ingason klärte Kalinic zur Ecke (55). Die landete wieder bei Ingason, dessen erneuter Kopfball diesmal an die die Latte (56.) klatschte. Pech für die wackeren Nordlichter, die weiter mit Huh-Rufen unterstützt wurden.
Und die Insel-Kicker ließen nicht locker. Bjarnason (73.) vergab die Riesenchance zum Ausgleich. Nun ging es hin und her, Hoffenheims Kramaric hatte die Vorentscheidung auf dem Fuß (74.). Doch plötzlich war Island wieder im Match: Nach Dejan Lovrens Handspiel vollstreckte Sigurdsson, der gegen Nigeria vom Punkt noch verschossen hatte, zum verdienten 1:1. Perisic zerstörte dann alle isländischen Hoffnungen.