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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Supertalent besteht Feuertaufe in Dortmund Er ist das nächste Zukunftsversprechen der Bayern
Aleksandar Pavlović besteht in Dortmund seine Feuertaufe für den FC Bayern eindrucksvoll. Damit bringt er Mitspieler und Bosse ins Schwärmen.
Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl
Noch vor einer Woche war Aleksandar Pavlović nur Insidern beim FC Bayern ein Begriff. Spätestens seit Samstagabend weiß nun aber auch ganz Fußballdeutschland, dass der Rekordmeister mit dem 19-Jährigen ein neues Supertalent in seinen Reihen hat. Denn da wurde der Mittelfeldspieler beim 4:0 der Münchner im Topspiel in Dortmund nach knapp einer Stunde eingewechselt.
Und Pavlović, der erst in der Vorwoche beim 8:0 gegen Darmstadt als Einwechselspieler sein Bundesliga- und Profidebüt für Bayern gefeiert hatte, wusste auf der größtmöglichen nationalen Bühne sofort zu überzeugen. Wie schon bei seinem 13-minütigen Einsatz gegen Darmstadt, bei dem seine insgesamt 14 gespielten Bälle alle auch bei seinen Mitspielern ankamen, behielt der Nachwuchsprofi nämlich auch gegen den BVB seine makellose, hundertprozentige Passquote.
Mit dem elften und letzten seiner perfekt getimten Zuspiele stand er dann endgültig im Rampenlicht. Nachdem er den Ball erobert und sich im Zweikampf gegen Mats Hummels behauptet hatte, spielte er diesen nämlich – im Fallen und durch die Beine des Nationalspielers – in den Lauf von Harry Kane.
Diese Vorlage nutzte der Star-Neuzugang der Bayern zu seinem dritten Treffer zum 4:0-Endstand und bedankte sich anschließend direkt bei seinem Passgeber. Für Pavlović war das die Krönung eines couragierten Auftritts, bei dem er erneut Ballsicherheit, Zweikampfstärke sowie gute Spielübersicht beweisen konnte und sich die t-online-Note zwei verdiente.
Müller adelt Pavlović: "Mumm in den Knochen"
Als der perfekte Mann, um seine Leistung zu beurteilen, erwies sich anschließend sein Teamkollege Thomas Müller. Warum? "Ich bin ja immer mit den Jungen natürlich viel zusammen – beim Warmmachen und in den Spielersatztrainings", sagte der 34 Jahre alte Routinier.
Weil Müller damit süffisant auf seine momentane Rolle als Einwechselspieler anspielte, hatte er mal wieder die Lacher auf seiner Seite. In den erwähnten Übungseinheiten, ergänzte er dann aber in ernstem Ton, spiele er "tatsächlich gerne mit ihm zusammen". Denn dann wisse er, "dass offensiv was geht".
Pavlović könne arbeiten und er habe immer den Blick nach oben, befand Müller. "Er spielt Fußball, so wie ich es kenne, hat einen guten Touch, lässt sich nicht unterkriegen." Und, so Müller weiter, "wie man heute gesehen hat, auch den Mumm in den Knochen".
Pavlović besteht die Feuertaufe in Dortmund
Auch bei seiner Feuertaufe vor der Dortmunder Südtribüne, die er mit Bravour bestand, war Pavlović cool geblieben – und das in seinem erst zweiten Profispiel überhaupt. Dass es dazu überhaupt kam, dafür war zumindest indirekt Joshua Kimmich verantwortlich. Weil der Nationalspieler nach seiner Roten Karte gegen Darmstadt (8:0) beim Spiel gegen den BVB gesperrt fehlte, gingen Trainer Thomas Tuchel nämlich im zentralen Mittelfeld die Alternativen aus.
11. Spieltag
Nur Konrad Laimer und Leon Goretzka, der nach seinem Mittelhandbruch mit einer Schiene spielte, standen ihm dort noch zur Verfügung. Nachdem Dayot Upamecano ausgewechselt werden musste und Goretzka für ihn in die Innenverteidigung rückte, musste er fast zwangsläufig auf Pavlović als einzig verbliebene Alternative in der Zentrale zurückgreifen.
Müller über Pavlović: "Ein super Junge"
"Aleks hat Gott sei Dank so gespielt, wie ich ihn kenne. Er ist ein super Junge", lobte Müller: "Ich mag seine Spielweise. Wir verstehen uns auch gut." Kein Wunder, schließlich ist Pavlović so wie einst Müller ein echtes Eigengewächs des FC Bayern.
Der 19-Jährige hat serbische Wurzeln, ist aber in München geboren und aufgewachsen. Nachdem er beim benachbarten SC Fürstenfeldbruck mit dem Fußballspielen begonnen hatte, wechselte er 2011 als Siebenjähriger zu Bayern und durchlief dort – genau wie einst Müller – sämtliche Juniorenteams beim Rekordmeister.
Pavlović gilt als das nächste große Zukunftsversprechen beim FC Bayern, die in ihn gesetzten Erwartungen sind groß. Dass er das nicht schon früher in dieser Saison auf dem Platz zeigen konnte und auch im Regionalligateam der Münchner bislang lediglich zweimal zum Einsatz kam, lag auch an einer hartnäckigen Grippe, die ihn mehrere Wochen lang ausbremste.
Löst Pavlović das "Holding Six"-Problem?
Tuchel hatte ihn nämlich eigentlich bereits nach der Sommervorbereitung in Asien und dem gescheiterten Last-Minute-Transfer von João Palhinha explizit als eine seiner Optionen im zentralen Mittelfeld genannt. Pavlović könnte als ballsicherer Spieler nun Teil der Lösung des von Tuchel im Kader ausgemachten "Holding Six"-Problems sein.
"Es macht Spaß zu sehen, wie er alles aufsaugt", sagte Goretzka, der seinen Mannschaftskollegen als "extrem positiv und bodenständig" wahrnimmt. "Heute ist er super reingekommen. Man hat gar nicht gespürt, dass er nervös ist oder irgendwas", schwärmte Goretzka, "er hat ja sogar noch ein Tor vorbereitet. Top – so wünscht man sich das."
Pavlović erlebt Woche wie im Traum
In dieser Woche lebt Pavlović nun endgültig seinen Traum beim FC Bayern. Zwischen seinem Bundesligadebüt und dem Einsatz in Dortmund unterschrieb er nämlich auch noch seinen ersten Profivertrag beim Rekordmeister.
Nachdem er mit seinem starken Auftritt gegen den BVB überzeugt hat, könnte am Mittwoch im Heimspiel gegen Galatasaray seine Premiere in der Champions League folgen. Die Chancen für seinen ersten Startelfeinsatz stehen auch am darauffolgenden Samstag gegen Heidenheim nicht schlecht. Denn aufgrund seiner Sperre muss Kimmich auch bei dieser Partie in der Bundesliga noch mal zuschauen. Pavlović dürfte also erneut als sein Vertreter gefragt sein.
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"Als echter Münchner hat er es in die erste Mannschaft des FC Bayern geschafft – unsere Fans träumen davon, dass solche Geschichten Realität werden, und uns im Klub geht es genauso", sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen. "Auch sein Weg soll Vorbild sein für unsere Talente: Ihr könnt es über den Campus bis nach oben schaffen."
Auch Pavlović war freilich "sehr glücklich, hier jetzt meinen ersten Profivertrag unterschrieben zu haben. Davon habe ich geträumt, seit ich klein war." Er sei schließlich "beim FC Bayern aufgewachsen".
Die Chance, sich in der Profimannschaft beim FC Bayern zu behaupten und möglicherweise dort den Durchbruch zu schaffen, ist für Pavlović nun da. Ob er sie nutzen kann, wird die Zukunft zeigen. "Ich möchte in jedem Training dazulernen", sagte Pavlović, "und werde weiter hart an mir arbeiten." Ein guter Anfang dafür ist jedenfalls gemacht.
- Eigene Beobachtungen vor Ort in Dortmund
- Mixed-Zone-Gespräche mit Thomas Müller und Leon Goretzka in Dortmund
- sofacore.com: Daten von Aleksandar Pavlović