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Australien vs. Frankreich: Fußball-Fans stockt Atem – wie ist das möglich?


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Sensationelle Aktion
Wie ist das möglich? Fußballfans stockt der Atem


Aktualisiert am 13.08.2023Lesedauer: 4 Min.
Australiens Mary Fowler hat gerade die Riesenchance zur Führung vergeben.Vergrößern des Bildes
Australiens Mary Fowler hat gerade die Riesenchance zur Führung vergeben. (Quelle: IMAGO/JONO SEARLE)

Australien empfängt Frankreich zum Viertelfinal-Gipfel bei dieser WM. Die K.o.-Partie ist ereignisreich. Zwei Szenen reißen das Publikum von den Sitzen.

Aus Brisbane berichtet Christoph Cöln.

Pure Madness. Blanker Irrsinn, wie der Australier sagen würde. Das ereignete sich beim Viertelfinalspiel zwischen Australien und Frankreich, das letztlich mit 7:6 nach Elfmeterschießen zugunsten der Gastgeberinnen entschieden wurde. Und zwar gleich mehrfach. Erst schossen die über weite Strecken der ersten Halbzeit überlegenen Französinnen den Ball in der 11. Minute aus nur zwei Metern über das Tor. Maelle Lakrar war die Unglückliche, die dieses schier unglaubliche Kunststück fertigbrachte.

Dann kam es in der 41. Minute zu einer weiteren Szene, die den Zuschauern den Atem stocken ließ. Dieses Mal auf der anderen Seite. Nach einem Steilpass von Hayley Raso war die französische Hintermannschaft erstmals desorientiert. Sakina Karchaoui und Keeperin Peyroud-Magnin konnten sich nicht einigen, wer von den beiden den Ball klärt. Australiens Emilie Van Egmond spritzte dazwischen und schickte die Kugel scharf in den Strafraum, wo Mary Fowler den Ball nur noch ins leere Tor schieben musste.

Infernalischer Lärm erfüllt die Arena

Fowler ließ sich das nicht zweimal sagen und feuerte das Spielgerät präzise aufs gegnerische Gehäuse, die 49.461 Zuschauer im ausverkauften Brisbane Stadium hatten den Torschrei schon auf den Lippen. Doch dann rauschte Frankreichs Elisa de Almeida an. Die Außenverteidigerin warf sich beherzt in den Schuss und lenkte ihn noch am linken Torpfosten vorbei ins Aus.

Fowler konnte es nicht fassen. Das Publikum auch nicht. Ohrenbetäubender Lärm füllte die Arena. Ein kollektiver Schmerzensschrei. Kein Tor. Was für eine Chance für die Gastgeberinnen. Frankreichs De Almeida feierte ihre Rettungstat mit lauten Anfeuerungsrufen an ihr Team. Sie riss die Arme nach oben, ballte die Fäuste. Auch Frankreichs Trainer Hervé Renard bejubelte die Aktion an der Seitenlinie frenetisch.

"Es ist wirklich frustrierend gewesen", sagte Fowler nach dem Spiel gegenüber t-online. "Ich hatte die große Chance, das Spiel herumzureißen in diesem Moment und ich musste das schnell vergessen, sonst hätte mir die Szene den Rest des Spiels ruiniert."

Fowler, immer wieder Fowler

Die vergebene Chance schien Fowler sogar zu beflügeln. Australien kam mit viel Schwung aus der Kabine und Fowler tauchte immer wieder gefährlich vor dem französischen Gehäuse auf. In der 50. Minute setzte sie sich geschickt im Strafraum durch, schoss aus kurzer Distanz eine französische Abwehrspielerin an. Gleich zwei Mitspielerinnen hatten in der Szene freigestanden.

In der 52. Minute brandete dann erneut infernalischer Lärm auf. Der Jubel galt der Nummer 20. Australiens Superstar Sam Kerr. Trainer Tony Gustavsson spürte wohl, dass das Momentum zugunsten seines Teams gekippt war. Er warf mit Kerr eine gefährliche Spitze ins Spiel. Doch die nächste Chance hatte nicht Kerr. Sondern wieder Mary Fowler.

Die Matchwinnerin aus dem Achtelfinale, als sie Dänemark beinahe im Alleingang besiegt hatte, kam nach feinem Solo von Kerr am Elfmeterpunkt frei stehend zum Abschuss. Und wieder ging ihr Schuss nicht rein. Frankreichs Keeperin Peyroud-Magnin parierte geistesgegenwärtig.

Dampfkochtopf an der Seitenlinie

Das Chancenverhältnis hatte sich nun umgekehrt (15:12 für Australien), Es spielte fast nur noch das Team in Gelb. Eine Angriffswelle nach der nächsten brandete im französischen Strafraum an. Doch die Matildas trafen nicht.

Bis zum Ende der regulären Spielzeit kreierten sie weitere gute Chancen, aber entweder fehlte das Glück im Abschluss oder eine Französin warf sich dazwischen. Das fraß auch am Nervenkostüm der Trainer. Kurz vor Ende der 90. Minuten legte sich Frankreichs Coach Renard mit dem Publikum an. Erst diskutierte er zum wiederholten Mal mit der Unparteiischen, dann gestikulierte er aufgebracht in Richtung der Zuschauer hinter seiner Trainerbank.

Renard ist der Typ Dampfkochtopf. Schon in den Spielen zuvor hatte er fast 90 Minuten gestanden und sein Team nach vorne gepeitscht. Der 54-Jährige hatte die Französinnen erst vier Monate vor dem WM-Start übernommen. Die Spielerinnen sind begeistert von dem Coach, der zuvor Saudi-Arabien trainiert hatte. "Er ist so leidenschaftlich, er gibt einfach immer alles", sagte Kenza Dali t-online vor der K.-o.-Runde.

Mit 20 Jahren schon unglaublich abgeklärt

Mit enormer Leidenschaft bestritten beide Teams auch die Verlängerung. Und das Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden, trotz unzähliger Attacken, trotz bester Chancen. So verschwenderisch ging es vom Punkt weiter. Am Ende setzte sich Australien in einem Elfmeterschießen, das in die Geschichtsbücher des Fußballs eingehen wird, durch.

7:6. So stand es auf der Anzeigetafel geschrieben. Nach fünf gehaltenen oder verschossenen Elfmetern und einem wiederholten Versuch. Doch das interessierte im Tollhaus Brisbane niemand mehr. Australien hatte gewonnen in diesem Nervenkrimi. Und Mary Fowler hatte doch noch getroffen. Die erst 20-jährige Stürmerin trat tatsächlich zum Elfmeter an. Furchtlos, unbekümmert. Sie traf.

Wie sie das gemacht hatte: "Ich war einfach gut vorbereitet, wie wir alle. Es kommt dann gar nicht infrage zu kneifen. Ich wollte diesen Elfmeter schießen. Unbedingt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtung im Stadion.
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