Formel 1 vor einer "Armee" in Orange Ein Volksfest für Max Verstappen
Der Weltmeister könnte beim Heimrennen den nächsten Schritt Richtung Titelverteidigung machen. Und was ist mit Mick Schumacher? Die wichtigsten Fragen.
So orange wie an diesem Wochenende ist die ja ohnehin sehr orange Formel 1 nie, der Große Preis der Niederlande in Zandvoort steht auf dem Programm. Das Rennen am Sonntag (ab 15 Uhr im Liveticker bei t-online) ist emotionaler Höhepunkt des Jahres für die reisefreudigen Fans des Weltmeisters, die ihren Helden ausnahmsweise mal vor der eigenen Haustür feiern dürfen. Und sie gehen unbeschwert in dieses Wochenende – die Fallhöhe liegt bei null: Schon Anfang September zweifelt niemand mehr am erneuten Titelgewinn. Alles scheint vorbereitet für ein Volksfest für Max Verstappen.
Gewinnt Max Verstappen erneut?
Alles andere wäre eine Überraschung. Denn der Weltmeister ist in überragender Form, konnte bereits neun der bisherigen 14 Saisonrennen gewinnen. Erst am vergangenen Wochenende beim Großen Preis von Belgien in Spa demonstrierte der 24-Jährige seine Überlegenheit, krönte seine Aufholjagd von Platz 14 auf 1 mit dem Sieg. Und: Ein Ende ist nicht in Sicht. Red-Bull-Berater Helmut Marko schwärmte im Vorfeld: "Das ist eine Leichtigkeit, mit der er momentan diese Leistungen bringt, das ist unbeschreiblich."
Dazu könnte Verstappen eine besondere Bestmarke anvisieren: Der Rekord für die meisten Siege in einer Formel-1-Saison steht bei 13, die Bestmarke teilen sich Michael Schumacher (2004) und Sebastian Vettel (2013). Verstappen hat mit Zandvoort noch acht Rennen Zeit, um den Rekord mindestens einzustellen. "Es wird großartig sein, dass mich meine Familie unterstützt", sagte der Niederländer. "Es wird ziemlich verrückt." Schon 2021 beim Comeback in den Dünen nach 36 Jahren ließ Verstappen seine Heim-Fans jubeln. Und noch ein Rekord könnte in den letzten Rennen fallen: Die Bestmarke für den WM-Triumph mit dem größten Punktevorsprung hält Sebastian Vettel (155 Zähler vor Fernando Alonso 2013) – noch.
Wie sieht es im Titelrennen aus?
Aktuell spricht also alles für einen erneuten Weltmeister Verstappen. Der Niederländer und Red Bull scheinen selbst dem größten Konkurrenten Ferrari enteilt, die Scuderia scheitert dazu immer wieder an sich selbst. 98 Punkte Vorsprung hat Verstappen aktuell auf seinen vermeintlichen Rivalen Charles Leclerc im Ferrari. Selbst eine Siegesserie würde den Monegassen nur langsam heranbringen – dazu müsste Verstappen auch noch eine plötzliche Schwächephase haben. Erst dann würde sein Vorsprung schrumpfen.
Kommt Ferrari noch mal zurück?
Das ist zumindest die Hoffnung der italienischen Fans und der traditionsreichen Scuderia selbst. Denn der Saisonstart verlief doch so vielversprechend, Leclerc galt nach starken ersten Rennen als Titelkandidat. Mittlerweile aber ist der Monegasse in der Fahrerwertung auf Platz drei abgestürzt. Es wird also ganz schwer. Schon am vergangenen Wochenende beim ersten Grand Prix nach der Sommerpause wurde Ferrari von Red Bull deklassiert, es gab die nächste schmerzhafte Vorführung. Auch auf Teamchef Mattia Binotto wird der Druck immer größer. "Wir müssen versuchen, uns zu verbessern", sagt Binotto. Leclerc bleibt realistisch: "Ich denke nicht, dass es nächste Woche ein paar Wunder geben wird, dass wir ganz nah an Red Bull sind."
Wer steht sonst im Blickpunkt?
Ziemlich viele Blicke richten sich im Moment auf Mick Schumacher. Der 23-Jährige wird ab dem Jahresende wohl nicht mehr Teil der Ferrari-Akademie sein. Sein Fördervertrag, so ist zu hören, läuft aus – Schumacher ist ja auch längst Stammpilot in der Formel 1. Ansonsten ist die Zukunft ab 2023 ungewiss: Ob er auch im kommenden Jahr für das kleine Haas-Team fährt, bleibt fraglich, ohne vertragliche Bindung an Ferrari ist er nun allerdings auch eine Option für andere Teams. Für Schumacher ist momentan damit jedes Rennen eine Bewerbungsfahrt.
Interessant bleibt auch der Fall Oscar Piastri. Der Australier, der bislang noch kein Formel-1-Rennen bestritten hat, will zu McLaren, Alpine erhebt allerdings Ansprüche auf seine Dienste. Ein Schiedsgericht soll das nun klären, bis zu einer Entscheidung dürfte auch der restliche Transfermarkt ruhen.
Was ist eigentlich mit Porsche und Red Bull?
Seit Monaten schon wartete die Formel 1 auf die Verkündung dieser klangvollen Partnerschaft, Mitte August waren dann endlich die Voraussetzungen geschaffen: Der Weltverband FIA verkündete das Motoren-Reglement für 2026 und die Folgejahre. Nun hätte eigentlich alles ganz schnell gehen können, doch daraus wurde bislang nichts. Konzernschwester Audi verkündete den Einstieg bereits, bei Porsche dagegen schweigt man weiterhin. Offenbar, so berichtet das Fachmagazin "auto motor und sport", wird noch um den Einfluss gerungen, den Porsche nach einem kostspieligen Einstieg bei Red Bull langfristig haben will. Eigentlich wäre ja das Verstappen-Heimspiel ein stimmungsvoller Rahmen für eine Verkündung – momentan deutet aber wenig darauf hin.
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID