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Effenberg: Trainer beim FC Bayern? Das würde sich Rangnick nicht antun


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Zum Pokalfinale
Warum Rangnick nicht zu Bayern gehen wird

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 24.05.2019Lesedauer: 5 Min.
Ralf Rangnick steht vor seinem letzten Spiel als Trainer von RB, anschließend wird er Leipzig in anderer Funktion erhalten bleiben. Stefan Effenberg geht davon aus, dass Rangnick noch lange nicht am Ende ist.Vergrößern des Bildes
Ralf Rangnick steht vor seinem letzten Spiel als Trainer von RB, anschließend wird er Leipzig in anderer Funktion erhalten bleiben. Stefan Effenberg geht davon aus, dass Rangnick noch lange nicht am Ende ist. (Quelle: Bernd König/imago-images-bilder)
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Nerven, Form, Trainer, Probleme – der große Vergleich zwischen Leipzig und Bayern vor dem Pokalfinale in Berlin.

Der letzte Höhepunkt der Saison steht an: Das 76. DFB-Pokalfinale – zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern im Berliner Olympiastadion. Beide haben ihre Saison in der Liga erfolgreich beendet – der FC Bayern als Meister, RB Leipzig mit der Qualifikation für die Champions League. Beide wissen, worum es geht. Wer hat die besseren Chancen auf den Titel? Ich habe beide Klubs unter die Lupe genommen und einen klaren Favoriten.

Nerven: Für die Bayern ist es fast Normalität, ein Finale zu spielen. Leipzig dagegen ist das erste Mal in Berlin dabei. Das ist natürlich etwas ganz Großes und ganz Besonderes. Der ein oder andere Spieler wird sicher sehr angespannt und nervös sein, wenn er am Freitag anreist und erlebt, wie die Stadt elektrisiert ist. Das ganze Drumherum ist etwas Neues für RB. Aber: Eine gewisse Aufregung muss kein Nachteil sein. Im Gegenteil. Das kann der Konzentration sogar äußerst zuträglich sein.

Sie dürfen sich nicht ablenken lassen. Sie müssen das genießen und dürfen nicht verkrampfen.

Psychologie spielt auch bei Bayern eine Rolle. Sie haben im vergangenen Jahr das Finale verloren – und genau das wird zum Tragen kommen. Sie werden sich nicht noch mal so aus der Saison verabschieden wollen wie mit dem 1:3 gegen Frankfurt.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, als Favorit ein Finale zu verlieren. Ich erinnere mich an 1999, als wir gegen Bremen im Elfmeterschießen unterlegen waren. Wir haben uns in der Saison darauf in jedem Pokalspiel gesagt: „Wir müssen wieder nach Berlin. Wir müssen das vergessen machen. Unbedingt.“

Wer war im nächsten Jahr der Gegner? Wieder Werder Bremen. Das war die perfekte Konstellation – und wir haben Revanche genommen. Die Konstellation in dieser Saison ist eine andere, weil der Gegner nicht wieder Frankfurt heißt, sondern Leipzig. Entscheidend ist aber, dass die Bayern auf keinen Fall zwei Jahre hintereinander verlieren wollen. Das wäre unüblich. Und es würde dazu führen, dass die Verantwortlichen not amused wären. Das haben sie ja auch schon angedeutet.

Trainer: Leipzig hat mit Ralf Rangnick einen Trainer, der im Vergleich zur Mannschaft die Erfahrung und den Pokal auch schon gewonnen hat. Das wird er bei der ein oder anderen Sitzung in dieser Woche auch fallen lassen und der Mannschaft die Sicherheit geben, dass er weiß, was zu tun ist.

Niko Kovac hat den Pokal erst in der vergangenen Saison gewonnen. Für ihn wäre es natürlich sensationell, das Double perfekt zu machen.

Kurioserweise ist Rangnick in den letzten Tagen mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht worden als möglicher Kovac-Nachfolger. Abgesehen davon, dass ich fest davon ausgehe, dass Kovac Trainer bleibt, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Rangnick das machen würde.

Er hat eine Verpflichtung in Leipzig, eine besondere Position und fühlt sich seit Jahren sehr wohl. Es wird immer darüber diskutiert, dass er seine Aufgabe erfolgreich abgeschlossen hat, dabei ist er noch längst nicht am Ende. Er hat Leipzig in der Bundesliga etabliert, kann aber immer noch in Europa für Furore sorgen. Das schmeißt er nicht einfach weg. Er ist auch keine 40 oder 47 Jahre jung mehr wie Niko Kovac. Er wird auch beobachtet haben, wie sie mit Kovac umgegangen sind. Da ist das Arbeiten in Leipzig schon anders. Da wird er sich den Trainerposten in München nicht antun wollen.

Mannschaft: Die Bayern haben schon die höhere Qualität im Kader. Nicht nur auf die elf Spieler bezogen, die auf dem Platz stehen – sondern insbesondere aufgrund der Qualität, die sie von der Bank bringen können. Robben und Ribéry können zu jeder Zeit noch mal etwas bewirken – an die beiden denke ich da in erster Linie.

Ich persönlich würde mir wünschen, Robben und Ribéry noch einmal zum Abschied von Beginn an spielen zu sehen. Das wäre natürlich ein Traum. Ich befürchte leider, dass es auch ein Traum bleiben wird.

Die größte Herausforderung für beide Trainer besteht nun darin, die Spieler auszuwählen, die am Samstag im Kader stehen müssen und auch weiterhelfen. Beide brauchen Waffen auf der Bank.

Leipzig braucht sich nicht klein machen und verstecken, aber der Bayern-Kader ist schon stärker.

Form: Leipzig ist seit Wochen für die Champions League qualifiziert und dann dementsprechend in der Liga einen Gang rausgenommen. In Bremen schonte Ralf Rangnick diverse Spieler und holte in den letzten drei Spielen nur noch zwei Punkte. Das lässt allerdings keine Rückschlüsse auf die Form zu – zuvor hat RB sechs Spiele in Folge gewonnen, als es um die Champions League ging.

Die Bayern sind bei 100 Prozent, das haben wir in den letzten Wochen gesehen. So haben sie sich die Meisterschaft gesichert.

Dementsprechend sind aus meiner Sicht beide sehr gut in Form.

Joker: Beide Mannschaften haben diverse Spieler, die dieses Finale entscheiden können. Timo Werner oder Yussuf Poulsen bei Leipzig, auf Seiten der Bayern sind das neben Robben und Ribéry natürlich Lewandowski oder Müller. Es können aber auch Fehler entscheidend sein. Wenn einer ausrutscht oder der Torwart den Ball nicht trifft, kann es schnell in die falsche Richtung gehen – das haben wir oft genug erlebt.

Probleme: Wie haben die Leipziger ihre Nerven im Griff? Das wäre der einzige Punkt, der zum Problem werden könnte. Die Kritik an Kovac? Der Fakt, dass Rangnick sein letztes Spiel als Trainer macht, bevor Nagelsmann kommt? Die zwei freien Tage, die beide Mannschaften Anfang der Woche hatten? Die Meisterfeier in den Knochen der Bayern? Das spielt alles überhaupt keine Rolle. Spätestens seit Mittwoch ist der Fokus voll auf dem Pokalfinale. Und beide Klubs sind megahungrig auf den Titel und haben fast alle wichtigen Spieler dabei. Nur Bayerns Leon Goretzka fällt aus.

Taktik: Die Bayern wollen und werden das Spiel natürlich dominieren. Leipzig wird für Entlastung sorgen müssen. In der Bundesliga war vor wenigen Wochen im direkten Duell (0:0) Bayern klar die bessere Mannschaft. Leipzig hat es nicht geschafft, für Entlastung zu sorgen. Das ist eigentlich ihre große Stärke und das muss am Samstag besser und eigentlich optimal funktionieren. Sie müssen permanent Zeichen und Nadelstiche setzen – sonst fällt irgendwann das Tor für Bayern.

Die Leipziger brauchen einen perfekten Tag, das ist keine Frage.


Mein Tipp: Bayern wird 2:1 gewinnen. Leipzig wird schon ein Tor schießen, aber die offensive Kraft der Bayern ist besser und reifer. Auch aufgrund der Niederlage im vergangenen Jahr werden sie sich das nicht nehmen lassen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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