Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Der richtige Trainer? "Schalke kommt mit Tedesco keinen Schritt mehr weiter"
Er führte den FC Schalke zur Vizemeisterschaft, doch die Euphorie ist verflogen. Platz 13, nur 15 Punkte: Bekommt Tedesco noch die Kurve?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um den FC Schalke.
Vizemeister Schalke läuft den Ansprüchen weiter hinterher. Trainer Domenico Tedesco hat das 1:1 in Augsburg zwar mit klugem Taktik- und Personalwechsel (Heidel: "Er hat gut umgestellt") gerettet, trotzdem nehmen Kritik und Zweifel zu, ob der 33-Jährige den Verein in der Bundesliga wieder nach oben bringen kann.
"Wir wurden im ersten Durchgang regelrecht aufgefressen", so Tedesco nach dem Remis am Wochenende. Über den 15. Zähler im 15. Spiel werde er bei drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz "sicher keine Freudensprünge machen". Da ist er nicht der Einzige.
Bekommt der FC Schalke 04 mit Trainer Domenico Tedesco noch die Kurve?
Ja, eine Trennung wäre fatal
Platz 13 mit nur 15 Punkten aus 15 Spielen – das ist zu wenig für Schalke. Deshalb aber die Nerven zu verlieren und sich von Trainer Tedesco zu trennen, wäre ein fataler Fehler.
Tedesco ist mit seinen 33 Jahren nicht nur ein Riesentalent, er ist auch der perfekte Trainer für Schalke. Er lebt Einsatz und Leidenschaft vor – die entscheidenden Tugenden bei diesem Verein. So hat er die Fans auf seine Seite gezogen. Nicht zu vergessen: In seiner ersten Saison machte er Schalke sensationell zum Vizemeister, sein Punkteschnitt von 1,73 pro Spiel ist immer noch top – und er steht im Achtelfinale der Champions League und des DFB-Pokals.
Sicher, spielerisch sind die Auftritte oft überschaubar, aber das liegt an unzähligen Verletzten und teils misslungenen Transfers. Sportvorstand Heidel hat in Tedesco ein Potenzial gesehen, das ihm zuvor nur in Mainz bei Klopp und Tuchel begegnet ist. Die hatten ebenfalls schwierige Phasen und sind gestärkt daraus hervorgegangen. So wird es auch bei Tedesco sein.
Nein, mit Tedesco geht es nicht weiter
Dass Domenico Tedesco Respekt verdient, hat er sich erarbeitet. Er hat es als No-Name-Trainer mit wenig Vorschusslorbeeren geschafft, Schalke in seiner ersten Saison zum Vizemeister zu machen und den stets brodelnden Klub endlich in ruhige Fahrwasser zu führen.
Doch wie es so ist in diesem brutalen Geschäft, zählen die Erfolge von gestern schon heute nichts mehr. Wer sich die Entwicklung des S04 anschaut, dem muss Angst und Bange werden. Eine spielerische Linie ist nicht erkennbar. Der Tedesco-Fußball war bereits in der vergangenen Spielzeit mehr als überschaubar und fußte lediglich auf einer stabilen Defensive und gefährlichen Standards. Wie durchschaubar dieses System ist, zeigt die Aktualität. Klar hat Schalke viele Verletzte, aber mit diesem Kader muss – gerade in Anbetracht vieler schwächelnder Topteams – mindestens ein Platz unter den ersten Fünf drin sein.
Es sieht so aus, als ob die "Königsblauen" spielerisch und in der Tabelle unter Tedesco keinen Schritt mehr weiterkommen.
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