Mit Uli Hoeneß "Eine Hirnwindung mehr": Daum lieferte sich spektakulären TV-Zoff
Im Alter von 70 Jahren ist Christoph Daum gestorben. Unvergessen wird seine Schlammschlacht mit Uli Hoeneß im "aktuellen Sportstudio" bleiben.
20. Mai 1989. In einer vermeintlich illustren Runde sitzen sich Christoph Daum, Uli Hoeneß, Udo Lattek, Jupp Heynckes und Moderator Bernd Heller in einer Ausgabe des "aktuellen Sportstudio" im ZDF gegenüber. Was nach einem netten Beisammensein aussieht, entwickelt sich binnen weniger Minuten zu einem heftigen Streit. Ein angedachtes Klärungsgespräch eskaliert.
Doch was war überhaupt passiert? Der FC Bayern und Heynckes standen vor dem 31. Spieltag mit lediglich zwei Punkten Vorsprung an der Spitze, Trainer Daum und sein 1. FC Köln waren dem deutschen Rekordmeister dicht auf den Fersen. Das Duell der beiden Klubs stand unmittelbar bevor.
Um den Meisterkampf zu befeuern, attackierte Daum Tage vor der Partie plötzlich Heynckes: "Nach dem Sieg über Inter Mailand ging es ihm mal für ein paar Stunden besser. Da war eine Hirnwindung mehr durchblutet. Im Grunde ist er völlig kaputt", sagte Daum, der damit aber nicht nur Heynckes reizte, sondern den gesamten FC Bayern – und damit auch Hoeneß. Der damalige Münchner Manager wollte Daum daher vor dem Millionenpublikum mit seinen eigenen Waffen schlagen – und nutzte einen gemeinsamen Abend zuvor.
"Wetterkarte ist interessanter als jedes Gespräch mit Heynckes"
Wenige Wochen vor dem Fernsehduell hatten Hoeneß und Daum bis tief in die Nacht in der Kneipe "Zeitlupe" zusammengestanden und über Aussagen des früheren Kölner Trainers gesprochen. Der schwor seinem Gegenüber, den Satz über die wenig "durchbluteten Hirnwindungen" niemals gesagt zu haben. Wie sich herausstellte, glaubte Hoeneß ihm kein Wort.
Am besagten Abend im "aktuellen Sportstudio", das von Millionen Menschen verfolgt wurde, hatte Hoeneß einen Plan ausgeklügelt. Mit Zetteln in der Hand und einem Klemmbrett auf dem Schoß wollte Hoeneß zunächst die Bestätigung Daums, folgende Sätze gesagt zu haben: "Die Wetterkarte ist interessanter als jedes Gespräch mit Jupp Heynckes" und "Heynckes könnte auch Werbung für Schlaftabletten machen." Daum bestätigte beide Aussagen und ergänzte mutig: "Die Münchner Journalisten haben mich nach dem Unterschied zwischen Heynckes und einem großen Trainer gefragt."
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Das Publikum vor Ort klatschte begeistert – und konnte nur erahnen, was noch kommen würde. Hoeneß sprach den gefeierten Daum plötzlich auf den Satz mit den Hirnwindungen an, von dem Daum behauptete, ihn nie gesagt zu haben. Der Bayer erklärte, von dem Journalisten, der die Aussage über Heynckes öffentlich gemacht hatte, einen Brief erhalten zu haben. Dieser beteuerte den Satz, obgleich Daum das Gegenteil behauptete und versprach, auch vor Gericht eine eidesstattliche Erklärung abzugeben.
Der vermeintliche Angeklagte wirkte augenscheinlich abgeklärt, antwortete: "Es ist schön, dass du dich so vorbereiten musst, denn ohne Vorbereitungen würdest du vermutlich nicht über die Runden kommen." Was folgte, ging in die Geschichte ein.
Der Vergleich mit "Dinner for one"
Jahre danach sprach Daum noch einmal über die Sendung mit Sport1 und erklärte, dass er damals weder an dem Abend teilnehmen wollte noch von Heynckes in der Runde gewusst habe.
Nach der Attacke von Hoeneß sei ihm dann der Kragen geplatzt: "So entstand ein spontanes Wortgefecht zwischen Uli und mir. Selbst heute wird dieses legendäre Sportstudio noch gerne angesehen." Dann zieht Daum einen Vergleich: "Es ist wie Dinner for One an Silvester: ein Fußball-Kult-Clip."
Über drei Jahrzehnte nach dem schaulustigen Abend ist Christoph Daum im Alter von 70 Jahren infolge einer Krebserkrankung gestorben. Seit dem Herbst 2022 kämpfte Daum dagegen an und versuchte anderen betroffenen Menschen Mut zu machen.
- youtube.com: Beitrag von "sportstudio"
- sport1.de: "Der wildeste TV-Abend der Liga-Geschichte"