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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ikone des FC Bayern Paul Breitner wird 70: Die größte Herausforderung für Uli Hoeneß
Ex-Nationalspieler Paul Breitner feiert heute seinen 70. Geburtstag. Seine Karriere beim FC Bayern war geprägt von der Freundschaft zu Uli Hoeneß
Der Oly-Fasching ist Kult in München. Zu Tausenden drängen sich die verkleideten Narren (mit Ausnahme der Corona-Pandemie) an vier Tagen in Folge in den Katakomben des Olympiadorfes. Wer hier an der urigen Bierstube entlang die Treppe hoch zum Festsaal geht, kommt zwangsläufig an den Fotos früherer Zeiten vorbei. Münchner Fasching, erzählt in Jahrzehnten.
Paul Breitner: Bester Freund von Uli Hoeneß beim FC Bayern
Auf einem Bild lächeln einem zwei junge Burschen aus den 1970er Jahren entgegen, einer mit einem mächtigen Vollbart und noch mächtigerem Haupthaar, der andere mit heller Mähne: Es sind Paul Breitner und Uli Hoeneß. Die damaligen Stars des FC Bayern feierten inmitten der Studenten. Es war eine andere Generation Fußballer. Auf dem Foto wirken sie sehr vertraut miteinander.
Der ältere von beiden, Breitner, 48-maliger Nationalspieler Deutschlands, wird an diesem Sonntag 70 Jahre alt. Seine Karriere beim deutschen Rekordmeister war geprägt von Spezl' (Kumpel) Hoeneß, wie man in München sagt. Sie lernten sich 1968 bei der Juniorennationalmannschaft kennen. Breitner, der knarzige und verschlossene Oberbayer aus Kolbermoor, das im tiefsten Alpenvorland liegt – und auch Geburtsort von Bastian Schweinsteiger ist. Hoeneß, der forsche und aufgeschlossene Schwabe, der sich früh zum Alphatier entwickelte. Sie wurden beste Freunde.
Paul Breitner und Uli Hoeneß: "Wie ein altes Ehepaar"
"Es klingt vielleicht blöd, aber der Uli und ich haben oft den Eindruck eines alten Ehepaares gemacht", erzählte Breitner einmal in einer Dokumentation von 1979. Sie seien "dauernd auf Achse" gewesen. Am Anfang ihrer Profilaufbahn wohnten sie zusammen in einer WG im Münchner Osten. Bei Auswärtsfahrten des Bundesliga-Giganten schliefen sie im selben Zimmer. Nur wenige hundert Meter vom Olydorf entfernt feierten sie gemeinsam ihren größten Erfolg: den Gewinn der Weltmeisterschaft 1974. Breitner und Hoeneß standen mit der legendären Münchner Generation um Franz Beckenbauer, Sepp Maier und natürlich Gerd Müller auf dem Platz. 1972 hatten sie bereits die Fußball-EM in Belgien gewonnen, mit den Bayern holten sie 1974 zudem den Europapokal der Landesmeister. Ehe Breitner zu Real Madrid wechselte.
Besagter Gerd Müller, der kürzlich nach langer schwerer Demenz verstarb, dokumentierte indes den Unterschied zu Breitner. Während sich Hoeneß, mittlerweile Ehrenpräsident, fürsorglich um den erkrankten "Bomber" kümmerte, wurde Breitner angeblich aus der Säbener Straße verbannt.
Der Bruch zwischen den einst Unzertrennlichen vollzog sich letztlich in Jahrzehnten. Ein Rückblick: Breitner kehrte 1978 über Madrid und Eintracht Braunschweig nach München zurück. Ein Jahr später wurde der damals erst 27-jährige Hoeneß Manager der zwischenzeitlich hochverschuldeten "Roten". Der Schwabe sanierte den Klub und entwickelte einen enormen Geschäftssinn. Oberbayer Breitner studierte dagegen Anfang der 1970er Jahre während seiner Laufbahn Pädagogik und Psychologie mit dem Berufsziel Sonderschullehrer. An der Säbener trafen zwei Welten aufeinander.
FC Bayern: Streit zwischen Paul Breitner und Uli Hoeneß
Zum ersten großen Knatsch kam es 1983. Spieler Breitner soll Manager Hoeneß die Fußballschuhe bei einem Streit vor die Füße geworfen haben, samt der überlieferten Botschaft: "Du hast hier gar nichts zum Sagen." Sie rauften sich wieder zusammen. Hoeneß machte ihn zum Chefscout und später zum Markenbotschafter (bis März 2017). Mehr Einfluss gewährte er ihm jedoch nicht, während sich Hoeneß selbst zum Klub-Präsidenten wählen ließ und zum Patron aufstieg.
Das soziale Engagement lebten beide. Sie legten es nur unterschiedlich aus. Während sich Hoeneß väterlich um Spieler mit (teils großen) Problemen kümmerte, engagierte sich Breitner jahrelang als Helfer in Schürze und mit Handschuhen bei der Münchner Tafel. Letztlich ging die Freundschaft in jenem aufregenden November 2018 komplett in die Brüche.
Der damalige FCB-Präsident Hoeneß, Ex-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic gaben eine denkwürdige und polarisierende Pressekonferenz, teils inklusive polemischer Medienschelte. Markant: Breitners Sohn Max arbeitete zum selben Zeitpunkt für die Medienabteilung des Rekordmeisters. Breitner senior missfiel, was er da sah. "Mit diesem Auftritt haben sie die Arbeit kaputt gemacht, die der Verein in den letzten Jahren gemacht hat, um aus dem Arroganz-Image herauszukommen", erklärte er in einem seiner seltenen Interviews bei "Blickpunkt Sport" im BR: "Es geht immer um die Familie, die FC-Bayern-Familie. Und dann müssen die Kinder heute sagen: Für den Papa müssen wir uns jetzt mal gewaltig schämen."
Bruch in München nach Pressekonferenz des FC Bayern
Hoeneß legte Breitner nach dessen Angaben nahe, "mich auf absehbare Zeit nicht mehr im Ehrengastbereich blicken zu lassen." Er besaß zwei Ehrenkarten auf Lebenszeit, die er daraufhin dem Klub zurückgab. Er werde Tickets nun eben "ganz normal kaufen, wenn ich ins Stadion gehen will", ließ Breitner wissen. Das rief die organisierte Fanszene auf den Plan. Sie kritisierte Hoeneß bei der anschließenden Hauptversammlung am 30. November 2018 scharf.
- Eigene Beobachtungen
- FAZ: Warum Hoeneß und Breitner keine Freunde mehr sind
- Sky: Mitglied geht auf FCB-Präsident los