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FC Bayern forciert die Europa-Liga: Bundesliga wird zu klein


Gefahr für die Bundesliga
Deshalb forciert der FC Bayern die Europa-Liga

Von t-online
Aktualisiert am 28.01.2016Lesedauer: 3 Min.
Jubeln die Profis des FC Bayern bald im Ligabetrieb in Mailand, Madrid und Paris?Vergrößern des Bildes
Jubeln die Profis des FC Bayern bald im Ligabetrieb in Mailand, Madrid und Paris? (Quelle: dpa-bilder)

Von Mark Weidenfeller

Auf dem diesjährigen Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga warb Geschäftsführer Christian Seifert voller Begeisterung für sein Vorzeige-Projekt: die Bundesliga. Der DFL-Boss sprach von einem "Premium-Produkt", lobte die Begeisterung der Fans und rief wenige Monate vor den entscheidenden Verhandlungen über die Neuvergabe der Fernsehrechte einen Preis von über einer Milliarde Euro auf. Eine stolze Summe – für eine Liga mit einem großen Problem.

Genau drei Tage später nämlich spielte der FC Bayern bei einem aufopferungsvoll kämpfenden Hamburger SV, zeigte eine für Münchner Verhältnisse eher unterdurchschnittliche Leistung und gewann am Ende dennoch ohne größere Probleme mit 2:1. An diesem Abend wurde erneut deutlich, dass die höchste deutsche Spielklasse seit Jahren immer unausgeglichener wird und schon lange keine richtige Herausforderung mehr für den Rekordmeister darstellt. Der Vorsprung auf den Zweitplatzierten Borussia Dortmund beträgt derzeit acht Punkte, Zweifel am vierten Titelgewinn in Folge gibt es so gut wie keine. Für die großen Bayern ist die Bundesliga einfach zu klein geworden.

Durch einen Blick auf die Zahlen wird diese These noch einmal verdeutlicht. Unter Trainer Pep Guardiola hat das Team aus der bayerischen Landeshauptstadt in zweieinhalb Jahren ganze acht Bundesliga-Spiele verloren. Fünf davon wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, als der Gewinn der Meisterschaft bereits feststand und die Konzentration der Spieler schon den anstehenden Finalspielen, dem WM-Turnier in Brasilien oder dem Finden des besten Urlaubsziels für die Sommerpause galt.

"Teams aus Italien, Deutschland, England, Spanien und Frankreich"

Und auch in den Spielzeiten vor Guardiola sahen die Kräfteverhältnisse nicht großartig anders aus. Seit der Jahrtausendwende ging die Meisterschale in elf von 17 Fällen nach München, einen dauerhaften und gleichwertigen Rivalen gab es nie. Lediglich der BVB leistete regelmäßig Widerstand und durfte sich immerhin dreimal über ein neues Ausstellungsstück für die Vitrinen des Klub-Museums freuen. Die Triumphe des VfL Wolfsburg (2009), des VfB Stuttgart (2007) und von Werder Bremen (2004) wirken schon jetzt wie aus einer anderen und längst vergessenen Zeit.

Dementsprechend offen denken die Verantwortlichen an der Säbener Straße mittlerweile über Alternativen zum Tagesgeschäft Bundesliga nach. "Ich schließe nicht aus, dass man in Zukunft eine europäische Liga gründet, in der die großen Teams aus Italien, Deutschland, England, Spanien und Frankreich spielen", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge Anfang Januar dieses Jahres auf einer Diskussionsrunde an der Mailänder Universität Bocconi.

Derbysiege gegen 1860? FC Bayern denkt international

Der 60-Jährige, der gleichzeitig auch Vorsitzender der europäischen Klubvereinigung ECA ist, betonte, dass er sich eine Liga mit 20 Mannschaften durchaus vorstellen könne. Der Bedarf, "das Fußballsystem an die neuen Herausforderungen der Globalisierung anzupassen", sei größer als jemals zuvor. Die Ausrichtung ist damit klar: Der FC Bayern denkt international und forciert den nächsten Entwicklungsschritt. Die Zeiten, als Derbysiege gegen 1860 München oder Auswärtserfolge auf dem gefürchteten Betzenberg noch die Saison-Highlights waren, sind lange vorbei. Die wahren Gegner heute heißen FC Barcelona, Real Madrid oder Paris St. Germain.

Vor gerade einmal zwei Jahren hörte sich das beim FC Bayern und aus dem Mund von Rummenigge allerdings noch ganz anders an. Angesprochen auf die immer mal wieder kolportierten Pläne zur Einführung einer Europaliga sagte Rummenigge damals: "Für die Bundesliga wäre das eine Katastrophe, auch finanziell. Ich bin dafür, dass wir es so lassen wie es ist." Unterstützung bekam er dafür von Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer, der ähnlich drastische Worte wählte: "Die Europaliga wäre für die nationale Liga das Todesurteil", sagte er. "Alleine der Gedankengang ist eine Katastrophe."

Besserung ist nicht in Sicht

Die Meinungen haben sich offenbar geändert, die Auswirkungen wären aber wohl noch immer die gleichen. Es ist zwar eher unrealistisch, dass sich die europäischen Top-Klubs komplett aus ihren Heimatmärkten zurückziehen, selbst eine Reform der Champions League hätte für die Bundesliga jedoch erhebliche Folgen. Eine europäische Superliga – ob privat veranstaltet oder unter der Führung der UEFA – würde den teilnehmenden Vereinen noch mehr Geld einbringen und den sowieso schon eklatanten Leistungsunterschied in der Bundesliga weiter vergrößern.

Am nächsten Spieltag empfangen die Bayern übrigens die TSG Hoffenheim. Die Kraichgauer – immerhin Herbstmeister von 2008 – haben nach 18 Spieltagen 35 Punkte weniger auf dem Konto als die Münchner. Die Allianz-Arena wird mit 75.000 Zuschauern ausverkauft sein, ein spannendes Spiel ist allerdings eher nicht zu erwarten. Eine Besserung ist nicht in Sicht - zumindest für die Bundesliga.

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