Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Wagners Woche "Auf so egoistische Spieler können wir gut verzichten"
Wagner steht für Offenheit, Direktheit und Ehrlichkeit – was in der vergangenen Woche leider gar nicht gut ankam. Braucht der DFB solche Typen für den Erfolg?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Head of Fußball und Sport bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um Sandro Wagner.
"Scheiß-Woche"
"Es war eine Scheiß-Woche für mich persönlich", so fasste Sandro Wagner die Ereignisse der vergangenen Tage am Ende der Woche bei der Meisterfeier des FC Bayern auf dem Münchner Marienplatz zusammen. Bundestrainer Joachim Löw hatte ihn nicht in das vorläufige WM-Aufgebot aufgenommen, er war daraufhin beleidigt aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, wofür er viel Kritik einstecken musste. Nicht zum letzten Mal in dieser Woche.
Beim Pokalfinale der nächste Skandal, als er seine Silbermedaille ins Publikum warf – und das nächste Mal von den Bossen auf die Mütze bekam. Gut, dass Wagner bei der WM nicht dabei ist, schreibt Florian Wichert. Heiko Ostendorp dagegen ist überzeugt, dass Löw die Entscheidung gegen Wagner noch bereuen wird.
Wird die Nationalmannschaft bei der WM einen Typen wie Wagner vermissen?
Ja, weil Wagner Mentalität und Qualität hat
Eier, wir brauchen Eier. Dieses legendäre Zitat von Oliver Kahn kennt jeder – der Ex-Torwart wollte damit sagen, dass die größte Qualität wertlos ist, wenn man keine Mentalität hat. Sandro Wagner hat die Mentalität, die ein Team bei einer WM braucht – das hat der Stürmer oft bewiesen.
Als er sich in der Winterpause von Hoffenheim zum FC Bayern verabschiedete, lachte die halbe Nation. Er antwortete mit acht Toren in 14 Spielen. Als er Nationalspieler wurde, schüttelten viele Experten den Kopf. Was folgte, waren fünf Treffer in acht Spielen – und jede Menge flotte Sprüche.
Dass ihn diese jetzt die WM-Teilnahme gekostet haben sollen, ist ein Witz. Sportliche Argumente gibt es ohnehin nicht. Ein Typ wie Wagner hätte Löws stromlinienförmiger Truppe ganz sicher gutgetan. Zumal er alles andere als ein Stinkstiefel, sondern vielmehr ein absoluter Teamplayer ist, wie jeder Bayern-Mitspieler bestätigt. Doch Leute, die selbstbewusst bis unter die Decke und mitunter auch unbequem sind, weil sie offen ihre Meinung sagen, sind beim DFB offenbar nicht mehr gefragt. Schade eigentlich.
Nein, auf egoistische Spieler kann Löw gut verzichten
Er ist vielleicht in der Form seines Lebens. Fünf Tore in acht Länderspielen, acht Tore in 14 Spielen als Backup von Lewandowski bei Bayern. Warum nimmt Löw so einen bloß nicht mit zur WM? Der Bundestrainer braucht sich gar nicht zu rechtfertigen – Wagner gab die Antwort in der vergangenen Woche innerhalb von vier Tagen selbst.
Er trat beleidigt aus der Nationalmannschaft zurück, schoss gegen Löw ("Ich kann das natürlich nicht ernst nehmen"). Dann warf er nach der Niederlage im Pokalfinale am Samstag auch noch seine Medaille frustriert ins Publikum, bevor er mit den Kollegen in die Kabine stapfte, statt den Frankfurtern bei der Siegerehrung Respekt zu erweisen.
Löw hat es sich ohnehin verdient, Entscheidungen auch mal aus dem Bauch heraus treffen zu dürfen. Die gegen Wagner hat sich schon jetzt als richtig erwiesen. Spieler mit eigener Meinung, Charakterstärke und Führungsqualitäten braucht die Nationalmannschaft – unsportliche, egoistische und schnell beleidigte wie Wagner dagegen nicht.
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