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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Analyse zur Pleite in Manchester Warum der FC Bayern gegen City unter die Räder geriet
Erst das Aus im CL-Viertelfinale gegen Villarreal vor einem Jahr, dann das Pokal-Aus gegen Freiburg vor einer Woche und nun das 0:3 gegen Manchester City. Vor allem das letzte Spiel legte die Schwachstellen der momentanen Bayern-Elf offen.
Thomas Tuchel hatte sich für das elfte Duell mit seinem Trainerkollegen Pep Guardiola wieder einen Plan zurechtgelegt. Er wollte beim Auswärtsspiel in Manchester vor allem mit schnellem Vertikalfußball das Mittelfeld überbrücken und die tempostarke Offensivabteilung mit Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sané in Szene setzen. In den drei Partien seit Tuchels Ankunft in München konnte man bereits sehen, dass sich der FC Bayern aktuell im geordneten Ballbesitzspiel schwertut. Das war selbst beim wichtigen 4:2-Sieg über Borussia Dortmund vielfach deutlich geworden.
Im Bewusstsein der positionellen Schwächen beabsichtigte Tuchel weniger Ballbesitzphasen als sonst. Allerdings fand sich sein Team von Beginn häufig in der Nähe des eigenen Strafraums am Ball und musste gegen das Pressing von City einen sicheren Weg nach vorn finden. Über die 90 Minuten sprangen jedoch nur zwei aussichtsreiche Chancen heraus – eine in der 26. Minute bei einem schnellen Angriff über links und dem folgenden Schuss von Jamal Musiala, den Rúben Dias noch blocken konnte, sowie eine weitere nach einer vertikalen Passstafette über Matthijs de Ligt und Musiala sowie dem Abschluss durch Sané.
Bayern begeht Fehler in der Endverteidigung
Als City jedoch merkte, dass die Bayern bei eigenem Ballbesitz wenig ausrichten konnten, nahm die Zurückhaltung beim Guardiola-Team ab. Dabei war vor allem das Positionsspiel des amtierenden englischen Meisters von essenzieller Bedeutung, denn City konnte die mannorientierte Verteidigung des Bundesligisten vielfach auseinanderziehen. Alle Bayern-Spieler in der Viererabwehrkette verfolgten recht konsequent ihre unmittelbaren Gegenspieler, wodurch jedoch immer wieder Lücken entstanden.
Vorm ersten Tor von City, das Rodri per Fernschuss erzielte, klaffte eine große Lücke zwischen de Ligt und Innenverteidigerkollege Dayot Upamecano. Joshua Kimmich versuchte, dieses Loch etwas zu füllen, wodurch er aber Rodri zu spät entgegenkam. Kimmichs Nebenmann im Mittelfeld, Leon Goretzka, war derweil auf der Außenbahn, um hinter Alphonso Davies abzusichern. Die Bayern standen vorm Schuss zur City-Führung mit sechs Spielern auf einer Linie.
City stellt Bayern gekonnt zu
Die Schwächen im Positionsspiel, an dem Tuchel stetig arbeiten möchte, wurden auch im weiteren Verlauf immer wieder offengelegt. City trieb Bayern, wenn sich der Bundesligist in Ballbesitz befand, vor sich her und deckte zudem in der Regel die wichtigen Anspielstationen im zentralen Mittelfeld klug ab. Dadurch geriet besonders Upamecano regelmäßig unter Druck. So etwa beim zweiten Treffer von City in der 70. Minute, als Erling Haaland seinen Deckungsschatten nutzte, um Goretzka aus dem Spiel zu nehmen, und Jack Grealish den Passweg zu Benjamin Pavard clever zustellte.
Keiner weiß besser als Tuchel, dass er beim FC Bayern einige Arbeit besonders in puncto Positionsspiel und Verschiebeverhalten vor sich hat.
Er glaubt vielleicht an die Qualität der Spieler, aber die allein reicht auf diesem Niveau nicht aus – besonders gegen eine ebenfalls hochtalentierte Mannschaft von City trainiert von einem Trainer wie Guardiola.
- Eigene Beobachtungen