Aufreger des Spiels Werder stemmt sich mit Macht gegen den Abstieg
Bremen (dpa) - Zwischen den beiden Bremer Auftritten gegen die Topclubs Leverkusen und Mönchengladbach lagen gerade einmal acht Tage. Und doch erinnerte im Weserstadion nichts mehr an die trostlose Werder-Leistung beim 1:4 gegen Bayer beim Neu-Start nach der Corona-Pause vor einer Woche.
Hatten sich die stark abstiegsbedrohten Bremer gegen Leverkusen noch nahezu ohne Gegenwehr ergeben, stand gegen die Borussia eine Mannschaft auf dem Platz, die 90 Minuten lang um jeden Zentimeter auf dem Rasen kämpfte und am Ende sogar mehr verdient gehabt hätte als das 0:0.
"Wir haben heute unser bestes Heimspiel der Saison gemacht. Es ist schade, dass wir uns nicht belohnen konnten", sagte Kapitän Niklas Moisander. Doch warum rufen die Norddeutschen erst jetzt eine solche Leistung ab? Warum hat man erst jetzt das Gefühl, dass das Team den Ernst der Lage erkannt hat und sich endlich als Einheit gegen den Sturz in die Zweitklassigkeit stemmt? Es scheinen drei Dinge zu sein, die die Profis vielleicht doch noch rechtzeitig wachgerüttelt haben.
Erstens: Auch Bremens Trainer Florian Kohfeldt war die leblose Darbietung gegen Leverkusen nicht entgangen. Zwar stellte er sich danach öffentlich erneut vor seine Spieler, doch intern scheint Kohfeldt anders gesprochen zu haben. Denn es war gegen Gladbach schon sehr auffällig, wie sehr auch die Ersatzspieler und Team-Betreuer auf der Tribüne mitfieberten und die Mannschaft auf dem Platz lautstark unterstützten. "Es ist keine Anordnung von mir: Jetzt alle eine Kutte an und auf die Ersatzbank. Das muss vom Inneren kommen", sagte Kohfeldt. "Wir haben es geschafft, jetzt in die ganze Truppe Leben reinzubringen."
Zweitens: Im sonst so ruhigen Bremen krachte es nach dem 1:4 gegen Leverkusen gewaltig. Ex-Spieler wie Dieter Burdenski und Rune Bratseth attackierten Trainer Kohfeldt und die Bremer Führungsriege, der Coach und Geschäftsführer Frank Baumann reagierten öffentlich. Es war richtig was los am normalerweise beschaulichen Osterdeich. Doch Kohfeldt scheint es gelungen zu sein, durch diese Unruhe die Reihen geschlossen zu haben. Schon beim 1:0 in Freiburg am Samstag zeigte das Team endlich AbstiegsKAMPF.
Drittens: Der Sieg in Freiburg war ein Brustlöser und für das stark angeknackste Selbstvertrauen enorm wichtig. Nach nur einem Sieg aus den vorausgegangenen 13 Spielen war der Glaube an die Rettung futsch. Jetzt ist er wieder da. Auch, weil die Mannschaft körperlich in einem ganz anderen Zustand ist als vor der Corona-Pause. Gegen Gladbach waren es die Bremer, die in der Schlussphase auf den Sieg drängten. "Es hat sich bestätigt, dass wir körperlich auf einem anderen Level sind als vor der Pause. Das ist wichtig, weil wir so auch wieder zu unserem Spiel finden können", sagte Kohfeldt.
Das neue Wir-Gefühl gilt es nun zu behalten, schon am Samstag steht auf Schalke die nächste wichtige Partie an. "Mentalität und Physis müssen unbedingt genauso weiter gehen. Wir haben jetzt noch sieben Endspiele", sagte der Werder-Coach. "Es sind noch vier Wochen, da werden wir alles reinstecken. Und dann bin ich überzeugt davon, dass es am Ende reicht", bekräftigte Kohfeldt.