Hoeneß über Kahns Entlassung "Es war kein angenehmes Gespräch"
Trotz des Titels in der Liga hängt der Haussegen beim FC Bayern schief. Nun sprach Ehrenpräsident Uli Hoeneß darüber, warum ihn Oliver Kahn enttäuscht hat.
Titel gewonnen, Fassung verloren. So könnte man die Stimmung derzeit an der Säbener Straße beschreiben. Der FC Bayern München erlebt turbulente Tage. Erst die Last-Minute-Meisterschaft, dann die Trennung von Sportvorstand Hasan Salihamidžić und Vorstandschef Oliver Kahn. Wohl selten verlief eine Meisterschaft so chaotisch.
Nun hat sich der ehemalige Präsident und heutige Ehrenpräsident des Klubs, Uli Hoeneß, im Interview mit dem Sportmagazin "Kicker" zu den Vorgängen geäußert. Demnach sei die Entscheidung zur Ablösung von Salihamidžić und Kahn schon länger gereift. Auch über das exakte Vorgehen, den beiden Funktionären den Beschluss des Vereins noch vor dem letzten Spieltag der Bundesliga mitzuteilen, habe man bereits in den Wochen zuvor entschieden.
Insbesondere mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge habe Hoeneß sich laut eigener Aussage abgestimmt. Andere im Verein seien offenbar der gleichen Meinung gewesen, so der mächtige Ehrenpräsident.
Am Zeitpunkt der Trennung hatte es intern, aber auch von zahlreichen Beobachtern Kritik gegeben. Der FC Bayern hatte sich schon am Donnerstag von Salihamidžić und Kahn getrennt, wohl um eine Situation wie bei der Entlassung von Julian Nagelsmann zu verhindern. Bei dessen Rauswurf hatte der Ex-Trainer von seiner Demission erst aus den Medien erfahren.
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Kahn ein Fehler? "Im Nachhinein muss man das so sagen"
Dass insbesondere die Trennung von Kahn nicht wie gewünscht verlief, räumte Hoeneß ein. "Es war kein angenehmes Gespräch", so der 71-Jährige. So habe Kahn sich in dem Gespräch auf seinen Nachfolger Jan-Christian Dreesen eingeschossen. Dreesen, ehemaliger Finanzvorstand des Rekordmeisters, war am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit dem Klubpräsidenten Herbert Hainer als neuer Vorstandsvorsitzender vorgestellt worden.
Hoeneß ließ außerdem durchblicken, warum er mit Oliver Kahn, der Rummenigge im Jahr 2021 als Bayern-Boss beerbt hatte, nicht zufrieden war. Der ehemalige Nationaltorhüter habe sich mit zu vielen Beratern umgeben. "Die große Enttäuschung liegt darin, dass ich gedacht habe, er könnte das Amt qua seiner Persönlichkeit allein ausfüllen, doch er hat sich stattdessen mit seinen Beratern umgeben."
Auf die Frage, ob die Berufung Kahns zum starken Mann des Klubs ein Fehler gewesen sei, antwortete Hoeneß: "Im Nachhinein muss man das so sagen."
Er bemängelt insbesondere die Hektik, die im Klub und dessen Umfeld in letzter Zeit ausgebrochen sei. Hier habe Kahn ebenfalls eine unglückliche Rolle gespielt. "Ich habe großen Respekt vor der Person, als Spieler hat er viel geleistet. Auch wenn er als CEO die Erwartungen nicht erfüllt hat, steht meine Tür für Oliver immer offen", sagte der Klubpatriarch.
- kicker.de: Hoeneß exklusiv über das Gespräch mit Kahn, dessen Berater und "totale Hektik"