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EM 2024: England-Trainer Southgate in der Kritik – was wollt ihr denn alle?!


Kritik an England-Trainer Southgate
Ein Verbrechen am Fußball


26.06.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Gareth SouthgateVergrößern des Bildes
Gareth Southgate: Der Trainer der englischen Nationalmannschaft wird scharf kritisiert. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Roger Buerke)

England-Trainer Gareth Southgate wird nach den spielerisch schwachen Auftritten seiner Mannschaft in der EM-Vorrunde scharf kritisiert. Ist die Kritik berechtigt?

Die englische Fußball-Nationalmannschaft ist nach dem schwachen 0:0 gegen Slowenien weiterer Kritik ausgesetzt. Mit gerade einmal zwei erzielten Toren erreichten die "Three Lions" zwar als Gruppensieger das Achtelfinale, das an diesem Sonntag (18 Uhr) in Gelsenkirchen stattfindet.

Doch vor allem Trainer Gareth Southgate wird medial und von vielen Experten weiter angegriffen. ZDF-Experte Christoph Kramer etwa verglich ihn mit dem deutschen Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Nagelsmann hat einen Plan im Kopf. Wenn der nicht funktioniert, dann steht er da und versucht den zu ändern. Das merkt man an seiner Mimik, an seiner Gestik. Southgate kann gar keinen Plan im Kopf haben." Es stellt sich daher die Frage:

Ist die Kritik an England-Trainer Southgate berechtigt?

Pro
Sebastian Kunze
Sebastian KunzeChef vom Dienst

Das kann nicht sein Ernst sein

Der englische Fußball hat ein großes Problem und das sitzt auf der Trainerbank. Gareth Southgate schafft das Unmögliche: Der 53-Jährige lässt eine mit Superstars gespickte Mannschaft wie einen mittelmäßigen Zweitligisten aussehen.

Southgate macht aus den "Three Lions" mit seinem Fußball zahnlose Tiger. Oder wie die britische Boulevardzeitung "Sun" über den englischen Nationaltrainer schrieb: "Southgate ist der Umkehralchemist, der Gold in unedle Metalle verwandelt." Ein Volltreffer.

Die Engländer spielen unter Southgate kopflos. Es ist keine Taktik erkennbar. Teilweise wirkt es, als hoffe Southgate einfach nur darauf, dass seine Ausnahmekönner es schon irgendwie hinbekommen. Andere Trainer, wie Julian Nagelsmann oder Pep Guardiola, nehmen ständig von der Seitenlinie aus Einfluss auf das Spiel. Southgate steht in seiner Coachingzone und guckt zu. Was er mit dieser Mannschaft voller hochtalentierter Spieler macht, ist ein Verbrechen am Fußball.

Beim Blick auf die nackten Zahlen beginnt das Kopfschütteln. Die Offensive mit Jude Bellingham, Phil Foden, Bukayo Saka und Harry Kane konnte in keinem der drei Vorrundenspiele überzeugen. Ein Quartett, das sich weltweit vor keiner Offensive verstecken muss, schaffte gegen Dänemark, Serbien und Slowenien gerade einmal zwei Tore. Und das keineswegs pro Spiel, sondern insgesamt! Zum Vergleich: Belgiens Stürmer Romelu Lukaku wurden in diesem Turnier sogar mehr Treffer (drei) vom Videoschiedsrichter aberkannt, als das gesamte englische Team geschossen hat.

Der Kader des englischen Teams hat zudem einen Marktwert von 1,52 Milliarden Euro. Der mit Abstand höchste Wert aller 24 Teilnehmer. Frankreich auf Platz zwei liegt mit 1,23 Milliarden Euro rund 300 Millionen hinter den Engländern. Klar, Geld (Marktwerte) schießt keine Tore, aber ein Anhaltspunkt ist diese Statistik dennoch.

Und nicht nur, dass Southgate es schafft, den Stars ihre Stärken zu nehmen. Er stellt sich nach der Vorrunde ernsthaft noch vor die Presse und verkündet: "Wir haben dafür gesorgt, dass England wieder Spaß macht". Die Frage ist nur, wem? Fußballfans und vor allem die der "Three Lions" kann er nicht meinen.

Kontra
Autorenprofil Pascal Biedenweg
Pascal BiedenwegRessortleiter Regionalredaktion Berlin

Mit Schönspielerei gewinnt man keinen Blumentopf

"Wat woll'n se? Wollen se ne erfolgreiche EM? Wollen se, dass wir schön spielen, aber wieder ausscheiden?"

So oder so ähnlich könnte England-Trainer Gareth Southgate die legendären Worte von Per Mertesacker nach dem WM-Achtelfinale gegen Algerien 2014 wieder aufleben lassen. Denn mal ehrlich, liebe Kritiker: Was wollt ihr denn alle?

Ja, die englische Nationalmannschaft glänzte in der EM-Vorrunde nicht gerade mit überbordendem Spielwitz. Ja, möglicherweise könnte man mit diesem Spielerpotenzial einen deutlich überlegeneren Fußball spielen. Aber mit Schönspielerei allein gewinnt man in diesem Turnier keinen Blumentopf.

Bleiben wir doch mal bei den Fakten: England ist mit nur einem Gegentor nach drei Spielen Gruppensieger geworden. Und sie haben damit nun die vermeintlich deutlich leichtere Seite des Turnierbaums erwischt. Dadurch entgehen sie bis zum Finale unter anderem den Mitfavoriten Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal. Mit einem kleinen Augenzwinkern könnte man meinen: Southgate, ein echtes Trainergenie.

Die Portugiesen sind übrigens mit Superstar Cristiano Ronaldo vor acht Jahren mit drei Unentschieden in der Vorrunde noch Europameister geworden. Der größte Erfolg in der portugiesischen Fußballgeschichte. Wie der erreicht wurde? Danach kräht heute kein Hahn mehr.

Auch in England nicht. Am Ende könnte die harsche Kritik das Team nur noch enger zusammenschweißen und eine Wagenburg-Mentalität auslösen. Fußballexperten wie Christoph Kramer können Southgate daher weiterhin die Trainer-Expertise absprechen. Aber natürlich hat er einen Plan im Kopf. Und der lautet: Europameister werden. Ob die englische Nationalmannschaft dabei auch das beste Team des Turniers ist und den schönsten Fußball spielt? Wen interessiert's?

 
 
 
 
 
 
 

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