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Deutsches Desaster in Brisbane: Der DFB sollte sich um diesen Mann bemühen


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Nach WM-Desaster
Der DFB sollte sich um diesen Mann bemühen

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

04.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 1032826458Vergrößern des Bildes
Colin Bell: Der südkoreanische Trainer zeigte eine taktisch starke Leistung mit seiner Mannschaft. (Quelle: IMAGO/DARREN ENGLAND)
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Der deutsche (Frauen)-Fußball liegt am Boden. Ausgerechnet der Trainer der gegnerischen Mannschaft wäre einer, den der Verband jetzt braucht.

Colin Bell hatte soeben den Pressekonferenz-Raum verlassen, als ihm in den Katakomben des Brisbaner Stadions Martina Voss-Tecklenburg entgegenkam. Der südkoreanische Trainer suchte prompt den Kontakt mit der Bundestrainerin – und entschuldigte sich fast schon.

"Martina, ich habe bis fünf Minuten vor Ende nicht gewusst, dass ihr raus seid", teilte er der geknickten 55-Jährigen mit, der der schwierige Gang vor die Pressevertreter erst noch bevorstand.

Sie selbst wollte und konnte in den knapp 15 Minuten, die nach dieser Szene folgten, keine Zukunftsanalyse betreiben. Mitgenommen, mit starrem Blick bilanzierte "MVT" das historische Scheitern ihrer Mannschaft, ehe sie das Podium verließ. Zum letzten Mal als DFB-Trainerin?

Ihr potenzieller Nachfolger ist ganz in der Nähe

Einen Rücktritt schloss Voss-Tecklenburg bewusst nicht aus. Sollte es allerdings tatsächlich zu einem solchen kommen oder der Verband ihr das Vertrauen entziehen, ist ihr potenzieller Nachfolger ganz in der Nähe – zumindest an diesem Abend.

Der DFB sollte sich um Colin Bell bemühen, denn wie der 61-Jährige das vorangegangene Spiel analysierte, zeugte von überbordender Fachkompetenz und Expertise. Mit der Einwechslung der etatmäßigen Stürmerin Eun-Sun Park, 1,82 Meter groß, die er auf Alexandra Popp ansetzte, hatte er der deutschen Allzweckwaffe den Zahn gezogen.

Video | „Der Rolle nicht gerecht geworden“
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Quelle: t-online

Auch das Pressen der deutschen Außenverteidigerinnen war ein wohlüberlegter Kniff, den Bell seinem Team vor Anpfiff mitgab – mit Erfolg. Und wenngleich es vielleicht nicht seine Absicht war, folgte noch eine Spitze gegen die Bundestrainerin (mehr dazu lesen Sie hier).

"Ich kenne das Team genauso gut wie mein eigenes", hatte Bell sowohl vor als auch nach dem Spiel gesagt. Der Fußballfachmann hat eine lange Vergangenheit in Deutschland, spielte in der zweiten Liga bei Mainz 05 und trainierte diverse Frauen-Teams. Mit dem 1. FFC Frankfurt gewann er 2015 die Champions League. Es ist bis zum heutigen Tag der letzte Titel einer deutschen Frauenfußball-Mannschaft in der Königsklasse.

Kritischer Geist von außen – doch will das der DFB?

Bell machte an diesem aus deutscher Sicht desaströsen Abend keinen Hehl daraus, wie sehr ihm Deutschland am Herzen liegt. "Über die Hälfte meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht. Ich liebe das Land, mein Sohn und meine Enkelin sind deutsch", sagte Bell. "Wenn eine deutsche Männermannschaft verliert oder eine deutsche Frauenmannschaft verliert, dann tut mir das auch weh", so der Übungsleiter weiter.

Beim DFB würde Bell mit seiner klaren, analytischen und kritischen Art frischen Wind reinbringen. Er könnte, ähnlich wie 2004 Jürgen Klinsmann bei den Männern, für neue Impulse beim Verband sorgen, einer verstaubten Behörde, die auch nach dem Scheitern der Männer in Doha keinen radikalen Schritt vollzog.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Kolumbien
32014:2+26
2
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Marokko
32012:6-46
3
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Deutschland
31118:3+54
4
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Südkorea
30121:4-31

Ob Bell sich eine grundsätzliche Rückkehr nach Deutschland vorstellen kann, ist nicht bekannt. Und auch der DFB scheint vorerst keine Anstalten zu machen, an den gegebenen Strukturen groß etwas ändern zu wollen.

So sieht es mehr nach "Weiter so" als nach klarem Cut aus. Dabei wäre genau jetzt, vier Jahre vor einer etwaigen Heim-EM, die Zeit, die Weichen zu stellen für eine erfolgreiche Zukunft. Sollte Bell Lust haben, zurückkehren zu wollen, sollte der DFB diese Möglichkeit ergreifen. Alles andere wäre eine verpasste Chance.

Verwendete Quellen
  • Aussagen von Colin Bell auf der Pressekonferenz
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