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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spitzenspiel in der Bundesliga Leverkusens Einfalltor gegen Bayern
Bayer Leverkusen hat am Samstag die große Chance, den FC Bayern mit einem Sieg zu distanzieren. Wo liegen die Schwachstellen des Rekordmeisters?
Vor dem Schließen des Transferfensters hat der FC Bayern noch einmal zugeschlagen und Bryan Zaragoza sowie Sacha Boey geholt. Ergänzungen waren bitter notwendig, denn seit Monaten kämpft Cheftrainer Thomas Tuchel mit einer dünnen Personaldecke.
Auch vor dem anstehenden Auswärtsspiel gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen muss Tuchel wohl wieder ein wenig improvisieren. Linksverteidiger Alphonso Davies fällt mit einer Innenbandzerrung im Knie auf jeden Fall aus. Ob Kim Min-jae nach seiner Rückkehr vom Asien-Cup schon wieder einsatzfähig ist, bleibt ebenso wie eine Rückkehr von Dayot Upamecano und Joshua Kimmich fraglich. Die Zusammensetzung der Abwehrkette könnte sich also erst am Samstag entscheiden.
Die ohnehin zuweilen fragwürdige defensive Stabilität der Bayern wird durch die ständigen personellen Wechsel noch weiter beeinträchtigt. Das wiederum dürfte Leverkusen ein Einfalltor bieten.
Der Tabellenführer spielt unter der Ägide von Cheftrainer Xabi Alonso einen oftmals dominanten Ballbesitzfußball, der in der eigenen Spielhälfte vor allem auf Ballsicherung und kontinuierlichen Raumgewinn ausgelegt ist. Löst Bayer erst einmal den Angriff richtig aus, muss sich das Talent zeigen, wie es Alonso einmal formuliert hat.
Leverkusens Halbverteidiger schalten sich nach vorn ein
Wichtige Akteure in der zweiten und dritten Phase der Spielgestaltung sind die beiden Außenbahnspieler: Álex Grimaldo auf links und Jeremie Frimpong auf rechts. Ersterer neigt dazu, punktuell nach innen in Richtung Strafraum zu ziehen und dort auf zweite Bälle zu lauern.
Frimpong hingegen hält zumeist die Linie außen, bekommt aber Unterstützung durch einen aufrückenden Halbverteidiger (wie in der untenstehenden Grafik eingezeichnet). Der momentan noch beim Afrika-Cup weilende Odilon Kossounou war für diese vorstoßenden Läufe der perfekte Mann. Aber auch sein Ersatz, Edmond Tapsoba, sollte diese Rolle entsprechend ausfüllen können.
Der FC Bayern neigt gelegentlich dazu, dass die vorderen vier Offensivspieler recht hoch stehen und nach Ballverlusten nicht mehr rechtzeitig in die Defensivformation gelangen. Zudem provoziert etwa Davies als Linksverteidiger mit seiner vorstoßenden Art gewissermaßen Situationen, in denen seine Seite entblößt ist und für Konterangriffe genutzt wird.
Halbräume von essenzieller Bedeutung
Tuchels Mittelfeldakteure haben es zuletzt besser verstanden, die Räume auf den Außenbahnen zuzumachen, aber noch immer mangelt es an der Feinabstimmung.
Gerade das richtige Besetzen der Halbräume, wo über rechts Tapsoba und über links Piero Hincapié, Florian Wirtz oder eben Grimaldo hineinstoßen können, wird gegen Leverkusen von essenzieller Bedeutung sein.
Auf dem Papier hat Bayer nur zwei nominelle Außenspieler, aber in der Praxis bespielen zum Teil drei Leverkusener den jeweiligen Flügel. Diese positionelle Variabilität, die ein Stück weit vorgezeichnet ist, aber auch auf der Intuition und dem Spielverständnis von Wirtz und Co. beruht, ist eine der großen Stärken des momentanen Tabellenführers.
- Eigene Beobachtungen