Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Klub am Abgrund Vier Topspieler, die Schalke mit dem Tönnies-Geld holen kann
Schalke taumelt einem schlimmen Negativrekord und dem Abstieg entgegen. Ist der Klub nur noch mit den Millionen von Ex-Aufsichtsratschef Tönnies zu retten?
Ein einziges Spiel ist der FC Schalke 04 noch entfernt vom Negativrekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66. Siegt der Tabellenletzte auch am Samstag gegen die TSG Hoffenheim nicht, hat er 31 Spiele hintereinander nicht gewonnen. Das Debüt des neuen Trainers Christian Gross gegen Hertha BSC? Endete mit einer 0:3-Pleite. Fans und Verantwortliche rätseln: Ist Schalke überhaupt noch zu retten?
Immerhin: Der frühere Schalker Linksverteidiger Sead Kolasinac kommt auf Leihbasis von Arsenal bis zum Saisonende zurück. Darüber hinaus ist der klamme Klub allerdings nahezu handlungsunfähig, weil ihn eine Schuldenlast von 240 Millionen Euro drückt.
Der langjährige Aufsichtsratschef und Milliardär Clemens Tönnies hat deshalb seine finanzielle Hilfe angeboten. Die Bedingungen eines möglichen Kredits sind allerdings unklar – und eigentlich wollte sich Schalke auf keinen Fall weiter verschulden. Noch im Sommer hatte Sport-Vorstand Jochen Schneider das ausgeschlossen, nun sagte er bei Sky90: "Das werden wir intern klären und besprechen."
Sind die Tönnies-Millionen Schalkes letzte Rettung?
Ja, denn Schalke muss jetzt im großen Stil einkaufen
Stammspieler enttäuschen, Nachwuchshoffnungen zünden nicht, das ständige Wechseln des Cheftrainers geht nach hinten los. Die Folge: mickrige 4 Punkte und 39 Gegentore aus 14 Partien, Tabellenplatz 18. Und nun steht man auch noch unmittelbar davor den Negativrekord von Tasmania Berlin einzustellen, welches in der Saison 1965/66 31 Mal ohne Sieg blieb. Das ist die Katastrophenbilanz des FC Schalke 04.
Die einzige Lösung: Schalke muss im Winter im großen Stil einkaufen, um sich die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.
Auch wenn viele Fans des Vereins gerne auf die Finanzspritze von Clemens Tönnies verzichten würden, kann sich Schalke das in der aktuellen Situation nicht leisten. Denn die Alternative dazu ist der erste Bundesliga-Abstieg seit 32 Jahren.
Dazu kommt: Ablösefreie Wintereinkäufe helfen nun mal selten weiter. Folgende Top-Profis hingegen schon – und deshalb müssen die Schalker Bosse bei ihnen anfragen: Leverkusens Mitchell Weiser für die Rechtsverteidigerposition, Paris-Profi Julian Draxler und Liverpools Xherdan Shaqiri für die offensive Außenbahn. Dazu Ex-Schalker Klaas-Jan Huntelaar für die Sturmspitze. Jeder dieser Transfers würde viel Geld kosten – wenn sie denn überhaupt realisierbar sind. Doch nur Spieler von diesem Format helfen in der aktuellen Situation wirklich weiter.
Nein, Schalke muss kreative Lösungen finden
Der große Gönner Clemens Tönnies rettet seinen Herzensverein mit frischen Millionen für neue Topspieler. Klingt gut. Ist aber Quatsch.
Tönnies ist in erster Linie Geschäftsmann, nicht Wohltäter. Kredite hat er sich schon in der Vergangenheit mit beträchtlichen Zinsen zurückzahlen lassen. Das bedeutet: Nimmt Schalke das Geld, steigen die Schulden von 240 Mio. Euro weiter und ins Unermessliche. Geht die Mission Klassenerhalt dann trotzdem in die Hose, kann Schalke den Laden dicht machen.
Ja, der Kader muss schnell und großflächig umgebaut werden – aber nicht, indem der Klub weitere Millionen verbrennt. Wen soll Schalke denn kaufen? Welcher Klub gibt einen guten Spieler ab, wenn er in den nächsten Monaten alle drei Tage ein Spiel hat? Der Transfermarkt ist tot und Schalke bleibt nur eine Option: der Versuch, noch ein paar Spieler gewinnbringend zu verkaufen und den Kader mit kreativen Lösungen und Leihgeschäften für die nächsten Monate aufzustellen. Im Sommer braucht es ohnehin einen Neustart – ohne Tönnies.
Gegen den haben die Fans lange genug demonstriert, ehe der sich als Aufsichtsratschef zurückgezogen hat. Jetzt soll der Klub wieder am Tropf von Tönnies hängen? Das ist absurd.
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