Großer Preis von Singapur Sie jagen die perfekte Saison
Red Bull ist auch in Singapur Favorit. Machen sie den nächsten Schritt in Richtung eines besonderen Rekords? Die wichtigsten Fragen zum Rennwochenende.
Die Formel 1 verlässt Europa und wird in diesem Jahr nicht mehr zurückkehren. Auf dem Marina Bay Street Circuit in Singapur steigt am Sonntag (ab 14.00 Uhr im Liveticker bei t-online) das 15. von 22 Saisonrennen, es ist das wohl attraktivste – zumindest fürs Auge: Die Skyline glitzert, die Autos jagen unter Flutlicht mit Tempo 300 durch die Straßen, Singapur macht etwas her. Und vielleicht wird es in diesem Jahr auch sportlich etwas ganz Besonderes.
Wer gewinnt?
Diese Frage nämlich ist vor dem Flug nach Südostasien angeblich nicht so einfach zu beantworten – behauptet zumindest Red Bull, das Team, das bislang jedes einzelne Rennen dieser Saison gewann. Es werde "nicht das stärkste Wochenende für uns", sagt Weltmeister Max Verstappen, dessen dritter Titelgewinn in Folge längst nicht mehr infrage steht.
Für Red Bull geht es längst um andere Dinge: Gelingt die perfekte Saison mit Siegen in jedem Rennen? Das gab es noch nie in der Formel 1, und glaubt man den Menschen bei Red Bull Racing, dann ist Singapur der letzte große Stolperstein. "Wenn wir dort noch gewinnen", sagt Motorsportberater Helmut Marko, "dann kann man wirklich optimistisch auf den Rest der Saison schauen." Verstappen zumindest kennt das Gefühl eines Sieges in Singapur noch nicht, hier stand er noch nie ganz oben auf dem Treppchen.
Was macht die Red-Bull-Konkurrenz?
Mercedes plant schon längst für 2024. Und will dort endlich wieder Red Bull Konkurrenz machen. Für Teamchef Toto Wolff sind zwei andere Rennställe Vorbild: "Wir brauchen diesen einen Schritt, den McLaren und Aston Martin gemacht haben, um wieder nach vorne zu kommen. Und ich denke, dass das möglich ist", sagte der Österreicher im Vorfeld des Singapur-Grand-Prix.
Weder Rekordweltmeister Lewis Hamilton noch sein Teamkollege George Russell waren im bisherigen Saisonverlauf dauerhaft in der Spitze konkurrenzfähig, auch wenn Wolff betonte: "Wir landen mit beiden Fahrern konsequent in den Punkten, in der Konstrukteurswertung sind wir Zweiter, in der Fahrerwertung mit Lewis hoffentlich bald Dritter. Wir liefern die besten Ergebnisse, die mit diesem Auto möglich sind." Kommende Saison soll es aber noch besser werden.
Hinter Mercedes liegt aktuell Ferrari – und Scuderia-Pilot Carlos Sainz macht vor dem Rennen eine klare Ansage: Die Italiener wollen noch an den Silberpfeilen vorbei. "Wenn wir im letzten Saisondrittel einen perfekten Job machen, dann können wir uns den zweiten Schlussrang sichern", sagte der Spanier. Er ist überzeugt: Im Vergleich zu direkten Gegnern sei bei Ferrari "die Entwicklungsrate hoch. In den vergangenen Jahren hatte ich den Eindruck, dass wir bei der Verfeinerung des Fahrzeugs Mercedes und Red Bull hinterherhinken, aber in diesem Jahr ist das anders."
Warum ist der Kurs in Singapur so besonders?
Singapur ist mittlerweile ein moderner Klassiker, auch die Fahrer mögen die Strecke – obwohl das Layout äußerst kraftraubend ist. Die für einen Stadtkurs üblichen 90-Grad-Kurven gibt es zuhauf, untypisch aber: Die Strecke ist sehr breit, die Geraden erinnern eher an eine Autobahn als an die engen Gassen von Monaco. Die Boliden werden hier sehr schnell, die Bremspunkte sind hart, das Überholen ist dennoch schwierig.
Der aerodynamisch äußerst effiziente RB19 hat in schnellen Kurven seinen größten Vorteil, zumindest dieser ist ihm in Singapur genommen. Und so hofft man bei Mercedes, Aston Martin und auch McLaren auf ein bisschen weniger Rückstand als sonst. Ferrari befindet sich nach dem überraschend guten Abschneiden beim Heimrennen in Monza im Aufwind, in Singapur könnte aber alles schon wieder ganz anders aussehen. Und zu groß sollten die Sorgen bei Red Bull vielleicht auch nicht sein: Eine Stärke des Autos ist schließlich seine Vielseitigkeit. Mit großer Sicherheit wird es auch in Singapur konkurrenzfähig sein.
Wann ist der Titelkampf entschieden?
Max Verstappen wird sich noch ein bis zwei Rennen gedulden müssen, in Japan (24. September) oder Katar (8. Oktober) dürfte sein nächster WM-Titel auch rechnerisch feststehen.
Eine Entscheidung könnte aber tatsächlich schon in Singapur fallen: Die Konstrukteurs-WM wird bei maximal günstigem Verlauf für Red Bull am Sonntag entschieden. Ein Doppelsieg für Verstappen und Sergio Perez müsste her, gleichzeitig müsste Mercedes komplett leer ausgehen – dann wäre Red Bull zum zweiten Mal in Folge und zum sechsten Mal überhaupt Team-Weltmeister. Es ist ein unwahrscheinliches Szenario, vermutlich dauert es doch noch eine Woche länger.
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID
- formula1.com: "Wolff says Mercedes ‘need a step like McLaren and Aston Martin’ to battle with Red Bull"
- speedweek.com: "Carlos Sainz: Was Ferrari jetzt dringend braucht"