Klimawandel Verband: Kommunen müssen Trinkwassermangel vorbeugen

Samstag ist Tag des Wassers, diesmal unter dem Motto "Erhalt der Gletscher". Die spielen mit Blick auf die Trinkwasserversorgung eine Rolle. Warum Verbraucher mit steigenden Preisen rechnen müssen.
Um Menschen auch in einigen Jahren trotz Klimawandels mit genügend Trinkwasser versorgen zu können, müssen Kommunen aus Sicht der Landeswasserversorgung Vorkehrungen treffen. Dazu zählt laut Sprecher Bernhard Röhrle etwa, vor Ort bislang nicht genutzte oder vernachlässigte Ressourcen zu erschließen - anstatt sich nur auf die Fernversorgung zu verlassen.
Das politisch, finanziell und baulich umzusetzen koste Zeit. "Da vergehen Jahre", sagte Röhrle. Kommunen seien aber verpflichtet, die Wasserversorgung sicherzustellen und dabei auf zwei verschiedene Standbeine zu setzen.
Trinkwasserpreise dürften deutlich steigen
Die dafür nötigen Investitionen gingen unter Umständen in die Millionen, räumte er ein. Die Ausgaben rechnen sich laut Röhrle über viele Jahre und werden auf zahlreiche Einwohner umgelegt. Dennoch könnte es sein, dass in 20 Jahren der Trinkwasserpreis im Schnitt von 30 auf 50 Cent pro Einwohner und Tag steige.
Folgen des Klimawandels spürbar
Wassermangelgebiete im Südwesten seien die Schwäbische Alb, Hohenlohe und der mittlere Neckarraum. Manche bevölkerungsreiche Städte wie Stuttgart, Esslingen und Ludwigsburg hätten im Grunde keine eigene Wasserversorgung.
In den nächsten 30 Jahren könnte die Trinkwasserneubildung im Grundwasser der Kommunen Baden-Württembergs den Angaben zufolge um 15 bis 50 Prozent sinken. Ortsnahe Brunnen und Quellen könnten im Sommer versiegen.
Seit 1881 sei der Jahresniederschlag zwar um sieben Prozent gestiegen, die Verdunstung aber um zwölf Prozent. "Wir müssen in Baden-Württemberg mit regionalem und zeitlichem Wassermangel rechnen", betonte Röhrle. Durch die Gletscherschmelze schrumpften die Süßwasservorkommen.
Ökosystem Bodensee in Gefahr
Kaum betroffen ist indes der Bodensee als Trinkwasserspeicher, wie Teresa Brehme von der Bodensee-Wasserversorgung sagte. Diese entnehme Deutschlands größtem Binnengewässer deutlich weniger als hineinfließe.
Infolge der Erwärmung zirkuliere das Wasser aber weniger. Seit 2018 habe es keine vollständige Umwälzung mehr gegeben. Folgen für das Ökosystem seien etwa steigende Phosphor- und sinkende Sauerstoffwerte. Dies spiele in der Aufbereitung des Trinkwassers eine Rolle, erklärte Brehme. Steigt der Preis des Bodenseewassers, könnte eine Vor-Ort-Versorgung im Vergleich günstiger sein.
So viel Wasser wird pro Kopf verbraucht
Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamts gewannen die öffentlichen Wasserversorger im Jahr 2022 insgesamt rund 700 Millionen Kubikmeter Trinkwasser für Bevölkerung und Wirtschaft. Jede Einwohnerin und jeder Einwohner im Land habe im Schnitt 123 Liter Trinkwasser am Tag verbraucht. Dies stamme zu gut 70 Prozent aus Grundwasser und zu knapp 30 Prozent aus Oberflächenwasser, insbesondere aus dem Bodensee.
Noch weitaus mehr Wasser benötigte den Angaben nach die Energiewirtschaft mit rund 1.800 Millionen Kubikmetern. Als Kühlwasser diene fast ausschließlich Flusswasser. Das produzierende Gewerbe kam auf rund 360 Millionen Kubikmeter, Land- und Forstwirtschaft sowie Dienstleistungsbereiche auf knapp 30 beziehungsweise 25 Millionen Kubikmeter Wasser.
"Wasser lässt sich sparen, jedoch nicht ersetzen", teilte die Behörde anlässlich des Weltwassertags an diesem Samstag mit. Dass der individuelle Verbrauch seit 2010 von 115 Litern auf 123 Liter pro Kopf gestiegen sei, liege vermutlich an trockeneren und wärmeren Sommern, die die Nachfrage steigen ließen.
Die Landeswasserversorgung beliefert rund drei Millionen Menschen in 250 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg und kleinen Teilen Bayerns mit Trinkwasser, darunter Stuttgart und Ulm. Das Wasser stammt zum Teil aus den Grundwasservorkommen der Schwäbischen Alb in der Region zwischen Ulm und Heidenheim sowie aus der Donau. Die Bodensee-Wasserversorgung versorgt 320 Städte und Gemeinden mit etwa vier Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen. Zudem gibt es in Baden-Württemberg die Wasserversorgung Nordostwürttemberg und die Wasserversorgung Kleine Kinzig.
- Nachrichtenagentur dpa