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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Florian König "Der Doppelpass darf keine Sendung der alten, weißen Männer sein"
Am Sonntag feiert Florian König sein Debüt als neuer Doppelpass-Moderator. Was er sich für seine neue Aufgabe vornimmt und wie seine Traumrunde aussieht, hat er im Interview verraten.
Kommenden Sonntag startet beim Privatsender Sport1 eine neue Ära. Denn wenn um 11 Uhr der Doppelpass aus der Sommerpause zurückkehrt, wartet auf die Zuschauer vor den Endgeräten nicht nur ein neues Studio inklusive neuer Musik, sondern auch ein neuer Moderator.
Florian König leitet künftig durch den "Stahlwerk Doppelpass", der bis zuletzt von Thomas Helmer moderiert wurde. Was der gebürtige Tübinger von seiner neuen Aufgabe hält, wie seine Traumrunde aussähe und welche bisherige Doppelpass-Sendung ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, hat er im t-online-Interview verraten.
t-online: Herr König, am Sonntag geht’s los, Ihre erste Sendung Doppelpass. Wie groß ist die Vorfreude?
Florian König (53): Sehr groß. Es stand schon eine Weile fest, dass ich den Job als Moderator übernehmen werde. Jetzt freue ich mich, dass wir endlich starten. Es ist für mich eine neue Herausforderung und etwas ganz anderes als das, was ich bisher gemacht habe.
Wie lief die erste Kontaktaufnahme ab?
Im Spätherbst 2020 hat Sport1 mein Management kontaktiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich schon herauskristallisiert, dass RTL ab 2021 nicht mehr alle Formel-1-Rennen zeigen würde. Da habe ich mir das natürlich angehört. Nach ein paar angenehmen Gesprächen war für mich klar: Das mache ich.
Hätten Sie den Job auch angenommen, wenn RTL weiter alle Rennen gezeigt hätte?
Ich kam gar nicht in die Situation, mir über dieses Szenario Gedanken machen zu müssen. Ich hatte den Doppelpass sowohl als Gast als auch als Zuschauer immer sehr gern. Mich hat die Herausforderung gereizt, etwas Neues zu machen. Veränderungen sind wichtig, sonst stellen sich Routinen rein. Für mich ist das jetzt auch ein Schritt raus aus der Komfortzone.
Sie moderieren weiterhin die Länderspiele der Nationalmannschaft. Samstagabend im Stadion beim DFB-Team, Sonntagmorgen Doppelpass in München. Könnte stressig werden, oder?
Das ist denkbar, ja. Aber das war und ist so abgesprochen. Ich habe zu meinen beiden Arbeitgebern ein exzellentes Verhältnis, darum denke ich, dass wir, sollte es zeitliche Engpässe geben, immer eine Lösung finden werden.
Mit welchen frischen Ideen treten Sie den Job an?
Wenn man irgendwo neu hinkommt und sagt, ich möchte dies und jenes ändern, schwingt ja immer mit, es wäre bislang viel schiefgegangen. Das ist aber nicht der Fall. Thomas Helmer (bisheriger Doppelpass-Moderator, Anm. d. Red.), zu dem ich einen guten Draht habe, war als Ex-Spieler ein anderer Typ als ich, ich bringe jetzt meine Persönlichkeit und Berufserfahrung ein.
Nochmal konkret: Wie soll die Sendung unter dem Moderator Florian König aussehen?
Ich möchte alle möglichen unterschiedlichen Blickwinkel auf den Fußball abbilden. Die Vereins-, die Spieler- oder die Fansicht, aber natürlich auch die kritische, journalistische Perspektive. Mir liegt auch viel an einer konstruktiven Diskussionskultur. Natürlich ist der Doppelpass ein Stammtisch, bei dem Klartext gesprochen und auch mal polemisiert wird. Er lebt von Zuspitzung und widerstreitenden Argumenten – und das soll auch so bleiben. Aber mir ist es ein großes Anliegen, den Fußball und seine Protagonisten ernst zu nehmen.
Teilnehmer des Doppelpasses sorgten in den vergangenen Monaten immer wieder mit bestimmten Aussagen für Aufsehen, vergriffen sich auch im Ton. Wie wollen Sie etwaigen Verbalentgleisungen entgegenwirken?
Heutzutage ist der Shitstorm mit das Schlimmste, was medial passieren kann. Meiner Meinung nach wird das stark überbewertet, auch von uns Journalisten. Aber natürlich haben sich bestimmte Sichtweisen im Laufe der Jahre verändert und sind zum Thema geworden. Gendergerechtigkeit, die Rolle der Frau im Sport – dem wollen wir versuchen gerecht zu werden. Der Doppelpass darf keine Sendung der alten, weißen Männer sein. Er ist heute schon viel diverser als früher, mit mehr weiblichen Gästen, Podcastern oder Bloggern. Das wird sich weiter in diese Richtung entwickeln.
Wie sieht Ihr Anforderungsprofil an die Gäste aus?
Ich will Leute, die im Fußball aktiv sind. Ich freue mich über Bundesligatrainer, Sportdirektoren, Vorstände. In der Bundesliga hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Hasan Salihamidzic beim FC Bayern, Sebastian Kehl beim BVB oder Simon Rolfes bei Bayer Leverkusen: Es gibt Dutzende Protagonisten, die noch nicht so lange aus dem aktiven Fußballerdasein raus sind und der Sendung guttun würden.
Wie sähe Ihre Traumrunde aus?
Aktuell wäre eine Konstellation mit Uli Hoeneß und Toni Kroos sicher verlockend, nachdem die letzte Auseinandersetzung auf unterschiedlichen Kanälen stattgefunden hat. Aber auch ein rein weiblicher Doppelpass wäre reizvoll. Oder auch Joachim Löw, der nach 17 Jahren beim DFB nun losgelöst von einer Funktion viel zu erzählen hätte.
Der Doppelpass hat eine lange Tradition. Gibt es eine Sendung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mich haben Ausgaben des Doppelpasses immer dann begeistert, wenn sie eine hohe Relevanz hatten. Zum Beispiel die Sendung im Anschluss an die Beerdigung Robert Enkes 2009, als mit dem Thema psychische Gesundheit von Aktiven über etwas gesprochen wurde, das bis heute im Profisport sehr stiefmütterlich behandelt wird. Aber auch Sendungen mit Jürgen Klopp oder Uli Hoeneß, bei denen man so gebannt vor dem Fernseher sitzt und vergisst, dass man eigentlich Brötchen holen wollte.
Sport1 hat sich zudem für die kommenden vier Spielzeiten die Highlight-Rechte für Spielszenen zwischen 6 und 15 Uhr am Sonntag gesichert. Sicher kein unwichtiges TV-Recht.
Die Spielszenen sind sehr wichtig. Nicht jeder, der unsere Sendung guckt, hat am Tag zuvor alles gesehen – und muss dementsprechend visuell mitgenommen werden. Wenn man kontrovers über ein Foul oder eine Entscheidung diskutieren will, ist es fast unverzichtbar, die Bilder als Unterstützung zu haben.
Sie haben den Generationswechsel bei den Sportdirektoren angesprochen. Auch auf den Trainerbänken gab es eine hohe Fluktuation. Welchen Verein werden Sie besonders unter die Lupe nehmen?
Die Liaison Nagelsmann/FC Bayern wird gleich zu Beginn sehr spannend. Auch die Frage, ob Jesse Marsch den Erfolg Nagelsmanns in Leipzig weiterführen und ob Marco Rose mit Borussia Dortmund ganz oben angreifen kann. Ich wünsche mir eine Saison, in der bis zum 34. Spieltag zwei bis drei Teams um die Meisterschaft kämpfen. Das wäre sehr schön, bei aller Freude über einen spannenden Abstiegskampf. Wenn ich ehrlich bin, denke ich aber nicht, dass das realistisch ist. Dafür war der FC Bayern in den vergangenen Jahren zu konstant.
- Persönliches Telefonat mit Florian König