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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der "Kaiser" wird 78 Jahre alt Hier gratuliert ein Weltmeister exklusiv zum Geburtstag
Franz Beckenbauer wird 78. Zum Geburtstag erinnert sich sein enger Weggefährte und Freund, Andreas Brehme, bei t-online an die emotionalsten Stunden mit dem "Kaiser".
Besser hätte man einen Elfmeter kaum schießen können. In der 85. Minute des WM-Finales gegen Argentinien schiebt Andreas Brehme den Ball zentimetergenau in die linke untere Torecke. Direkt neben den Pfosten. Elfmeterkiller Sergio Goycochea hat keine Chance.
Was danach an diesem 8. Juli 1990 im Olympiastadion von Rom geschieht, ist deutsche Fußballgeschichte. Im Jahr der Wiedervereinigung gewinnt die Elf des Deutschen Fußball-Bundes zum dritten Mal die Weltmeisterschaft. Dank Brehmes Treffer im Finale. Und natürlich auch dank Trainer Franz Beckenbauer.
Dieser formte aus einem zuvor strauchelnden Team eine Einheit. Heute wird der "Kaiser" 78 Jahre alt. Anlässlich seines Geburtstages blickt Final-Torschütze Brehme bei t-online zurück.
Brehme: "Er war natürlich immer 'Herr Beckenbauer' für uns"
"Franz war eine absolute Respektsperson. Er war ja auch schon 1986 bei der Welt- und 1988 bei der Europameisterschaft unser Trainer und in dieser Zeit natürlich immer 'Herr Beckenbauer' für uns", sagt Brehme t-online.
Nachdem die DFB-Spieler dann den goldenen Weltmeisterpokal in den römischen Nachthimmel gestreckt hatten und Beckenbauer nachdenklich allein auf dem Rasen des Olympiastadions umhergeschlendert war, kamen zwei unerwartete Nachrichten.
"Noch vor dem Siegesbankett hat er die Mannschaft spontan zusammengerufen", berichtet Brehme – wie als ob es gestern gewesen sei. "Dann hat Franz gesagt: 'Ich habe euch zwei Dinge mitzuteilen. Ich höre heute als Trainer auf und ihr könnt ab heute Franz zu mir sagen.'"
- Franz Beckenbauer: Das Schattendasein der Lichtgestalt
Wenn Brehme heute davon berichtet, bekommt der gebürtige Hamburger noch immer Gänsehaut. "Erst einmal hat keiner von uns wirklich begriffen, dass man zum 'Herrn Beckenbauer', der absoluten Respektsperson, auf einmal 'Du' sagen konnte", erklärt der 62-Jährige. Dann lacht er laut und fügt hinzu: "Das kann man sich heute eigentlich gar nicht mehr so vorstellen."
Führungsperson Beckenbauer
Das zeige allerdings auch, was für eine Führungsperson Beckenbauer war. "Franz kannte jeden Trick seiner Spieler. Dem konnte man einfach nichts vormachen", ergänzt Brehme mit einem Schmunzeln. "Ihm konnte man nicht irgendwelche Geschichten erzählen, wenn man nicht zum Training kam oder so was. Das hat er direkt durchschaut."
Wenn Brehme von Beckenbauers Zeit als Nationaltrainer spricht, gerät er ins Schwärmen. "Franz war der beste Trainer, den ich in meinem Leben hatte. Und ich hatte viele sehr gute Trainer – von Jupp Heynckes über Udo Lattek und Giovanni Trapattoni bis hin zu Otto Rehhagel", sagt der ehemalige Weltklasse-Verteidiger.
Mittlerweile verbindet den WM-Final-Torschützen von 1990 mit dem heutigen Jubilar eine enge Freundschaft. Brehme engagiert sich zudem seit Jahren in der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Dabei hatte er in seiner Kindheit noch Poster von Beckenbauer an der Wand seines Kinderzimmers hängen und der "Kaiser" war Lichtjahre entfernt von der Lebensrealität des jungen Hamburgers.
"Franz ist vom Idol zum Vorgesetzten und dann zum Freund geworden. Das ist schon besonders", resümiert Brehme und fügt hinzu: "Heute zählen die menschlichen Werte. Franz ist einer der besten Menschen, die es gibt auf der Welt."
Am Ende bittet er noch darum, einen persönlichen Gruß hinzuzufügen:
"Lieber Franz, alles, alles Gute zum 78. Geburtstag.
Herzlichst, Dein Andi“
- Gespräch mit Andreas Brehme
- mdr.de: WM-Finale 1990: Die unvergessliche Nacht von Rom
- dfb.de: WM, 1990 in Italien, Finale
- fussballdaten.de: WM 1990 - Finale
- transfermarkt.de: Spielerprofil von Andreas Brehme