Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Abstiegskampf "Schluss mit der Relegation! Es gibt nur zwei Profiteure"
Das große Zittern um den Klassenerhalt gipfelt in der Relegation. Die ist spannend und nervenaufreibend – aber ist sie auch gerecht?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Head of Fußball und Sport bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um die Relegation.
Relegation kann Kiel am Durchmarsch hindern
Vor neun Jahren ist die Relegation wieder eingeführt worden – und seitdem höchst umstritten. Für den Tabellen-16. der Bundesliga besteht die Chance, durch zwei Spiele gegen den Dritten der zweiten Liga die Klasse doch noch zu halten. Die Spiele versprechen Spannung, Emotionen und hervorragende Einschaltquoten. Auf der anderen Seite wird ein Zweitligist nach einer starken Saison um den Lohn gebracht.
Diese Saison könnte das Holstein Kiel treffen und am Durchmarsch aus der dritten Liga hindern. Der Gegner aus der Bundesliga wird am kommenden Wochenende ermittelt. Der SC Freiburg ist noch nicht endgültig gerettet, wahrscheinlich machen jedoch der VfL Wolfsburg und der Hamburger SV den Relegationsplatz unter sich aus.
Ist die Relegation gerecht?
Ja, diese Spiele sind das Sahnehäubchen
Jede Woche meckern Fußballfans und Experten: keine Spannung, miese Stimmung, fehlende Emotionen. Man kann und darf tatsächlich darüber streiten, ob die Bundesliga aufgrund der Bayern-Dominanz und fehlender Konkurrenz zur Gähn-Liga verkommen ist. Aber in zwei Spielen geht es noch mal um alles oder nichts.
In der Relegation werden Helden geboren, Tränen vergossen – genau von diesen Momenten lebt der Fußball. Gerade im sonst (leider) so häufig trüben Alltag geht es nach der Saison noch mal richtig zur Sache – und hier zeigt sich, wer sich den Platz unter den besten 18 Teams in Deutschland verdient hat.
In sieben von neun Fällen setzte sich der Erstligist durch – das ist kein Glück oder Zufall, sondern entspricht schlicht und einfach dem Leistungsprinzip. Wenn es gegen den Drittletzten der ersten Liga (meist der HSV) nicht reicht, reicht es auch nicht für eine ganze Saison. Das klingt hart, ist aber gerecht.
Nein, weil der falsche Klub belohnt wird
Vor neun Jahren hat die DFL die Relegation wieder eingeführt. Die Bilanz: Siebenmal setzte sich der Erstligist durch und wurde für eine verkorkste Saison am Ende noch belohnt. Jedes Mal wurde der Zweitligist für eine super Saison bestraft. Die Relegation ist an Ungerechtigkeit kaum zu übertreffen und gehört dringend wieder abgeschafft.
Die einseitige Bilanz ist keine Überraschung, schließlich entsprechen Etat und Kader der Klubs der jeweiligen Liga. Beides würde der Zweitligist in der Sommerpause an die erste Liga anpassen – wenn nicht diese überflüssigen Relegationsspiele dazwischen kommen würden.
Ein Freistoß in der Nachspielzeit, eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung oder ein einziger Patzer können über Arbeitsplätze bei den Vereinen, Millionen in den Klubkassen und Karrieren entscheiden.
Kein Wunder, dass es jedes Jahr Ausschreitungen, Platzstürme und Eskalationen gibt. Der einzige Profiteur neben dem Bundesligisten ist die DFL, die ordentlich Kohle aus der Relegation zieht. Deshalb: Schluss damit!
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