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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Narziss und Goldmund" Wuppertaler Schauspieler spielt neben deutschen Kino-Stars
Für den Schauspieler Marius Theobald war die Nebenrolle der Hesse-Verfilmung "Narziss und Goldmund" etwas ganz Besonderes. t-online.de sprach mit dem Darsteller, der mit seiner Frau im Herzen von Elberfeld wohnt.
t-online.de: Herr Theobald, Generationen von Schülern mussten "Narziss und Goldmund" im Deutsch-Unterricht lesen. Wie war das bei Ihnen?
Marius Theobald: Ich musste es nicht in der Schule lesen. Ich hatte auf Bücher, die wir im Unterricht lesen mussten, ohnehin keinen Bock. Das bereue ich heute. Denn da waren ja auch gute Theaterstoffe dabei.
Sie spielen eine Nebenrolle in dem Film. Wie kam es dazu?
Ich bekam eines Morgens einen Anruf von meiner Agentur und am nächsten Tag war ich gegen 8 Uhr beim Dreh in Prag. Das war eine ganz spontane Aktion, da bin ich sehr flexibel.
Welche Rolle spielen Sie in dem Klassiker?
Ich bin Alfred, das ist der Lieblingsgeselle von Meister Niklaus, der von Uwe Ochsenknecht gespielt wird. Ekel Alfred sozusagen, denn er macht Goldmund schlecht, um seine Stellung zu behalten. Ich habe den Kontrast zum sympathischen Hauptdarsteller Goldmund geliefert. In einem Film-Abschnitt von 15 bis 20 Minuten tauche ich immer mal wieder auf. Der Textumfang ist begrenzt, ich konnte im Flugzeug lernen. Ich habe außerdem ein ganz gutes Textgedächtnis, das ist trainiert.
Woher stammt das?
Ich bin ja sozusagen vor der Kamera aufgewachsen. Mit vier Jahren hatte ich meine erste Rolle. Mit sechs Jahren wurde ich von einer Agentur gecastet. Dann habe ich bis dreizehn bei fünf RTL-Staffeln von 'Ritas Welt' mit Gaby Köster in der Hauptrolle mitgespielt. In den Sommerferien war ich meist sechs Wochen am Set. Später auch nach der Schule. Andere gingen mit ihren Kumpels Fußball spielen, ich habe gedreht. 'Ritas Welt' war für mich der Himmel meiner Kindheit. Ich habe dann aber erst einmal Pause gemacht, um mein Abi an der Gesamtschule Langerfeld zu machen. Das Psychologie-Studium an der Uni Wuppertal war nichts für mich und ich habe dann die Theaterakademie in Köln besucht. 2016 habe ich meinen Abschluss gemacht.
Jetzt also die erste Kino-Rolle. Welche Unterschiede gibt es zum Serien-Dreh?
Das war für mich eine unfassbare Erfahrung. Einen Dreh in dieser Größe habe ich noch nicht gemacht. Ein sehr cooles Gefühl. Am Set herrschte Professionalität und Spaß zugleich. Ich wurde auch als No-Name toll aufgenommen. In den vergangenen 15 Jahren ist das sicher das Highlight meiner Schauspielerkarriere.
Wie war der Umgang mit Star-Schauspiel Uwe Ochsenknecht?
Das ist ein alter Profi, der auf den Punkt da ist. Er geht seine Auftritte sehr fröhlich an, ist gut drauf am Set. Er ist immer pünktlich, strahlt eine Sicherheit aus, die er auch auf mich übertragen hat. Ich habe ihn mal bei einer Taxifahrt nach einer Kritik über mich gefragt. Da hat er gesagt: 'Solange der Regisseur nicht meckert, machst du deinen Job gut.' Und der hat nicht gemeckert. Ich habe sehr viel Wertschätzung gespürt. Schon cool, wenn man merkt, dass man dazugehört.
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Welche Szene ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Wir haben eine Szene gedreht, bei dem Schweine zu sehen waren. Die war eigentlich ganz gut gelaufen. Plötzlich hieß es aber: 15 Minuten Pause. Ich dachte: 'Was ist denn jetzt los?' Da sagte einer von der Crew, dass die Schweine zu sauber seien. Also mussten die erst einmal dreckig gemacht werden, damit das real aussah. Die Detailverliebtheit war unglaublich. Mir wurden auch vor jeder Einstellung die Zähne gelb gepinselt. Der Film spielt ja in der Zeit des Mittelalters.
"Narziss" steht für den frommen, asketisch lebenden Klosterschüler, "Goldmund" ist einer, der ausbricht, die Welt kennenlernen will. Welches Lebensmodell gefällt Ihnen persönlich besser?
Ui, keine leichte Frage. Ich finde beide Seiten faszinierend. Ich engagiere mich in der Credo Kirche, einer freien evangelischen Kirchengemeinde, ich kann die Werte von Narziss deshalb teilen. Andererseits finde ich auch Gefallen am künstlerischen Ausbruch eines Goldmunds. Ich nehme von beiden Seiten etwas mit, stehe also in der Mitte.
Hat sich aus Ihrer Kino-Rolle schon etwas Neues ergeben?
Noch nicht, der Film läuft ja gerade erst an. Aber ich hoffe natürlich, dass mehr daraus wird. Bis dahin bin ich Hausmann, koche und putze. Meine Frau arbeitet bei der Stadt Wuppertal, sie bringt die Brötchen nach Hause (lacht). Ich habe noch Nebenjobs bei einer Kinder- und Jugendwohngruppe und führe Regie bei 'Vorhang auf', einer CVJM-Theatergruppe in Oberbarmen. Und dann gebe ich Flüchtlingen noch Nachhilfe in Deutsch, Mathe und Englisch. Alles flexible Sachen, die man leicht bei einem Engagement unterbrechen kann. Um mich weiterzuentwickeln, trainiere ich zudem regelmäßig mit Schauspielkollegen.
Was streben Sie als Schauspieler an?
Ein Traum wäre es natürlich, wenn ich wie bei 'Ritas Welt' wieder eine feste Rolle in einer Serie bekommen würde, wenn man mit meinem Namen etwas Gutes verbinden würde. Aber die Konkurrenz ist recht groß.
Rein äußerlich würden Sie mit ihren roten Haaren prima in die Verfilmung des Lebens der Kelly-Family passen.
Das habe ich schon öfter gehört, würde ich auch gerne machen. Von entsprechenden Filmplänen habe ich aber noch nichts gehört. (lacht)
- Gespräch mit Marius Theobald