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Kolumne von Berti Vogts: Vielleicht macht Jupp doch weiter bei Bayern München


Die Kolumne von Berti Vogts
Die Bayern werden sich noch wundern

Meinungt-online, Berti Vogts

Aktualisiert am 16.10.2017Lesedauer: 4 Min.
Jupp Heynckes weiß genau, wie er Thomas Müller stärken muss - wie Berti Vogts erklärt.Vergrößern des Bildes
Jupp Heynckes weiß genau, wie er Thomas Müller stärken muss - wie Berti Vogts erklärt. (Quelle: imago-images-bilder)

Jupp Heynckes hat sich eindrucksvoll in der Liga zurück gemeldet – nun erklärt t-online.de-Kolumnist Berti Vogts das Erfolgsgeheimnis seines Weggefährten. Vogts sagt, wie der FC Bayern nun die Weichen stellen muss für die Zukunft und warum Peter Stöger der einzige Trainer ist, der den 1. FC Köln retten kann.

Die Kolumne von Berti Vogts bei t-online.de.

Der Start von Jupp Heynckes ist geglückt – für den FC Bayern beginnt jetzt eine neue Saison!

Jupp war ungenießbar, wenn er nicht traf

Jeder Spieler weiß jetzt, dass ein anderer Wind weht in München. Jupp Heynckes verlangt mehr, mehr als das Normale. Kein Spieler hat mehr eine Entschuldigung. Schwaches Training? Schlechte Vorbereitung? Das ist alles als Ausrede weg für die Spieler.

Jupp weiß, wie er sie anpacken muss. Nehmen wir Thomas Müller. Jupp kennt das Gefühl, fünf bis acht Spiele nicht getroffen zu haben. Er war selbst früher ungenießbar in so einer Situation. Aber er findet so natürlich genau die richtigen Worte.

Diese Erfahrung kann man nicht auf der Sporthochschule in Köln erlernen. Man kann sie nicht kaufen. Das ist Qualität, das ist hart erarbeitetes Können.

Das Geheimnis des Erfolges liegt in der Mönchengladbacher Schule begründet. Selbst bei einem Sieg sind wir früher im Mannschaftsbus auf dem Rückweg sehr kritisch miteinander umgegangen. Das hat Jupp Heynckes aufgesaugt und er gibt es so weiter – auch wenn wir in einer anderen Zeit leben.

Die Spieler werden sich noch wundern

Jupp weiß deshalb, dass die Leistung vom 5:0 gegen Freiburg bei weitem nicht reicht, um Celtic Glasgow in der Champions League aus dem Stadion zu schießen.

Die Spieler werden sich noch wundern, wie konsequent er gerade bei Siegen den Finger in die Wunde legt. Denn er weiß: Wenn er bei einer Niederlage nur die Fehler anspricht, kommt das nicht so gut in den Köpfen an wie nach Siegen. Nach Niederlagen sagen die Spieler sonst: „Na hör mal, der meckert ja nur.“

Dank Jupp Heynckes steht uns eine extrem spannende Saison bevor – endlich! Leipzig hat Weltklasse gespielt in Dortmund, der BVB zuvor einen tollen Start hingelegt. Das wird ein Dreikampf bis zum Ende der Saison. Diese drei werden den Titel unter sich ausmachen.

Das Allerwichtigste ist: Die Bayern sind wieder in der Spur und haben einen Trainer, der die Spieler perfekt einstellt.

Vielleicht macht Jupp doch weiter

Aber parallel müssen natürlich die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Der FC Bayern muss einen Trainer für die nächste Saison verpflichten und die Mannschaft umbauen.

Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob Jupp nach der Saison wirklich aufhört. Ich kann mir vorstellen, dass das davon abhängig ist, welcher Trainer sonst wirklich zu bekommen ist. Vielleicht bereitet sich schon jemand im Hintergrund auf die Aufgabe vor.

Klopp ist viel weiter als Tuchel

Für mich ist klar, dass es sich um einen international erfahrenen Mann handeln muss, also keinen Nagelsmann.

Klopp oder Tuchel? Man kann sie nicht miteinander vergleichen. Klopp ist sicher ein Kandidat. Er hat so viel Erfahrung gesammelt – gerade jetzt in England. Tuchel gehört für mich noch nicht in diese Kategorie. Er kennt sich vielleicht in der Region Dortmund oder der Region Mainz aus – das war es auch schon. Klopp ist da viel weiter.

Auch der Kader muss umgebaut werden.

Klar ist: Auf Ribéry und Robben kann man nicht die Zukunft aufbauen.

Sie brauchen Spieler, die gegen Real treffen, nicht gegen Bethlehem

Robben hat in der ersten Hälfte für die Niederlande gegen Schweden (2:0) überragend gespielt – in der zweiten Hälfte hat man gesehen, wo die Probleme liegen: Mit Robben über 90 Minuten bekommst du international Probleme. Die Champions League kann man mit ihm so nicht mehr gewinnen. Jupp wird zumindest noch das Beste aus ihm rausholen.

Dann muss der FC Bayern umdenken und lieber einen Spieler für 60 Millionen Euro als drei für 20 holen. Und da muss man jetzt schauen, wen man holen kann. Es bringt sicher nichts, einen Spieler nach der WM zu kaufen, der ein paar Tore erzielt hat. Gegen Schneeweiß Bethlehem macht der vielleicht fünf Tore – aber doch nicht gegen Barcelona oder Real. Man braucht Spieler, die auch gegen Real Madrid treffen – und zwar regelmäßig.

Mir ist noch ein Thema wichtig: Ich hoffe wirklich, dass nach Bayern auch der 1. FC Köln wieder in die Spur findet.

Wenn Stöger es nicht schafft, schafft es niemand

Selbst als Mönchengladbacher sage ich: Der Verein gehört in die Bundesliga – und zwar mit dem Trainer Peter Stöger.

Er ist der wertvolle Schatz für den 1. FC Köln – so will ich das mal nennen. Sie haben Fehler gemacht, nicht gut eingekauft und Stöger hat jetzt das Problem. Aber Schmadtke muss weiter zu ihm stehen und Ruhe bewahren. Denn ich behaupte: Peter Stöger ist der einzige Trainer, der den 1. FC Köln noch zum Klassenerhalt führen kann. Keiner kennt die Spieler samt Stärken und Schwächen so gut wie er. Wenn er es nicht schafft, schafft es niemand.

Aber ich glaube, dass er es schafft. Werder Bremen kommt als nächster Gegner genau zum richtigen Zeitpunkt. Da muss der FC eine Serie starten.

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