Bundesliga-Abstiegskampf Kein "Messias" - Doch Werder hofft auf Rückkehrer Füllkrug
Bremen (dpa) - Was das Toreschießen angeht, ist Werder Bremen so gut wie Robert Lewandowski.
Das klingt erst einmal nicht schlecht, doch das Bittere aus Bremer Sicht ist: Der Top-Torjäger des FC Bayern hat in der laufenden Bundesliga-Saison so viele Treffer erzielt, wie die gesamte Mannschaft der Norddeutschen - nämlich 30.
In den vergangenen fünf Spielen traf der Tabellenvorletzte nur zweimal. Die Hoffnung, dass sich das in der entscheidenden Endphase des Abstiegskampfes verbessert, ruhen unter anderem auf dem lange verletzten Niclas Füllkrug. Im Duell mit dem SC Paderborn am Samstag (15.30 Uhr/Sky) könnte der Mittelstürmer sein Comeback nach rund neunmonatiger Zwangspause geben.
"Niclas hat ein unglaubliches Tempo vorgelegt in der Reha, weil er alles dafür tun will und mithelfen will, dass dieser Verein in der Liga bleibt", sagte Werder-Trainer Florian Kohfeldt über den 27-Jährigen, der im Sommer von Hannover 96 an die Weser wechselte, in den ersten vier Ligaspielen der Saison zweimal traf und sich dann im Training einen Kreuzbandriss zuzog. Wegen der Corona-Zwangspause und der Verschiebung des Liga-Endspurts in den Juni kann Füllkrug nun unerwartet wieder ein Faktor beim Erstligisten mit den wenigsten Toren werden.
Kohfeldt stellte dem gebürtigen Hannoveraner einen Kaderplatz für das womöglich vorentscheidende Kräftemessen beim Tabellenletzten in Aussicht. Der Coach freut sich einerseits über den Angreifer als zusätzliche Alternative, der ein Element ins Spiel bringe, "das wir so nicht haben als spielstarker Boxspieler".
Der 37 Jahre alte Coach will andererseits Hoffnungsträger "Lücke", wie Füllkrug genannt wird, in der ohnehin schon angespannten Situation rund um den Traditionsverein aber nicht zusätzlich belasten. "Ich will jetzt nicht den Druck bei Lücke auf die Schultern packen und sagen, "endlich kommt der Messias wieder", sagte Kohfeldt. "Er wird "nur" eine Alternative von der Bank sein, um das nochmal deutlich zu sagen." Das gleiche gilt auch für Routinier Claudio Pizarro.
Als kopfballstarker Strafraumspieler hat Füllkrug das Potenzial, dem Bremer Angriff die lange vermisste Durchschlagskraft zu verleihen. Gerade im Sechzehner war Werder zuletzt erschreckend harmlos. Die beiden vergangenen Treffer erzielte Leonardo Bittencourt jeweils mit Distanzschüssen. Und Füllkrug kann noch etwas anderes mitbringen: Ein bisschen Unbeschwertheit und Zuversicht.
"Ich bin wirklich stolz auf das, was ich die letzten Monate geleistet habe und dass ich jetzt schon wieder auf dem Stand bin, auf dem ich heute bin", sagte er jüngst in einem vom Verein veröffentlichten Interview. "Zum Anfang der Saison hat das ganz gut harmoniert mit mir in der Mannschaft und das versuche ich jetzt wieder einzubringen."
Ob, und wenn ja, wie lange er dafür in Paderborn Zeit bekommt, entscheidet letztendlich Kohfeldt. "Er ist sehr heiß darauf, dass er zurückkehren kann und dass er der Mannschaft helfen kann", sagte der Coach. "Aber es ist klar abgesprochen, unter welchen Rahmenbedingungen."
Sollte Füllkrug eingewechselt werden, weiß der Angreifer schon jetzt, dass es nach der langen Leidenszeit ein ganz besonderer Moment werden wird. "Das erste Spiel nach der Verletzung wird deutlich emotionaler als meine ersten Bundesligaeinsätze", sagte er.