Wiesbaden Brückensperrung in Wiesbaden: Große Verkehrsprobleme drohen
Nach der plötzlichen Sperrung einer wichtigen Autobahnbrücke bei Wiesbaden drohen in der hessischen Landeshauptstadt auf unbestimmte Zeit erhebliche Verkehrsprobleme. "Es bleibt spannend die nächsten Tage", sagte ein Polizeisprecher am Montag. Wegen der gesperrten Salzbachtalbrücke der Autobahn 66 hatte es im Berufsverkehr zum Start in die Woche auf einigen Strecken erhebliche Verzögerungen gegeben.
Auf mehreren Hauptverkehrsadern bildeten sich lange Staus. Polizisten ersetzten an Kreuzungen teils die Ampeln, um den Verkehr fließender zu machen. Es gebe ein Konzept, das jeden Tag an das aktuelle Geschehen angepasst werde, sagte ein Polizeisprecher. Wegen großer Risse, einer Absenkung und heruntergestürzter Betonteile war die Brücke am Freitagabend überraschend gesperrt worden. Das betrifft auch die Straßen und wichtige Bahngleise, die unter der Brücke verlaufen.
Auf der A66 aus dem Rheingau kommend bildete sich in Fahrtrichtung Frankfurt teils ein mehrere Kilometer langer Stau. Um die Verkehrsentwicklung auf der Autobahn und den Ausweichstrecken besser beobachten zu können, setzte die Polizei auch einen Hubschrauber ein.
Die empfohlene Umleitung verläuft über den Mainzer Autobahnring auf der anderen Rheinseite. Gesperrt ist auch die unter der Brücke verlaufende B263 (Mainzer Straße). Zudem ist der Hauptbahnhof Wiesbaden vom Bahnverkehr weitgehend abgekoppelt. Ab Mainz-Kastel und Wiesbaden-Biebrich fahren Ersatzbusse.
Allerdings standen an den Haltestellen und auch in den Bussen die Menschen am Morgen teils dicht gedrängt und konnten die Corona-Abstandsregeln nicht einhalten. Aus Angst vor einer Infektion entschieden sich einige Pendler, sich lieber ein Taxi zu teilen, wie Augenzeugen berichteten. Der Polizeisprecher nannte die betroffenen Bahnverbindungen "mit das allergrößte Problem" für die Pendler und verwies auf die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.
"Wegen der gesperrten Autobahnbrücke können auch Züge den Wiesbadener Hauptbahnhof nicht anfahren", teilte eine Bahn-Sprecherin in Frankfurt mit. "Derzeit wird mit allen Beteiligten am weiteren Verkehrskonzept gearbeitet." Die für die Brücke zuständige Autobahn GmbH des Bundes habe eine Steuerungsgruppe für das weitere Vorgehen eingerichtet.
Auf ihrer Internetseite teilte die Bahn mit, dass unter anderem bis auf weiteres keine ICE-Züge im Wiesbadener Hauptbahnhof halten. Davon sind auch die Strecken unter anderem von Köln nach Mannheim betroffen - es kommt zu Umleitungen und Verspätungen. Derzeit verkehren nach Angaben der Bahn auch keine Regionalzüge und S-Bahnen, mit Ausnahme der Regionalzüge Wiesbaden - Niedernhausen - Limburg (Lahn).
Die Salzbachtalbrücke ist nicht das erste Mal in den Schlagzeilen. Ursprünglich sollte die marode Brücke vom Frühjahr 2019 an neu gebaut werden. Bei Vorbereitungen montierte eine Firma eine Transportschiene am nördlichen Brückenteil falsch und beschädigte dadurch das Bauwerk. Daraufhin musste die Zahl der Fahrspuren reduziert werden - die Brücke wurde im Rhein-Main-Verkehr zum Nadelöhr.
Auch beim derzeitigen Neubau der nahe gelegenen Schiersteiner Brücke hatte es massive Pannen gegeben. Bei den Arbeiten war im Februar 2015 ein Pfeiler abgesackt und hatte die Region in ein wochenlanges Verkehrschaos gestürzt, weil die Autobahnbrücke über den Rhein zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz komplett gesperrt werden musste.
Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) warb am Montag bei allen Verkehrsteilnehmern um Verständnis für die schwierige Situation. "Es war richtig und absolut notwendig, dass die Autobahn GmbH des Bundes die Salzbachtalbrücke und in der Folge die darunterliegende Bahnstrecke und Straßen am Freitag sofort gesperrt hat", erklärte er. Sicherheit müsse immer absolute Priorität haben. "Mir ist bewusst, dass viele Menschen in der Region heute und in der nächsten Zeit starke Nerven brauchen, weil sie für ihren Weg zur Arbeit, Ausbildung oder Schule deutlich länger unterwegs waren und sind", erklärte der Minister.
Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände reagierte entsetzt auf die Vollsperrung. "Das darf doch nicht wahr sein!", teilte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Klaus Rohletter, mit. Erneut drohten lange Staus. Bürger und Unternehmen erwarteten vorausschauende Schadensvermeidung durch eine Bestandspflege der Verkehrsinfrastruktur.
Auch die Wiesbadener Industrie- und Handelskammer (IHK) schlug Alarm: "Die Vollsperrung der Salzbachtalbrücke mit allen ihren Konsequenzen stürzt die Region rund um Wiesbaden ein weiteres Mal in ein Verkehrschaos." Im Unterschied zur Situation rund um die Schiersteiner Brücke sei dieses Mal auch der Zugverkehr erheblich betroffen, mahnte die IHK. "Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist per Bahn praktisch nicht mehr zu erreichen."
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund erinnerte angesichts der teils sehr vollen Ersatzbusse an die Maskenpflicht. Parallel seien die Busfahrerinnen und Busfahrer dazu angehalten, an jeder Haltestelle alle Türen für die entsprechende Durchlüftung zu öffnen sowie die Lüftungsanlagen der Fahrzeuge entsprechend einzustellen, teilte der RMV mit.