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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gleiche Prämien für Frauen und Männer? DFB-Star zu "Equal Pay": "Für mich kein Problem, da draufzulegen"
Die DFB-Frauen begeistern das Land. Die Diskussion über gleiche Bezahlung nimmt Fahrt auf. Ein Nationalspieler bezieht Stellung – und hofft auf eine Doku wie bei den Frauen.
Die Europameisterschaft der Frauen in England ist das derzeit dominierende Thema im deutschen Fußball. Nach dem 2:0-Viertelfinalerfolg gegen Österreich kommt die DFB-Elf dem großen Ziel EM-Titel immer näher.
Im Halbfinale trifft das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf Top-Favorit Frankreich oder die Titelverteidigerinnen aus den Niederlanden (Mittwoch, ab 21 Uhr im Liveticker von t-online). Sollten die DFB-Frauen dieses gewinnen, wäre ein Titel greifbar nah.
Aussichten auf den Titel hatten vor dem Turnier die wenigsten Beobachter den Spielerinnen zugetraut. Dennoch entspinnt sich seit Woche eine Debatte darüber, ob die Siegprämien der DFB-Frauen an die der Männer angeglichen werden sollen. Denn: Für den EM-Titel würde jede Spielerin 60.000 Euro bekommen; die Nationalmannschaft der Männer hätte bei einem Triumph bei der Europameisterschaft 2021 400.000 Euro pro Spieler kassiert.
"Was wirklich gerecht wäre, ist schwer zu beantworten."
Nationalspieler Lukas Nmecha über "Equal Pay"
Unter dem Stichwort "Equal Pay" diskutiert die deutsche Fußballszene seitdem über Sinn und Unsinn einer Prämienanpassung. Lukas Nmecha sieht die Diskussion differenziert: "Was wirklich gerecht wäre, ist schwer zu beantworten", sagt der Nationalspieler vom VfL Wolfsburg t-online und führt weiter aus: "Es geht natürlich auch um wirtschaftliche Aspekte: Bei der Männer-WM sind mehr Zuschauer am Fernseher und in den Stadien. Und je mehr Geld eingenommen wird, desto mehr kann man ausgeben – auch für Prämien."
Dennoch ergänzt der 23-Jährige in Bezug auf eine Prämienangleichung lächelnd: "Für mich ist es kein Problem, da draufzulegen. Ich bin niemand, der sagt: 'Nein, auf keinen Fall.'" Aber – wie erwähnt – müsse man immer den Ist-Zustand sehen.
Die Entwicklung des Frauenfußballs
Nmecha, der in diesem Jahr bei allen Länderspielen im Kader stand und in der Jugend von Manchester City ausgebildet wurde, verfolgt die Materie aufmerksam. Er besucht immer wieder Spiele der Wolfsburger Frauenmannschaft, die vor wenigen Wochen Deutscher Meister wurde.
"Generell ist der Frauenfußball in den vergangenen Jahren aber immer professioneller geworden. Das habe ich schon in meiner Zeit bei ManCity vor Ort verfolgt und hier in Wolfsburg haben wir die beste Frauenmannschaft, die es im Moment in Deutschland gibt", so Nmecha. "Die Begeisterung wird immer größer, das hat man vor allem beim Champions-League-Spiel unserer Frauen gegen den FC Barcelona (im Halbfinale, Anm. d. Red.) gesehen, das viele von uns live verfolgt haben." Auch das Niveau in der deutschen Bundesliga werde immer besser.
Vor einigen Jahre habe das noch etwas anders ausgesehen. Dazu hat Nmecha eine Anekdote parat: "In der Jugend von Manchester City, da spielte ich in der U14, haben wir gegen die A-Mannschaft der Frauen gespielt. Nach 20 Minuten waren wir bereits deutlich vorne", verrät der 23-Jährige. "Das wäre heute ganz sicher nicht mehr der Fall, da das Niveau ganz deutlich gestiegen ist", fügt er hinzu.
Nicht nur sportlich, auch medial sieht Nmecha eine rasante Entwicklung im Frauenfußball. Für Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang die vom DFB mitfinanzierte Dokumentation "Born for this", für die das Team von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg über mehrere Monate begleitet wurde – und mitunter sehr intensive und emotionale Einblicke in sein Innenleben gewährte. Teilweise sah man Spielerinnen sogar weinen.
Nmecha kann sich Doku vor WM in Katar gut vorstellen
Nmecha könnte sich etwas Ähnliches auch beim DFB-Männerteam in der Vorbereitung zur WM in Katar vorstellen: "Prinzipiell finde ich solche Dokus sehr gut", verdeutlicht der sechsfache Nationalspieler. Eine Sache ist für ihn allerdings unverhandelbar: "Es ist klar, dass man einfach nicht alles zeigen kann, weil einiges schon sehr persönlich ist. Das muss mit den Spielern abgeklärt werden."
Mit dem Format kennt sich der sechsfache Nationalspieler, der in der Jugend für die englischen Nachwuchsteams auf Torejagd ging, derweil aus: "Wenn es für alle Seiten okay ist, hätte ich nichts dagegen. Zumal ich auch schon bei der Manchester-City-Doku 'All or nothing' dabei war. Wenn man das im Nachhinein noch mal sieht, bekommt man schon Gänsehaut." Eine klare Aussage, die Nmecha mit einem augenzwinkernden Blick Richtung WM 2022 ergänzt: "Vielleicht gibt es so was bei uns ja auch bald."
- Gespräch mit Lukas Nmecha
- Eigene Beobachtung
- Transfermarkt.de: Spielerprofil von Lukas Nmecha