Europa League VfL Wolfsburg in Malmös Hexenkessel gefordert
Wolfsburg (dpa) - Vorfreude statt Angst vor dem Scheitern: Voller Zuversicht geht der ersatzgeschwächte VfL Wolfsburg das Europa-League-Rückspiel im Fußball-Hexenkessel von Malmö an.
Die internationale Reise der Niedersachsen soll beim schwedischen Rekordmeister und Heimatclub von Superstar Zlatan Ibrahimović noch lange nicht zu Ende sein. "Wir gehen mit einer 2:1-Halbzeitführung in die zweite Spielhälfte", sagte VfL-Trainer Oliver Glasner am Vorabend der Partie. "Wir werden morgen unseren Mann stehen." Nach dem beeindruckenden 4:0 gegen Mainz 05 in der Bundesliga hatte er gar schon vom Cup-Finale gesprochen - wenn auch nur scherzhaft.
Zuversicht vermittelte auch Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt, der wie sein Teamkollegen zuletzt viel Selbstvertrauen sammelte. "Wir haben in der letzten Saison hart dafür gearbeitet, um jetzt dort mitspielen zu können", sagte er und sprach von einer "guten Ausgangsposition". Der Hinspielsieg kann wegen des Auswärtstores von Malmö FF an diesem Donnerstag (18.55 Uhr/DAZN) allerdings auch tückisch werden.
Rund 1700 Wolfsburger Anhänger wollen ihr Team in der Hafenstadt unterstützen. Zyniker würden sagen: Ungefähr so viele, wie den VfL schon im Heimspiel anfeuerten. Das stimmt natürlich nicht, doch nach dem eher trostlosen Europacup-Abend vor offiziell 13.801 Menschen - darunter 4500 laute Malmö-Fans - erwartet die Wölfe in dem für seine gute Stimmung bekannten engen Malmö-Stadion mit mehr als 20.000 Zuschauern atmosphäretechnisch schon ein anderes Kaliber.
Für VfL-Sportchef Jörg Schmadtke bieten solche Partien einen besonderen Reiz. "Ich habe das immer sehr gemocht, wenn ich in meinem Rücken Menschen hatte, die mich doof fanden", sagte der frühere Torwart dem "Sportbuzzer". "Ich habe das ein Stück weit auch als Auszeichnung aufgefasst."
Paulo Otávio sieht das ähnlich. "Es ist gut, wenn wir vor vielen Leuten spielen und alle singen - das motiviert einen zusätzlich", sagte der brasilianische Linksverteidiger, der im Hinspiel für den verletzten Jérôme Roussillon eingewechselt wurde und auch gegen Mainz seine Sache gut machte. "Ich mag das, wenn die Fans gegen einen sind."
Die Wahrscheinlichkeit, dass der 25-Jährige wie schon am Sonntag von Beginn an auflaufen darf, ist sehr hoch. Roussillon fehlt ebenso im Wolfsburger Kader wie Kapitän Josuha Guilavogui, der zuletzt mit Knieproblemen zu kämpfen hatte. Bei ihm wolle man "nichts riskieren", sagte Glasner.
Auf der anderen Abwehrseite muss der Österreicher ein wenig improvisieren. In William (Kreuzbandriss) und Kevin Mbabu (Gelbsperre) fallen gleich zwei Rechtsverteidiger aus. Mögliche Alternativen sind Marcel Tisserand und Renato Steffen, der allerdings zuletzt in der Offensive überzeugte. Genau wie Josip Brekalo auf links. Der Hinspiel-Torschütze brachte das Motto für den Skandinavien-Trip auf den Punkt: "Wir wollen weiterkommen - scheißegal, wie."
Der angespannten Personallage in der Abwehr zum Trotz machen die besseren Einzelspieler und die fehlende Wettkampfpraxis des Gegners den VfL zum Favoriten im Kampf um das Achtelfinale. Das weiß auch Malmö-Trainer Jon Dahl Tomasson, dessen Team erst im April in die Ligasaison startet. "Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft aus einer großen Liga treffen", sagte der frühere Spieler des AC Mailand und des VfB Stuttgart. "Aber wir haben uns eine einzigartige Möglichkeit geschaffen." Er freue sich sehr auf die Herausforderung.