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Toni Kroos und Marco Reus im Vergleich – So verschieden sind sie


Kroos und Reus vor letztem Klub-Spiel
Sie könnten verschiedener nicht sein


Aktualisiert am 01.06.2024Lesedauer: 5 Min.
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Toni Kroos (l.) und Marco Reus: Sie könnten unterschiedlicher nicht sein.Vergrößern des Bildes
Toni Kroos (l.) und Marco Reus: Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. (Quelle: IMAGO / eu-images, Beautiful Sports/imago-images-bilder)

Im Champions-League-Finale spielen Marco Reus und Toni Kroos ihr letztes Spiel für ihren Verein. Doch die beiden Karrieren hätten verschiedener nicht sein können.

Aus London berichtet Nils Kögler

Sie haben auch etwas gemeinsam: Toni Kroos und Marco Reus sind zwei Spieler von Weltklasse-Format, die jahrelang ihren Verein geprägt haben. Beide sind Klub-Ikonen und Fan-Lieblinge. Und beide erhielten angesichts ihrer Verdienste in ihrem letzten Heimspiel für ihren jeweiligen Klub einen feierlichen Abschied.

"Sie sind absolute Ausnahmespieler, das muss man ganz klar so sagen", lobte auch Julian Brandt vor dem Champions-League-Finale seine langjährigen Teamkollegen aus Nationalmannschaft und Verein. "Es sind beides große Namen, die für sich sprechen."

Die Lorbeeren haben sich beide Spieler angesichts ihrer langen Karrieren sicherlich verdient. Bevor Kroos und Reus im letzten Spiel für ihren jeweiligen Verein im Finale der europäischen Königsklasse direkt aufeinandertreffen, muss man jedoch konstatieren: Da hören die Gemeinsamkeiten der beiden Kicker auch schon auf. Denn während der eine zum Titelsammler wurde, verkam der andere, zumindest in dieser Hinsicht, zum Sinnbild des Scheiterns. Die Karrieren von Kroos und Reus: Sie hätten nicht verschiedener verlaufen können.

Kroos hatte schweren Stand beim FC Bayern

Schon zum Start ihrer Laufbahn gingen Kroos und Reus ganz verschiedene Wege: Reus kam aus der Jugend des BVB, einem der größten Klubs in Deutschland. Doch um Profi zu werden, musste er zunächst Rückschritte machen. Von der Jugend des BVB wechselte er zunächst zu Rot Weiss Ahlen, dann zu Borussia Mönchengladbach. Erst dort, beim deutlich kleineren Bundesliga-Klub, schaffte er seinen Durchbruch, fand schließlich seinen Weg zurück zum BVB und war von da an kaum noch aufzuhalten.

Und Toni Kroos? Er fing in der Jugend von Hansa Rostock zunächst klein an, legte dann aber einen steilen Aufstieg hin. Noch im Jugendbereich wagte er den Schritt zum großen FC Bayern, wo er auch sein Profi-Debüt feierte. Erst dann begannen bei ihm die Probleme. Zunächst konnte er sich bei den Bayern kaum durchsetzen und musste eine Leihe zu Bayer Leverkusen in Kauf nehmen. Auch nach seiner Rückkehr hörten die Zweifel kaum auf. Kroos hatte beim deutschen Rekordmeister weiter einen schweren Stand.

Für Reus sah es besser aus

Hätte man zum Zeitpunkt von Reus' BVB-Wechsel im Juli 2012 in Deutschland eine Umfrage gestartet, wer von beiden eine erfolgreichere Karriere haben würde, die meisten hätten wohl auf Reus getippt.

Die Voraussetzungen für den Neu-Borussen waren optimal: Reus wechselte als Shootingstar der Bundesliga zu dem Verein, der gerade zwei deutsche Meisterschaften in Folge gewonnen hatte, einmal sogar das Double. Kroos hingegen konnte sich selbst bei einem FC Bayern, der sich neu aufstellen musste, nicht wirklich durchsetzen. Dennoch: Nur ein Jahr später sah schon alles ganz anders aus.

2013 kreuzten sich die Wege indirekt

Im Champions-League-Finale 2013 kreuzten sich die Wege von Reus und Kroos das erste Mal. Zumindest indirekt. Denn als der FC Bayern sich im Wembley-Stadion von London mit dem BVB um die europäische Krone stritt, war Toni Kroos aufgrund einer Verletzung zum Zuschauen verdammt.

Dennoch gab das Spiel, wie auch die vorangegangene Saison, einen Vorgeschmack darauf, wie die nächsten elf Jahre verlaufen sollten: Während Kroos seinen ersten Champions-League-Triumph quasi von der Couch aus einsammelte, erlebte Reus sein erstes großes Scheitern. Pünktlich mit seinem Wechsel zum BVB, war der Titellauf der Schwarz-Gelben beendet, Bayern gewann das Triple und startete seine Serie von elf Meisterschaften in Folge.

Reus war verletzt – Kroos klettere Karriereleiter weiter rauf

Kroos wendete sein Schicksal nur ein Jahr später dann endgültig. Im Sommer 2014 holte er mit der deutschen Nationalmannschaft nicht nur den WM-Titel in Brasilien, sondern wechselte auch vom FC Bayern zu Real Madrid.

Es ist nicht ganz ohne Ironie, dass der Schlüssel zu seiner titelreichen Karriere ausgerechnet darin lag, dass der FC Bayern trotz der ersten Erfolge Kroos' Talent weiter verkannte – und ihn damit zu den Madrilenen vergraulte.

Was dann folgte, ist Sportgeschichte: Vier Champions-League-Titel, fünf Klub-Weltmeisterschaften, vier Meistertitel, vier Uefa-Supercup-Siege, ein spanischer Pokalsieg und vier spanische Superpokalsiege – insgesamt 22 Titel holte Kroos mit den "Königlichen" – und war dabei der Motor und Taktgeber der besten Mannschaft der Welt.

Reus als Identifikationsfigur beim BVB

Auch Reus hätte sich wohl Weltmeister nennen dürfen. Er wäre bei dem Turnier in Rio 2014 fester Bestandteil der DFB-Elf gewesen. Doch Reus hatte wie noch viele weitere Male in seiner Karriere Pech: Er verletzte sich vor Turnierstart und verpasste den nächsten großen Titel.

Trotzdem hätte auch Reus den Schritt zu einem internationalen Top-Klub gehen können. Immer wieder soll er Angebote u.a. des FC Barcelona oder von Paris Saint-Germain gehabt haben. Seine Titelsammlung: Sie wäre im Falle eines Wechsels wohl üppiger ausgefallen.

Doch im Gegensatz zu Bayern bei Kroos, setzte der BVB voll auf Reus, machte ihn zu einem Grundpfeiler der Mannschaft – und Reus zahlte es mit Vereinstreue zurück. Ein großer Titel mit seinem Heimatverein, er wäre ihm wohl mehr wert gewesen als eine beeindruckende Titelsammlung mit einem internationalen Topklub. Er wartet noch immer.

Die Meisterschaft blieb Reus verwehrt

Ganz ohne Edelmetall musste Reus in seiner Karriere zwar nicht auskommen. Immerhin holte er zweimal im BVB-Trikot den DFB-Pokal. Doch das große Ziel der deutschen Meisterschaft blieb aufgrund der Dominanz der Bayern auf Jahre unerreichbar. Als der BVB in der Saison 2022/2023 dann endlich konkurrenzfähig war und vor dem letzten Spieltag schon wie der sichere Meister aussah, gaben sie den Titel mit einem 2:2-Remis gegen Mainz doch noch aus der Hand.

Die nächste ganz große Enttäuschung für Reus. Es sah so aus, als sei ihm auch die letzte Chance auf einen großen Titel durch die Finger geronnen. Zu diesem Zeitpunkt hätte nämlich wohl niemand in Dortmund zu träumen gewagt, dass sich nur ein Jahr später die Chance auf einen noch größeren Titel ergeben könnte. Von einem weiteren Champions-League-Finale waren die Borussen in den Jahren nach 2013 weit entfernt gewesen. Zudem verloren sie nach der vergangenen Saison mit dem ausgerechnet zu Real Madrid abgewanderten Jude Bellingham einen unersetzlichen Grundpfeiler ihrer Mannschaft.

Außenseiter BVB steht vor der Übermacht Real Madrid

Doch der BVB trotzte den Widrigkeiten, inklusive einer handfesten Krise in der Bundesliga, und spielte eine herausragende Champions-League-Saison. Ausgerechnet im letzten Spiel für ihre jeweiligen Vereine kommt es nun also nochmals zum direkten Aufeinandertreffen von Kroos und Reus. Wieder Champions-League-Finale. Wieder Wembley.

Der Außenseiter BVB steht vor der Übermacht Real Madrid. Und Marco Reus steht mit Toni Kroos vor einem Spieler, der ihm vor Augen führt, was er mit einer anderen Karriereplanung vielleicht auch hätte erreichen können. Umso größer wird die Motivation des Vollblut-Borussen sein, Kroos wenigstens diese eine große Trophäe noch wegzunehmen und sich selbst in die Vitrine zu stellen – endlich.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • transfermarkt.de: Spielerprofil Marco Reus
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