"Komplett unverhältnismäßig" Eskalation bei Zweitliga-Topspiel – Neue Details zu Tumulten
Das tabellarische Spitzenspiel der 2. Bundesliga wurde von Ausschreitungen im Gästeblock überschattet. Im Fokus steht dabei auch die Polizei.
Etwas mehr als 80 Minuten waren am Hamburger Millerntor gespielt, als Schiedsrichter Richard Hempel die Partie unterbrach. Tore waren zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 noch keine gefallen. Doch beim Zweitliga-Topspiel zwischen Platz eins und Platz drei kam es auch so zu tumultartigen Szenen.
Denn plötzlich marschierte die Polizei in den Gästeblock der Hannoveraner. Die Beamten setzten Reizgas und körperliche Gewalt ein, die Anhänger der Niedersachsen schlugen ebenfalls zu. Zudem warfen sie mit Fahnenstangen auf die behelmte Einheit.
Zur Ursache des Einsatzes hieß es in einer Polizeimitteilung: "Um 20:04 Uhr kam es den bisherigen Erkenntnissen zufolge aus bislang noch nicht geklärter Ursache zu einer Auseinandersetzung im Gästefanblock, bei der offensichtlich eine männliche Person erheblich attackiert und fortwährend – selbst als diese zu Boden gegangen war – getreten wurde. Um den Mann zu schützen und Schlimmeres zu verhindern, entschied sich die Polizei, im Gästefanblock einzuschreiten."
"Komplett unverhältnismäßig"
Aus Fankreisen ist zu hören, dass die männliche Person ein Anhänger des FC St. Pauli gewesen sein soll. Zwischen den Ultras von Hannover 96 und dem Hamburger SV gibt es freundschaftliche Kontakte, weshalb sich im Gästeblock bei Erzrivale St. Pauli auch Anhänger des HSV befanden. Eine Zaunfahne der Hamburger sei dabei ins Visier des St. Pauli-Fans geraten, der sich ebenfalls im Gästeblock befand. Als der Mann aufflog, griffen ihn die Hannoveraner an, woraufhin die Polizei zur Tat schritt.
Auf Videos ist zu sehen, wie die Beamten nach Verlassen des Fanblocks mit Fahnen und Bechern beworfen wurden und damit reagierten, viel Reizgas in die Menge zu sprühen. Die Fanhilfe Hannover 96 sprach in einem ersten Statement von einem "komplett unverhältnismäßigen Polizeieinsatz". Die Fanhilfe des FC St. Pauli reagierte ähnlich: "Die Polizei Hamburg betritt den Auswärtsblock von Hannover 96 und setzt massiv Pfefferspray ein. Wir halten das Vorgehen für schlicht unangebracht und unverhältnismäßig." Ordner des FC St. Pauli reichten Fan-Angaben nach den verletzten Fans Wasser und Papier, um die Augen zu reinigen und abzutrocknen.
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Nach dem Spiel kam es zu keinen weiteren Ausschreitungen zwischen Hannover und der Polizei, dafür aber zwischen St. Pauli und der Polizei. Rund 300 Personen sollen sich im Viertel rund um das Stadion zu einem Fanmarsch versammelt haben. Einzelne Personen warfen Polizeiangaben zufolge mit Steinen, Flaschen und pyrotechnischen Gegenständen auf die Beamten, die erneut mit Pfefferspray reagierten.
Insgesamt wurden am Freitagabend mindestens 15 Fans und 17 Polizisten verletzt, teilte die Hamburger Polizei am Samstag mit.
- Eigene Recherche
- presseportal.de: "POL-HH: 231111-1. Polizeieinsatz anlässlich des Fußballspiels FC St. Pauli - Hannover 96"